Der Teenager im Erwachsenensport

APA9856480-2 - 17102012 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - Dominic Thiem (AUT) während seines Spiels gegen Lukas Lacko (SVK) anl. der Erste Bank Open am Mittwoch, 17. Oktober 2012, in der Wiener Stadthalle. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Dominic Thiem ist Nummer 309 der Welt – und hat keinen Jüngeren vor sich. Die neue Entwicklung.

Dominic Thiem ist die Nummer 309 der Weltrangliste. Kein Grund, um Jubelchöre anzustimmen. Und doch verbirgt sich in diesem Ranking überaus Erfreuliches: Der Niederösterreicher, seit 3. September 19 Jahre alt, hat in der ATP-Weltrangliste keinen Spieler vor sich, der noch jünger ist. Nur zwei U-20-Spieler sind besser platziert als er, der Tscheche Jiri Vesely (Nummer 262) und der Japaner Taro Daniel (282).

Kein Teenager scheint derzeit in den Top 250 auf. Vorbei sind die Zeiten, in denen Boris Becker mit 17 in Wimbledon gewann (1985) und der ebenso 17-jährige Michael Chang in Paris (1989). Günter Bresnik, Trainer von Thiem und unter anderem langjähriger Daviscup-Kapitän nennt den Hauptgrund für die Altersverschiebung im Tennis: Das Ranglisten-System. "Die Abwertung der kleineren Turniere schützt die etablierten, routinierten Spieler."
Für einen Future-Titel gibt es meistens 18 Punkte, für einen Erstrundensieg bei den ganz großen Turnieren 45. "Wenn ein Junger zehn Futures gewinnt, steht er dennoch nur auf einem Platz um 200." Nicht der einzige Grund.

"Früher beendeten die Spieler fast ausschließlich mit 30 die Karriere, heuer spielen sie länger und sind dank ihrer Routine meist auch erfolgreich", erklärt Bresnik. Deshalb gibt es diese Tendenzen. Das Eintrittsalter in die Top 100 liegt zwischen 24 und 25 Jahren, das Durchschnittsalter der Top 100 bei 27. Österreichs Ass Jürgen Melzer, seit 22. Mai 31 Jahre, gehört noch nicht zu den Ältesten (siehe unten).

Die drei besten Österreicher hinter Melzer haben aufgrund der neuen Entwicklung im Tennis noch keinen Druck. Andreas Haider-Maurer ist 25 und die Nummer 112, Michael Linzer ist 23 und die Nummer 278, drei Plätze dahinter rangiert der 22-jährige Melzer-Bruder Gerald. Thiem ist der jüngste Österreicher in den Top 1000, in denen mit Dennis Novak (726) und Patrick Ofner (734) noch zwei U-20-Spieler aus Österreich stehen.

Umstellung

Mit der Entwicklung seines Schützlings ist Bresnik zufrieden, mit dem Ranking nicht: "Dominic war heuer oft verletzt und krank, unsere Zielvorgabe unter den Top 200 zu stehen, haben wir verfehlt." 2013 soll es steil nach oben gehen, Thiem hat in der ersten Jahreshälfte kaum Punkte zu verteidigen. "Wir werden auch verstärkt Challenger (eine Ebene über den Future-Turnieren, Anm.) und Qualifikationen für ATP-Turniere spielen", sagt Bresnik, der Thiem derzeit auf Teneriffa auf 2013 vorbereitet.

Die ältesten Top-100-Spieler

Nr. 91: Ramirez-Hid. (Sp) 6.1.’78
Nr. 21: Haas (D) 3.4.’78
Nr. 87: Russell (USA)1.5.’78
Nr. 31: Stepanek (Tch) 27.11.’78
Nr.100: Karlovic (Kro)28.2.’79
Nr. 63: Llodra (F)18.5.’80

Der älteste Top-Ten-Spieler

Nr. 2: R. Federer (CH) 8.8.’81

Die jüngsten Top-100-Spieler

Nr. 52: Tomic (Aus)21.10.1’92
Nr. 69: Harrison (USA)7.5.’92
Nr 48: Dimitrov (Bul)16.5.’91
Nr. 78: Kusnezow (USA)22.2.’91
Nr. 13: Raonic (Kan)27.12.’90
Nr. 46: Goffin (Bel)7.12.’90

Der jüngste Top-Ten-Spieler

Nr. 7: Del Potro (Arg)23.9.’88

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