Sturm Graz schießt Rapid in die Krise

Der Mann der Stunde: Sturm-Coach Foda darf wieder jubeln.
Der Tabellenführer bleibt weiter makellos - gegen den Rekordmeister eroberte Sturm Graz einen 2:1-Auswärtssieg.

Der Bundesliga-Fehlstart von Rapid geht weiter. Gegen den weiter ungeschlagenen Tabellenführer Sturm Graz setzte es vor heimischem Publikum eine 1:2-Niederlage. Während die Steirer damit ihren perfekten Saisonstart prolongieren und nach fünf Spieltagen beim Punktemaximum von 15 Zählern halten, ist Rapid mit fünf Punkten aus ebensovielen Spielen so schlecht wie noch nie in die Bundesliga-Saison gestartet.

Ex-Rapidler Deni Alar brachte die Gäste schon nach einer Viertelstunde in Führung (17.). Nach Wiederanpfiff erhöhte Thorsten Röcher auf 2:0 aus Sicht der Gäste (53.). Stephan Auer gelang nach Vorlage des eingewechselten Joelinton nur noch Ergebniskorrektur (66.).


Fußball-Bundesliga - 5. Spieltag
Rapid Wien Sturm Graz 1:2 (0:1)
Wolfsberger AC Flyeralarm Admira 2:0 (0:0)
Red Bull Salzburg SKN St. Pölten So., 16.30 Uhr
LASK Linz SCR Altach So., 16.30 Uhr
SV Mattersburg Austria Wien So., 19.00 Uhr

Falls es vor der fünften Runde noch nicht klar war – nach dem 1:2 gegen Sturm steht es fest: Rapid hat neben vielen Problemen abseits des Rasens auch eine sportliche Krise. Die Grazer geben hingegen einen makellosen Tabellenführer ab, mit bereits zehn Punkten Vorsprung auf Rapid.

Der Klassiker hatte ein bemerkenswertes Vorspiel: Im Fan-Block wurde eine riesige, also vom Verein zumindest geduldete Fan-Botschaft entrollt: „Die wahren Verbrecher hier seid ihr: Journalisten – Terroristen.“ Gemeint waren vermutlich nicht die Terroranschläge in Barcelona oder Turku, sondern kritische Medienberichte über die beiden von „Fans“ verursachten Spielunterbrechungen.

Zum Sportlichen: Goran Djuricin hatte seine Startelf so durchgewirbelt, wie es dem ganzen Verein in den letzten beiden Wochen gegangen war: Max Hofmann und Thomas Schrammel kamen neu in die Viererkette, Boli Bolingoli rückte nach vorne, neben ihm bekam Steffen Hofmann wieder eine Chance im Zentrum. Ganz vorne spielte Giorgi Kvilitaia erstmals seit der gegen Sturm erlittenen Verletzung von Beginn an.

Auch die erste Chance hatten die Hütteldorfer: Nach einem Getümmel scheiterte Louis Schaub an Tormann Jörg Siebenhandl (10.).

Grazer Uhrwerk

Sturm-Trainer Franco Foda hatte hingegen auf die erfolgreiche und mittlerweile gut eingespielte Formation im 3-4-2-1 vertraut. Das wirkte sich gleich beim ersten Konter aus: Kvilitaia hatte einen schlimmen Fehlpass gespielt und setzte nicht nach. Im Gegensatz zu den flotten Grazern – Peter Zulj spielte wie in den letzten Wochen den öffnenden Pass, Thorsten Röcher legte quer und Deni Alar brauchte nur ins leere Tor einzuschieben (17.). Rund zehn Prozent der 20.200 Zuschauer freuten sich. Der Ex-Rapidler selbst verzichtete auf den Torjubel. Beschimpft wurde Sturms Goalgetter vom „Block West“ später trotzdem.

Rapid hatte nur noch eine Chance durch Steffen Hofmann (19.), ansonsten stieg mit der Verunsicherung die Fehlerquote stark an. Sturm lauerte auf Konter, Richard Strebinger parierte gegen Philipp Huspek (28.).

Nach der Pause sollte Joelinton statt Kvilitaia den Umschwung bringen, aber Sturm hatte alles im Griff und zwischenzeitlich über 70% gewonnene Zweikämpfe. Ein ehemaliges Rapid-Talent ragte dabei noch heraus: Peter Zulj setzte sich gegen Stephan Auer durch, auf den feinen Pass folgte ein noch besseres Dribbling von Stefan Hierländer. Thorsten Röcher verwertete die perfekte Flanke per Kopf (53.).

Sollte auf das bereits fünfte Sturm-Tor nach einer Flanke ein Rekord folgen? Die Grazer waren noch nie mit fünf Siegen in Folge in die Bundesliga gestartet.

Zumindest spannend

Rapid hielt mit einer Serie dagegen: Auch im 14. Spiel in Folge wurde gegen Sturm getroffen. Joelinton hatte Lykogiannis ganz alt aussehen lassen, den Querpass verwertete Stephan Auer (60.). Nach einem Solo von Philipp Schobesberger lag das 2:2 in der Luft. Doch Hofmann schoss aus bester Lage einen seiner schwächeren Freistöße.

Schobesberger sorgte bei seinem ersten Profi-Einsatz seit November 2016 (ebenfalls gegen Sturm) zwar für Schwung, gefährlich wurde Rapid aber kaum noch.

Wien, Allianz-Stadion, SR Schüttengruber

Tor: 0:1 Alar (17.), 0:2 Röcher (53.), 1:2 Auer (60.)

Rapid: Strebinger - Pavelic, Hofmann, Wöber, Schrammel (61. Schobesberger) - Auer, Schwab - Schaub, Hofmann (76. Keles), Bolingoli - Kvilitaia (46. Joelinton)

Sturm: Siebenhandl - Koch, Maresic, Lykogiannis - Hierländer, Lovric (80. Jeggo), Zulj, Potzmann - Huspek (88. Schoissengeyr), Alar (73. Zulechner), Röcher

Gelbe Karte: Schaub (31.), M. Hofmann (90.) bzw. Potzmann (59.), Lykogiannis (67.), Hierländer (86.)

Goran Djuricin (Trainer Rapid): "Wir haben aufgrund der ersten Hälfte verloren, da hatten wir 33 Prozent Zweikampfquote, das ist unter jeder Kritik. Wir hatten viel Ballbesitz, aber nicht den nötigen Nachdruck. Wir sind derzeit nicht effizient. In der zweiten Hälfte haben wir zehn Minuten gebraucht, bis wir ins Spiel gekommen sind, dann haben wir fast auf ein Tor gespielt. Es ist aber schwierig, wenn da 40 Beine herumstehen. Wir haben es nicht geschafft, Chancen zu kreieren. Ich kann den Spielern aber in der zweiten Hälfte nichts vorwerfen, sie haben alles probiert, aber letzte Pass kam nicht an. Wir machen viele technische Fehler, wobei jeder weiß, dass wir technisch sehr versiert sind. Wir müssen positiv in die Zukunft schauen und analytisch bleiben. Es bringt nichts, zu viel Emotionen reinzuschmeißen und alles zu hinterfragen. Wir haben nicht 0:5 verloren."

Franco Foda (Trainer Sturm Graz): "Es war ein sehr temporeiches, intensives Spiel von beiden Mannschaften. Auch wenn große Möglichkeiten gefehlt haben, hat es Spaß gemacht, zuzuschauen. Die ersten zehn Minuten war Rapid besser und hatte da auch eine gute Chance. Danach waren wir besser im Spiel. Der Schlüssel zum Erfolg war die Kompaktheit gegen den Ball, so haben wir auch unser erstes Tor erzielt. Nach der Pause waren wir viel besser im Spiel. Nach dem Anschlusstreffer hat Rapid zehn Minuten lang brutalen Druck ausgeübt, da hatten wir einiges zu überstehen, aber in den letzten 15, 20 Minuten haben wir uns wieder gefangen. Wir haben einen klaren Elfer an Röcher nicht bekommen, auch vor dem Rapid-Tor hat es ein klares Foul an Röcher gegeben. Ich bin lange genug im Geschäft, deswegen bin ich auch in so einer Erfolgsphase bodenständig."

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