Es war der Auslöser einer Lawine bei Red Bull: Genau heute vor fünf Jahren legte Ricardo Moniz sein Amt als Trainer bei Salzburg zurück, obwohl er erst ein paar Wochen davor das erste Double der Klubgeschichte geholt hatte.
Wie der Rücktritt öffentlich wurde, war schon kurios. Es begann mit einem belanglosen Chat an einem gar nicht sommerlichen Juni-Nachmittag unter Journalisten. Thema waren mögliche weitere Salzburg-Transfers. Der Kollege eines Internetsportportals, der ein ziemlich enges Verhältnis zum eigenwilligen Niederländer gepflegt hatte, meinte schlussendlich, er werde Moniz deshalb anrufen.
Zehn Minuten später kam von jenem Kollegen eine SMS-Nachricht: "Wahnsinn! Moniz ist zurückgetreten." Ein weiterer Anruf beim damaligen Salzburger Pressesprecher brachte die Bestätigung des völlig Unerwarteten einen Tag nach dem offiziellen Trainingsstart und zwei Tage vor dem ersten gemeinsamen Training.
Streit
Der Niederländer hatte überreagiert, nachdem es am Vormittag des 12. Juni eine verbale Auseinandersetzung mit der gerade neu installierten medizinischen Abteilung gegeben hatte, die sich laut Moniz in die Trainingsplanung einmischen wollte.
Nicht einmal eine Stunde später der Sinneswandel: Der Niederländer wollte plötzlich vom Rücktritt zurücktreten. Doch da war es zu spät. Denn zu diesem Zeitpunkt war schon Red-Bull-Boss Didi Mateschitz informiert worden. Ein Zurück gab es nicht mehr.
Die Kurzschlusshandlung von Moniz beeinflusste direkt das Berufsleben vieler Menschen – auch dieser vier bekannten Persönlichkeiten des Fußballgeschäftes, die stellvertretend dafür stehen, welche Lawine durch den Niederländer am 12. Juni 2012 ausgelöst worden ist.
Der Deutsche wäre vielleicht trotzdem irgendwann bei
Red Bull gelandet, aber mit ziemlicher Sicherheit nicht schon im Sommer 2012. Bereits davor war
Rangnick, der sich eine Auszeit nach einem Burn-out genommen hatte, mehrmals ein mediales Thema gewesen, auch weil er in der Salzburger Innenstadt gesehen worden war – aber aus einem Grund, der nichts mit Fußball zu tun hatte: Sein Zahnarzt hat seine Praxis im nahen
Bad Reichenhall. Mit dem neuen Sportchef änderte sich in
Salzburg alles. Er injizierte dem Verein eine neue Spielphilosophie und tauschte fast das komplette sportliche Führungspersonal aus.
Peter Pacult
Ralf Rangnick wurde ja nicht nur für
Salzburg engagiert, sondern war von Beginn an auch für den deutschen Red-Bull-Klub
Leipzig verantwortlich. Dort beurlaubte er als quasi erste Amtshandlung Trainer
Peter Pacult. Dem Wiener, der eigentlich noch ein Jahr Vertrag hatte, war kurz zuvor von
Red Bull noch zugesichert worden, dass er trotz des Nicht-Aufstieges in die 3. Liga eine zweite Chance bekommen würde.
Pacult war mitten in der Saisonvorbereitung, einige Spieler waren bereits verpflichtet worden wie etwa
Adrian Mrowiec. Der Pole passte aber nicht in
Rangnicks Konzept und wurde ausbezahlt – ohne ein einziges Mal eingesetzt worden zu sein.
Pacult fand zwar ein halbes Jahr später einen Job bei
Dynamo Dresden. Aber wie bei seinen nachfolgenden Stationen (FAC, Zavrc, Cibalia) war er auch bei
Leipzigs Lokalrivalen nur ein Kurzzeittrainer.
Niko Kovac
Der Salzburger Ex-Spieler war einer der Assistenten von
Ricardo Moniz. Nach dessen Rücktritt wurde davon ausgegangen, dass der Kroate, der auch schon die
Red Bull Juniors betreut hatte, eine Chance als Cheftrainer bekommen wird. Immerhin leitete er auch wochenlang die Vorbereitung nach dem Moniz-Abgang. Doch
Ralf Rangnick hatte andere Pläne, engagierte den damals in
Österreich unbekannten Paderborn-Coach
Roger Schmidt.
Kovac musste nach sechs Jahren als Spieler und Trainer
Salzburg verlassen. Ein Engagement bei der
Austria kam nicht zustande,
Kovac wurde im Jänner 2013 kroatischer U-21-Teamchef, zehn Monate später übernahm er das A-Team, das
Kovac bei der
WM 2014 in
Brasilien betreute. Seit März 2016 ist der 45-Jährige Trainer von
Eintracht Frankfurt. Mit dem Bundesligisten erreichte er diese Saison das
DFB-Pokalfinale, das gegen
Dortmund 1:2 verloren ging.
APA18790716-2_11062014 - RIED - ÖSTERREICH: Ried-Coach Oliver Glasner am Mittwoch, 11. Juni 2014, anl. des Trainingsauftakts des SV Josko Ried in Ried. FOTO: APA/ALOIS FURTNER
Der Rieder Ehrenkapitän war gerade sechs Monate als Salzburger Sportchef im Amt, da war er durch die Verpflichtung von
Ralf Rangnick seinen Job schon wieder los. Gemeinsam mit Geschäftsführer
Peter Vogl sollte er
Salzburg ummodeln, die Verpflichtung von
Florian Klein,
Stefan Ilsanker und
Christopher Dibon waren nur Vorboten, dass unter dem Duo
Vogl/
Glasner viel mehr auf Österreicher gesetzt werden sollte. Doch mit
Rangnick blieb es bei einer Legionärstruppe. Der Deutsche holte schon in seiner ersten Transferperiode acht Nicht-Österreicher und keinen einzigen Österreicher. Im Gegensatz zu vielen anderen blieb
Glasner aber im Klub, wurde Co-Trainer von
Roger Schmidt. Erst als der
Salzburg 2014 Richtung
Leverkusen verließ, ging auch der Oberösterreicher. Ein Schmidt-Angebot nach
Deutschland mitzugehen, schlug
Glasner aus. Er wurde lieber Cheftrainer in Ried. Nach einer Saison ging er zum LASK. Die Linzer führte er in diesem Jahr zurück in die oberste Spielklasse.
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