Rapid-Krise: Wenig Punkte, viele offene Fragen

Feurig: Trainer Mike Büskens haderte wieder mit seinen Rapidlern
Was ist los in Hütteldorf? Nach dem 1:1 gegen Altach beginnt bei Rapid das Rätselraten.

11 Runden, 11 Punkte Rückstand auf Sturm. Rapid hat nach dem mühsam erkämpften 1:1 gegen Altach nur 17 Zähler, fünf weniger als vor einem Jahr. Damals gab es noch Platz eins, jetzt stellen sich beim Tabellenfünften dafür umso mehr Fragen.

Ein KURIER-Überblick:

Welchen Plan hat Trainer Mike Büskens?

Büskens wollte auf dem Ballbesitzspiel der Ära Barisic aufbauen, aber mit mehr Tempo und mehr Flanken. Nach vier Monaten im Amt wirkt es so, als wäre der davor jahrelang eingeübte Plan A nicht mehr flüssig abrufbar. Das bekannte Markenzeichen – Durchbrüche bis zur Grundlinie durch Kombinationen am Flügel – ist nicht mehr existent. Von neuen eingeübten Varianten oder gar einer Weiterentwicklung ist aber auch nichts zu sehen.

Wo bleibt der Plan B?

"Gefährlich wurde Rapid erst, als sie es mit hohen Bällen auf die zwei Stürmer versuchten", erkannte der starke Altach-Goalie Lukse. Noch dazu in Unterzahl. Büskens erklärte aber, dass es in der Länderspielpause nicht möglich wäre, ein 4-4-2 einzustudieren, weil "so viele Spieler bei ihren Nationalteams waren". Von der Startelf ging es dabei um die drei offensiven Mittelfeldspieler. Mit dem wendigen Joelinton und dem kopfballstarken Kvilitaia gibt es – anders als zuletzt – ein Sturmduo, das sich nebeneinander wohl fühlt. Vermutlich wäre von Beginn an ein simples 4-4-2 mit langen Bällen wirkungsvoller gewesen, als das übliche, mittlerweile fehlerhafte und von Altach-Coach Canadi ohnehin im Schlaf analysierte Rapid-System.

Hatte Sportdirektor Müller mit seiner Kritik am Teamgeist Recht?

Oberflächlich betrachtet, sieht es danach aus: In Unterzahl wurden wie gefordert "die Arschbacken zusammengeknallt", mit der Brechstange das 1:1 erzwungen. Andererseits haben Spieler wie Trainer versichert, dass das Klima im Team in Ordnung sei. Kapitän Schwab betonte, "dass die Probleme im sportlichen Bereich liegen." Das wirkte auch gegen Altach so. So gesehen hätte Müllers KURIER-Interview mehr Unruhe als neue Impulse gebracht.

Sind der Trainer und der Sportdirektor immer auf einer Wellenlänge?

Nein. Natürlich versucht der Sportdirektor in der Krise, seine Erfindung Büskens zu schützen. Doch bereits im (erfolgreichen) August übte Müller Kritik, dass Büskens mit dem teuersten Kader der Vereinsgeschichte mehr rotieren und andere Systeme präsentieren sollte. Büskens sieht das bis heute anders. Die anfängliche Behauptung "Wir sind keine Haberer" bewahrheitet sich tatsächlich.

Warum wechselt Büskens so wenig?

Noch auffälliger als das selten ausgenutzte Wechselkontingent sind die Erklärungen dafür. Nach dem enttäuschenden 1:1 in St. Pölten (ein Wechsel) erklärte Büskens, dass er Hofmann und Mocinic nicht mehr bringen wollte, "weil St. Pölten viele hohe Bälle auf physisch stärkere Spieler gespielt hat". Nach dem 1:1 gegen Altach (zwei Wechsel) erklärte er den Verzicht auf – den davor für seine Trainingsleistung gelobten – Mocinic so: "Ivan hat schon vier Gelbe. Bei einer Verwarnung wäre er im Derby gesperrt gewesen."

Wie reagieren die Fans?

Gereizt und zwiegespalten. Einerseits kamen 22.000, so viele, wie in allen anderen Spielen zusammen. Andererseits waren von der Haupttribüne schon nach 20 (gar nicht so schlechten) Minuten Pfiffe zu hören. Vom Block West gab es 95 Minuten lang lautstarke Unterstützung, aber vor dem Spiel (per Transparent) und danach (mit abschätzigen Gesten) Kritik.

Kommt es jetzt zur Woche der Wahrheit?

Eindeutig. Gegen Sassuolo (Restkarten sind noch erhältlich) muss gepunktet werden, um das internationale Ziel – die erneute Überwinterung – noch realistischerweise erreichen zu können. Und am Sonntag im ausverkauften Derby zählt eigentlich nur ein Heimsieg. Zwei Niederlagen würden das bereits wackelige Gebilde in Hütteldorf zum Einsturz bringen.

Wackelt auch das Cup-Spiel gegen BW Linz am Sportclub-Platz?

Tatsächlich. Die Posse um das "Heimspiel" des Linzer Zweitligisten in Wien könnte noch weitergehen. Der Rasen im Ostliga-Stadion ist so schlecht, dass die dritte Cup-Partie von Rapid in Hernals nicht gesichert ist. Der ÖFB wird prüfen, ob das Spielfeld bis zum 26. Oktober noch ausreichend saniert werden kann.

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