0:0 in Wien: Austria scheidet aus Europa League aus

Das war nix: Eine offensiv völlig harmlose Austria beißt sich an AEK Athen die Zähne aus und nimmt Abschied von Europa.

Der Traum. Der Duden sagt, es handelt sich dabei um eine im Schlaf auftretende Abfolge von Vorstellungen, Bildern, Ereignissen, Erlebnissen. Auch ein sehnlicher, unerfüllter Wunsch kann darin gesehen werden.

Dann ist die Austria aufgewacht.

In der Realität, die besagt, dass die Wiener nicht international überwintern werden. Weil es nicht gelang, die über ein Jahr anhaltende Serie an nicht gewonnen Heimspielen zu beenden. 94 Minuten lang hoffte und zitterte man vergeblich, das 0:0 gegen AEK Athen reichte nicht aus für den Aufstieg in die K.-o.-Phase.

Die Griechen bleiben neben Gruppensieger AC Milan im Bewerb, der Austria entgingen mit der gestrigen Nullnummer im Prater zudem mindestens 1,5 Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen.

Zu passiv

Trainer Fink hatte für das Finale um den Aufstieg eine offensivere Ausrichtung angekündigt und das Versprechen auf seine Weise eingehalten: Holzhauser spielte nicht mehr Libero, sondern Vorstopper. Die Violetten starteten verhalten, vielleicht im Wissen, nicht gleich und sofort alles niederreißen zu müssen in dem Alles-oder- Nichts-Spiel.

Man überließ den Athenern zunächst das Geschehen, unfreiwillig auch zwei Chancen. Einen gedanklichen Aussetzer von Tajouri nützte Galanopoulos netterweise nicht. Ebenso freundlich zeigte sich Stürmer Araujo, der eine riesige Möglichkeit in den Nachthimmel schoss (15.).

Das Team von Fink drosselte das Tempo und wartete auf Konterchancen, die sich zu selten ergaben, weil die Holzhauser’schen Wechselpasses kaum Abnehmer und Alhassan sowie Prokop nicht richtig ins Spiel fanden. Die Mannschaft, die mindestens ein Tor schießen musste, verzeichnete in der ersten Hälfte nicht einen Torschuss. Eines Schönheitspreises würdig war das Austria-Spiel ganz und gar nicht, auch der unbedingte Siegeswille war mit freiem Auge nicht erkennbar.

Man agierte, als würde man auf einen Lucky Punch vertrauen. Auch nach dem Wechsel ging die Austria nicht gleich aus sich heraus, wenngleich ein wenig mehr Drang in Richtung Athener Tor vernehmbar war. Die erste schöne Kombination schloss Alhassan mit einem viel zu ungenauen Schuss ab (53.). AEK, alles andere als wirklich gut, stellte die violette Defensive kaum auf Prüfstände.

Zu ungefährlich

In der 68. Minute blieb den Fans der Torschrei in den Hälsen stecken. Athen-Goalie Tsinotas faustete den Ball direkt auf Prokops Haupt, die Flugbahn führte aber am leeren Tor vorbei. So lief das Spiel dahin – und der Austria schön langsam die Zeit davon. Unverändert benötigte man dieses eine Tor zur Glückseligkeit. Je länger die Partie dauerte, desto weniger war der Wille den Austrianern abzustreiten, allein gute Chancen, die das Tor ermöglichen sollten, konnte man zu selten kreieren. So fand das Warten auf den Lucky Punch um 20.51 Uhr ein enttäuschendes Ende.

Internes Ungemach droht der Austria in den kommenden Wochen. Denn Finks zuletzt geäußerte und nicht ganz nachvollziehbare Kritik an der Vereinsführung, man hätte für die Abgänge keinen Ersatz geholt, kommentierte Sportdirektor Wohlfahrt klar: „Das hätte er nicht öffentlich sagen sollen.“ Diskussionen werden folgen.

Wien, Ernst-Happel-Stadion, SR Pawson (ENG)

Austria: Pentz - Blauensteiner, Kadiri, Serbest, Salamon (88. Sarkaria) - Alhassan, Holzhauser - Tajouri (72. Venuto), Prokop, Pires - Friesenbichler (77. Monschein)

AEK: Tsintotas - Vranjes, Tschyhrynskyj, Bakakis - Galo, Simoes, Galanopoulos, Lopes - Livaja (90. Kone) - Christodoulopoulos, Araujo (74. Klonaridis)

Gelbe Karte: Alhassan (69.) bzw. Vranjes (43.), Bakakis (75.)

Thorsten Fink (Austria-Trainer): "Wir haben ein gutes Spiel abgeliefert, leider hat uns der letzte Pass 20 Meter vor dem Tor gefehlt. Da haben wir einfach nicht den Spieler, der diesen letzten Pass spielen kann. In der zweiten Halbzeit haben wir fast gar nichts zugelassen."
Zum verhaltenen Beginn meinte der Deutsche: "Wir wollten nicht ins offene Messer laufen und schauen, wie der Gegner spielt, welches System er spielt, weil AEK Athen hat das System oft umgestellt. Die haben kein einziges Spiel in der Europa League verloren. Das war defensiv sicher die beste Mannschaft in unserer Gruppe."

Markus Kraetschmer (Austria-Vorstand): "Die Enttäuschung unmittelbar nach dem Spiel ist groß. Aber man muss fair gratulieren, AEK hat den Aufstieg mit einer abgebrühten Leistung verdient. Jetzt müssen wir den Blick nach vorne richten. Wir hinken in der Liga an Punkten und in der Platzierung hinten nach. Jetzt müssen wir in Altach und gegen Sturm etwas holen."

Patrick Pentz (Austria-Tormann): "Wir haben einfach kein Tor gemacht. AEK ist hinten gut gestanden, es war nicht leicht, durchzukommen. Sie wollten die Null halten und kontern. Sicher hätten wir es besser machen können und ein Tor erzielen."

Tarkan Serbest (Austria-Spieler): "Wir wollten so lange wie möglich die Null stehen haben. Am Ende hat es leider nicht gereicht. Natürlich sind wir jetzt enttäuscht. Zweite Halbzeit haben wir alles nach vorne gehaut, nicht einer hat einen Meter weniger gegeben, aber das Tor ist nicht gelungen."

Manolo Jimenez (AEK-Trainer): "Wir hatten zwei klare Chancen in der ersten Spielhälfte, in der wir das Spiel entscheiden hätten können. Aber die Austria hat nie aufgegeben, sie war ein starker Gegner. Wir haben bis zum Schluss gezittert, aber wir hatten das Spiel unter Kontrolle."

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