Fußball: Kein Stein bleibt auf dem anderen

Sky hat in Zukunft die Bundesliga-Rechte - nur eine von vielen Neuerungen-
Neue Ligen, weniger Free-TV, veränderte Beginnzeiten, mehr Champions League für die großen Länder. Was ab Sommer 2018 auf Fans und Vereine zukommt.

Dass es mit Franco Foda einen neuen Teamchef geben wird, hat der ÖFB schon entschieden. Dass mit Peter Schöttel ein neuer Sportdirektor im Amt ist, ebenfalls. Das ist klar. Aber es kommt noch viel mehr auf den österreichischen Fußball zu. 2018 wird eine echte Zeitenwende. Der KURIER liefert einen Überblick der vielen Veränderungen und beantwortet die drängenden Fragen – soweit diese schon geklärt sind.

Wer wird in der neuen Bundesliga spielen und wie wird gespielt?

2018 steigen zwei Vereine der Ersten Liga fix in die Bundesliga auf, der Dritte der Erste Liga spielt Relegation gegen den Letzten der Bundesliga. Der neue Modus: Grunddurchgang mit zwölf Klubs (22 Runden, jeder gegen jeden). Nach 20 Runden im Herbst warten zum Frühjahrsstart 2019 zwei vermutlich spannende Runden mit der Play-off-Fixierung.

Danach folgt ein zweigeteilter Finaldurchgang mit einer Meistergruppe (Top 6) und eine Qualifikationsgruppe (Plätze 7 bis 12), in der innerhalb der Gruppe jeder gegen jeden spielt (10 Runden). Die Punkte aus dem Grunddurchgang werden halbiert (und abgerundet).

Der Sieger der Meistergruppe ist Meister, der Zweite ist Vize-Meister. Der ÖFB-Cupsieger spielt ebenfalls im Europacup. Falls Österreich fünf Europacup-Startplätze hat, gibt es auch für den Dritten einen fixen Startplatz. Um den vierten (oder fünften) Europacup-Startplatz gibt es ein Play-off, an dem auch der Sieger der unteren Gruppe teilnimmt.

Wer kassiert die Millionen aus dem neuen TV-Vertrag mit Sky?

Die Auszahlung steigt innerhalb der vier Jahre leicht, im Schnitt zahlt Sky pro Saison rund 34 Millionen brutto. Nach Abzug der Kosten (Produktion etc.) bleiben für den Fußball rund 30 Millionen netto, das ist ein Plus von 40 Prozent. Davon sollen 2,3 Millionen an die neue zweite Liga gehen. Weiters behält auch die Liga einen Teil ein (Gehälter, Schiedsrichter etc.). Der für österreichische Verhältnisse große Rest wird an die Teilnehmer der neuen Zwölferliga aufgeteilt.

Wer profitiert davon am meisten?

Höchstwahrscheinlich Rapid. Weil neben der 40-prozentigen Steigerung durch den TV-Deal im Frühjahr auch der künftige Verteilungsschlüssel verändert wurde. Die neue Formel lautet 30-20-30-20.

Das heißt: neben einem Sockelbetrag von 30% für alle zwölf Klubs wird der Anteil des Ö-Topfes auf 20% reduziert. Neu dazu kommen 30% für "sportliche Leistungen". Konkret werden die Punkte der letzten vier Saisonen addiert, nach dem Faktor 4:3:2:1. Die aktuelle Saison zählt also am meisten, nämlich vier Mal so viel wie die Ausbeute vor vier Jahren.

Ebenfalls neu ist, dass – auf Druck von Rapid und der Drohung einer Selbstvermarktung – das Zuschauerinteresse mit 20% vom Gesamtbetrag belohnt wird. Berechnet wird dies nach absoluten Zahlen. Wenn also Rapid doppelt so viele Zuschauer im Schnitt hat wie der zweitbeste Klub, bekommen die Hütteldorfer aus dieser Sparte auch doppelt so viel Geld wie der Zweite (aktuell Sturm). Für chronisch zuschauerschwache Vereine bleibt da nicht viel.

Alle vier Sparten zusammen ergeben für Rapid in einer ersten Hochrechnung eine Verdopplung auf drei Millionen Euro TV-Geld pro Jahr. Derzeit sind es rund 1,5 Millionen Euro.

Sind die Anstoßzeiten bereits fixiert?

Es gibt jeweils drei Spiele am Samstag und am Sonntag. Liga-Vorstand Christian Ebenbauer erklärt: "Fixiert ist, dass am Samstag zwischen 14.30 und 19 Uhr angepfiffen wird. Am Sonntag zwischen 14.30 und 17 Uhr." Die für das Frühjahr angedachten Freitagabend-Runden gibt es vermutlich nur im unteren Play-off. Aufgrund des Freitagabend-Staus in Wien könnten diese Termine rund um die Westausfahrt in Hütteldorf und am Verteilerkreis in Favoriten für einen Verkehrskollaps sorgen.

Kann eine zweithöchste Liga mit einem Mischmasch aus Profis und Amateuren funktionieren?

Das wird die große Herausforderung der Liga-Reform. Die neue 2. Spielklasse wird künftig – auch finanziell – gemeinsam von Bundesliga und ÖFB getragen. In dieser 16er-Liga dürfen (neben Liefering) maximal drei Amateur-Mannschaften der Profi-Klubs spielen, dazu auch reine Amateur-Vereine, die allesamt nicht in die Bundesliga aufsteigen dürfen.

Nach einem ersten Workshop herrscht Ernüchterung. Nicht einmal alle Geladenen sind erschienen. Etliche Regionalligisten können mit den neuen Anforderungen nicht viel anfangen, obwohl diese im Vergleich zu bisher heruntergeschraubt worden sind (z. B. nur mehr 250 statt 1000 gedeckte Sitzplätze).

Trotzdem würden sich bei manchen die Kosten zur Adaptierung der Infrastruktur auf 1,5 Millionen belaufen. Einen hauptamtlichen Trainer, der dazu noch anders als bisher die UEFA-Pro-Lizenz besitzen muss, wollen sich auch nicht alle leisten.

Wer wird künftig in den Regionalligen spielen?

So viel ist sicher: Acht Regionalligisten steigen direkt auf, aus einer Regionalliga muss der Dritte Relegation gegen den Letzten der Erste Liga spielen. Aber es wollen fast nur die Amateurteams der Bundesligisten rauf. Im Westen ist das Altach, in der Mitte Sturm und im Osten Rapid und Austria. In der Ostliga gibt es mit Horn und Karabakh Wien zumindest zwei motivierte Anwärter abseits des Amateur-Team-Bereichs.

Wie wird die österreichsche Liga von der Europacup-Reform betroffen sein?

Für Österreichs Klubs hat die Reform ab 2018 wohl negative Auswirkungen, da künftig noch weniger Plätze für die Königsklasse über die Qualifikation ausgespielt werden. In Zukunft sollen nur noch die ersten zehn Länder der Fünfjahreswertung einen Fix-Starter haben.

Der Elft- und Zwölftplatzierte dürfte hingegen den bisherigen Stammplatz verlieren. Ob der Elfte wenigstens den Fixplatz des Titelverteidigers bekommt, wenn sich der Titelverteidiger über die seine nationale Liga qualifiziert, ist auch noch offen.

Denn die neue Access List, mit der die Vergabe der Europacup-Startplätze geregelt wird, ist von der UEFA immer noch nicht veröffentlicht worden, obwohl die Details eigentlich schon bis Ende 2016 ausgehandelt hätten werden sollen. Österreich würde von so einer Regelung 2019 profitieren, wenn man den gerade eroberten elften Platz bis Ende dieser Saison verteidigen kann.

Auch offiziell fix ist, dass neben dem Europa-League-Sieger ab 2018 die jeweils vier bestplatzierten Teams der Top 4 der Fünfjahreswertung (Spanien, England, Italien, Deutschland) einen festen Startplatz in der Champions League haben werden.

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