Rapid setzt Altach die Winterkrone auf

Rapid hat das Nachsehen: Altachs Dovedan (re.) trifft zum 3:1-Endstand.
Die Vorarlberger sind nach dem 3:1 gegen die Wiener Bundesliga-Winterkönig.

Die Rückkehr von Damir Canadi nach Altach endete mit einem Desaster für den Rapid-Trainer: Der Winterkönig aus Vorarlberg siegte völlig verdient und auch ungefährdet mit 3:1. Der ins Mittelmaß abgesunkene Rekordmeister ist Fünfter und fünf Spiele in Folge ohne Sieg gegen das Sensationsteam der Bundesliga.

Rapid liegt in der Winterpause somit zehn Punkte hinter der viertplatzierten Austria. Nur ein Derbysieg zum Frühjahrsauftakt könnte eine letzte Chance auf die Europacup-Qualifikation bringen.

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20. Bundesliga-Runde:

Ried - Sturm 0:3

Salzburg - WAC 3:0

St. Pölten - Admira 2:2

Austria - Mattersburg 2:0

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Der auf der Tribüne sitzende neue Sportdirektor Fredy Bickel sah zumindest am Sonntag in keiner Phase eine Mannschaft, die wie ein künftiger Europacup-Starter auftrat. Die grüne Weihnachtsfeier am Montag wird trotzdem stattfinden.

Frühstart

Die Partie begann so, wie es Altach besonders gern hat: Aus der ersten Standardsituation gelang das 1:0, Philipp Netzer jubelte (7.). Heute wird die Vertragsverlängerung des 31-jährigen Altach-Kapitäns offiziell.

Rapid setzt Altach die Winterkrone auf
ABD0118_20161218 - ALTACH - ÖSTERREICH: Jubel der Altacher nach dem 1:0 während der tipico Bundesliga-Begegnung zwischen Cashpoint SCR Altach und SK Rapid Wien am Sonntag, 18. Dezember 2016, in Altach. - FOTO: APA/DIETMAR STIPLOVSEK
Für mehr Diskussionen wird die Entstehungsgeschichte des Treffers sorgen. Zuerst gab Schiedsrichter Muckenhammer ein Foul von Grahovac, das keines war. Dann berührten Netzer und – vermutlich in knapper Abseitsposition – Benedikt Zech die Lienhart-Flanke. Richard Strebinger ließ den Ball etwas tollpatschig aus, Netzer staubte ab. Ganz eindeutig am umstrittenen Tor war, dass die Defensive ihren Goalie gegen zwei ungedeckte Altacher im Stich ließ.

Dann zogen sich die Vorarlberger zurück und fingen mit der Fünferkette (fast) alle Angriffe ab. Dabei hatte Canadi versucht, seinen Ex-Assistenten Werner Grabherr zu überrumpeln. Mario Sonnleitner war nicht ganz fit, Max Wöber erkrankte am Matchtag, also gaben die Hütteldorfer die eben eingelernte Dreierkette wieder auf.

Rapid setzt Altach die Winterkrone auf
ABD0135_20161218 - ALTACH - ÖSTERREICH: Nikola Dovedan verwandelt zum 2:0 (R., Rapid-Tormann Richard Strebinger) während der tipico Bundesliga-Begegnung zwischen Cashpoint SCR Altach und SK Rapid Wien am Sonntag, 18. Dezember 2016, in Altach. - FOTO: APA/DIETMAR STIPLOVSEK
"Das mussten wir um 14 Uhr entscheiden. Das war nicht die beste Vorbereitung", erklärte Canadi. Mit einem 4-3-2-1 sollte das beste Heimteam der Liga durch das Zentrum dominiert werden. Offensiv gelang das den ersatzgeschwächten Wienern nicht, defensiv schon. Die zweite Chance von Altach gab es erst nach 55 Minuten. Und wieder wurde sie verwertet. Oberlin hatte Nikola Dovedan mit der Ferse freigespielt. Der Joker ließ Auer stehen und traf ins Eck.

Kurze Hoffnung

Mit einem (ebenfalls umstrittenen) Freistoß kamen die Grünen gegen den Angstgegner zurück. Srdjan Grahovac verwertete vom Strafraumeck, Goalie Lukse wirkte überrascht (59.). Nach drei Partien in Altach ohne Tor trafen die Hütteldorfer wieder. Hoffen durften sie aber nur eine Minute. Weil bei einem Lienhart-Freistoß erneut schwach verteidigt wurde. Philipp Netzer köpfelte unbedrängt zum 3:1 ein (61.).

Canadi kritisierte: "Wir waren in entscheidenden Szenen nicht hellwach. Joelinton war beide Male nicht knapp genug bei Netzer."

Der Schlager war damit entschieden, nur noch das Comeback von Steffen Hofmann ist nennenswert. Bickel erkannte: "Es liegt ein schwerer Weg vor uns. Aber das Minimalziel Europacup-Qualifikation bleibt bestehen."

Tabelle:

1.

Altach

20

13

3

4

33:22

11

42

2.

Salzburg

20

12

4

4

39:16

23

40

3.

Sturm

20

12

3

5

36:17

19

39

4.

Austria

20

12

1

7

37:29

8

37

5.

Rapid

20

7

6

7

32:23

9

27

6.

Admira

20

7

2

11

19:35

-16

23

7.

WAC

20

6

4

10

25:34

-9

22

8.

Ried

20

6

2

12

18:32

-14

20

9.

St. Pölten

20

4

6

10

23:38

-15

18

10.

Mattersburg

20

3

5

12

19:35

-16

14

Altach, Cashpoint Arena, 7.229, SR Muckenhammer

Tore:
1:0 ( 7.) Netzer
2:0 (55.) Dovedan
2:1 (59.) Grahovac (Freistoß)
3:1 (60.) Netzer

Altach: Lukse - Zech, Netzer, Galvao - Jäger - Lienhart, P. Salomon, Ngwat-Mahop (51. Dovedan), Schreiner - Prokopic (87. Müller) - Oberlin (76. Ngamaleu)

Rapid: Strebinger - Auer (77. S. Hofmann), M. Hofmann, Dibon, Schrammel - Thurnwald, Grahovac, Murg - Schaub (71. Szanto), Kvilitaia (77. Tomi), Joelinton

Gelbe Karten: Prokopic, Lukse bzw. Kvilitaia, Joelinton, M. Hofmann

Werner Grabherr (Altach-Interimstrainer): "Der Sieg war sehr wichtig, die Mannschaft wollte ihn unbedingt und hat es sich verdient. Wir wissen wie wichtig Standardsituationen sind, heute haben wir es einmal für uns genützt und selbst defensiv sehr wenig zugelassen, Rapid hat sich schwer getan."

Zum Winter und bevorstehenden Wechsel in die zweite Reihe: "Wir wollen über den Winter noch einmal einen Schritt nach vor machen. Das zweite Glied ist es nicht unbedingt. Wir arbeiten im Team alle zusammen, und versuchen die Mannschaft bestmöglich vorzubereiten und aufzustellen. Es ist ein verdienter Mannschaftserfolg und damit meine ich mehr als nur diese elf Spieler."

Damir Canadi (Rapid-Coach): "Man kann dem SCR Altach nur gratulieren, man sieht mit welchem Selbstvertrauen sie agiert haben. Von der Leistung her, war die erste Halbzeit von uns in Ordnung. Wir waren sehr gleichwertig mit Altach. Deren erster Torschuss war das 2:0. Dann kommt das 2:1 und wir kommen wieder aus einer Standardsituation in Rückstand. Daraus müssen wir lernen. Wenn es nicht so läuft, dann ist es auch für den SK Rapid so. Wichtig ist jetzt die Selbstreflektion. Da ist jeder Spieler gefordert, jeder Trainer. Wenn man selbstkritisch ist, werden im Sport auch andere Zeiten kommen, und Rapid wird in die Erfolgsspur kommen."

Christopher Dibon (Rapid-Innenverteidiger): "Ich glaube, dass Altach am Anfang gedrückt hat und durch einen Standard in Führung gegangen ist, was, glaube ich, abseits war, wenn ich alles richtig gehört habe. Altach hat dann eine breite Brust gehabt, sie sind Erster, wir waren ein bisserl geknickt, haben alles reingehaut, aber nicht wirklich ins Spiel gefunden. Die Niederlage schmerzt natürlich sehr."

Steffen Hofmann (Rapid-Kapitän): "Ich denke, es waren von beiden Mannschaften wenige Chancen aus dem Spiel. Altach hat die Chancen besser genützt. Es war ein sehr schwieriges Spiel, aber wir haben gegen den Tabellenersten auswärts gespielt. Wir werden in der Winterpause regenerieren und schauen, dass wir im Frühjahr bessere Ergebnisse liefern als im Herbst."

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