Fan-Vorfälle: Sponsoren machen Druck auf Rapid

Das Werfen von Gegenständen kostet Rapid 25.000 Euro.
Rapid kassierte die härteste Strafe seit dem dem Platzsturm 2011 und will nun im Umgang mit den Fans härter werden.

So kann es nicht weitergehen. Das ist der einhellige Tenor, der sich in Hütteldorf gebildet hat. Noch vor dem Urteil des Strafsenats der Liga über die Vorfälle beim Derby.

Nach zweieinhalb Stunden Beratung wurde Montag die härteste Strafe seit dem Geisterspiel (nach dem Platzsturm 2011) verkündet: Rapid muss insgesamt 100.000 Euro zahlen (davon alleine 45.000 € für die beiden Flitzer in Minute 91); bei einem Heimspiel ist der gesamte Block West wie auch die Nordtribüne (bis auf den Gästesektor) gesperrt; diese Sektorsperre gilt im Wiederholungsfall auch noch für ein weiteres Heimspiel.

Rapid bereitet gegenüber den (derzeit) 13 identifizierten Übeltätern Regressforderungen vor. Auch deswegen wird gegen das Urteil berufen werden. Ansonsten könnten die Betroffenen dem Verein wiederum vorwerfen, eine zu hohe Strafe akzeptiert und weitergegeben zu haben.

Das endgültige Urteil wird wohl erst nach den beiden Heimspielen gegen Sturm und LASK feststehen und somit die Partie gegen den WAC im März betreffen.

Die Spirale nach unten

Wie es weitergehen soll, wurde in den letzten Tagen bei Rapid, im Klub-Umfeld und in der keineswegs homogenen Fanszene diskutiert. Eine KURIER-Annäherung:

Die ursprüngliche Rechnung im Allianz Stadion funktionierte nach dem Motto Brot und Spiele. Auf der einen Seite der mächtige Block West, der für Atmosphäre, stimmungsvolle Bilder und (wenn es unbedingt sein muss) vereinzelte Aufreger sorgt. Auf den anderen Seiten das gut zahlende Sitzplatz-Publikum, das zum teils enttäuschenden Kick einen Mehrwert bekommt, den es sonst nirgendwo gibt.

Doch mit dem sportlichen Abschwung – bei der Stadioneröffnung hieß das Ziel "Meister" – wurde der bewusst eingegangene Spagat der Klubführung immer schmerzhafter.

Kenner der Fanszene berichten, dass in den letzten Jahren junge, radikalere und nicht mehr kompromissbereite Anhänger im Block nachrückten. Nach dem Spiel gegen Sturm im August wurde das Transparent "Journalisten Terroristen – Die wahren Verbrecher hier seid ihr" vom Klub einhellig verurteilt – sehr zum Unmut der Szene, die sich Unterstützung gegen teils reißerische Boulevard-Berichte erwartet hätte. Geschäftsführer Peschek, früher selbst auf der Westtribüne, gilt nun nicht mehr als "Einer von uns" und wird von Fans ebenso kritisiert.

Stadionsprecher Marek, früher der Verbindungsmann zwischen Verein und organisierter Szene, wurde während seinen warnenden Durchsagen beim Derby bewusst niedergesungen. Als danach Präsident Krammer ein härteres Vorgehen ankündigte, wurde auch das von einigen als unpassend eingeschätzt, weil doch selbst Austria-Kapitän Holzhauser eingeräumt hatte: "Ein Derby ist Hass." Ein Insider meinte vor einer Woche: "Es schaukelt sich auf. Ich befürchte, dass es wieder zu einer Eskalation kommen wird."

Trainer Djuricin hoffte noch etwas naiv auf einen "Selbstreinigungsprozess". Das Transparent in der Südstadt – also bei jenem Match, bei dem alle ganz genau hinschauen würden – war die eindeutige Antwort: Der Vereinsführung wird auf den Kopf geschissen, um es im Diktum der jüngsten Transparente zu sagen.

Mittlerweile machen Großsponsoren mit Hinweis auf das Leitbild Druck: Wie sollen das Bewerfen von Gegnern und homophobe Transparente gegenüber den investierten Summen gerechtfertigt werden? Der aktuelle Stand in der rapiden Sinnkrise: "Wir müssen härter werden, nicht mehr nachgeben."

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