Djuricin: "Rapid-Tugenden aufs Feld bringen"

Goran Djuricin, Martin Bernhard und Fredy Bickel
Canadi stand sich laut Bickel selbst im Weg. Der neue Coach lobt die Mannschaft.

Sportchef Fredy Bickel gab zu, dass die Entscheidung, Damir Canadi zu beurlauben schon in der Startphase der Partie gegen Ried gefallen ist. „Ich habe nach den ersten Aktionen gesehen, dass wir nach diesem Spiel ein paar Telefonate führen müssen“, sagte der Schweizer in einer spontanen Pressekonferenz Sonntagmittag.
Nach dem Cup-Sieg am Mittwoch in St. Pölten gab es für Bickel in Ried nur noch „zwei Wege. Aber wir haben schon länger gewusst, dass es nicht einfach wird.“

"Er stand sich selbst im Weg"

Letztlich sei Canadi an seinem Ehrgeiz gescheitert. „Er stand sich mit seinem unbändigen Willen selbst im Weg. Man kann im Fußball nichts erzwingen“, sagte Bickel über Aktionen des Wieners, die für Unruhe in der Mannschaft gesorgte haben.

Damit jetzt Ruhe einkehrt, habe Bickel nicht einen neuen Trainer geholt, sondern schenkt Canadis Co-Trainern Goran Djuricin und Martin Bernhard das Vertrauen. Für alle Spieler beginnt es jetzt wieder bei Null. Djuricin ist optimistisch: „Die Mannschaft kann richtig guten Fußball spielen. Ich bin sehr zuversichtlich. Aber persönliche Eitelkeiten interessieren mich überhaupt nicht.“ An taktische Systeme will er sich nicht festlegen. „Das hängt davon ab, welche Spieler fit sind. Wichtiger ist, dass wir die Rapid-Tugenden auf das Spielfeld zurückbringen.“ Alles ändern werde er aber auch nicht: „Dann wäre ich in dieser Situation ja ein Vollidiot.“

Zukunft von Djuricin und Bernhard offen

Viel Zeit zum Nachdenken hatte Djuricin nicht. Der 42-Jährige bekam den Anruf, dass er neuer Cheftrainer sei, im Bus auf der Rückfahrt vom Ried-Spiel. „Ich habe dann maximal drei, vier Stunden geschlafen. Ab jetzt gibt es 24 Stunden nur noch Rapid“, sagte er über seinen Gemütszustand. Allerdings muss er kommende Woche zum UEFA-Trainerkurs, ausnahmsweise darf aber am Mittwoch wieder zurück zu Rapid. Weil am Montag trainingsfrei ist, versäumt der neue Coach also nur einen Tag.

In den kommenden Wochen steht Rapid ein beinharten Abstiegskampf bevor. Bickel: „Die anderen Mannschaften wissen seit Saisonbeginn, dass sie um den Klassenerhalt spielen. Ried hat gezeigt, wie man in solche Spiele geht.“ Co-Trainer Martin Bernhard ergänzt: „Jetzt müssen wir laufen, kratzen und beißen.“

Ein fixes Ablaufdatum haben Djuricin und Bernhard nicht. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie bleiben, wenn es funktioniert“, sagte Bickel. „Aber sie wissen auch, dass wir mit anderen Trainern für die kommende Saison reden werden.“

Das Anforderungsprofil, mit dem Damir Canadi vor Bickels Zeit ausgesucht wurde, liegt im Schreibtisch des Sportchefs. „Ich habe es mir nie angesehen. Ich suche Trainer danach aus, ob sie zur Mannschaft passen.“

Canadi gibt sich versöhnlich

Damir Canadi meldete sich am Sonntagnachmittag via Facebook zu Wort. Die Enttäuschung sei groß, richtete der Ex-Trainer aus. "Die sportlichen Erfolge und die Körpersprache der Mannschaft im letzten Spiel gegen die SV Ried waren dementsprechend nicht befriedigend", so Canadi in seinem Beitrag. Dennoch richtete er seinen Dank vor allem an die Fans, die "uns in allen Partien lautstark unterstützt, angefeuert und - speziell letzten Mittwoch im Cup - für Gänsehaut-Momente gesorgt haben".

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