Austria macht die Liga wieder spannend

Larry Kayode entschied das Spiel gegen Leader Sturm.
Kayode und Holzhauser schossen die Wiener zum verdienten 2:0-Erfolg.

Nicht nur meteorologisch herrschte den ganzen Sonntag in Wien eine Sturmwarnung. Auch sportlich hielt Sturm Einzug, denn der Tabellenführer aus Graz war zu Gast im Prater. Und sollte – durch die violette Brille betrachtet – artig drei Punkte abliefern. Allein schon, weil Austria-Trainer Fink seinen 49. Geburtstag gefeiert hatte, Austria-Präsident Katzian den 60. und Ex-Austria-Sportdirektor Parits seinen 70er. Mehr Geburtstag geht wirklich nicht.

Die Grazer mimten aber den Party-Crasher, sie hatten keine Geschenke zu verteilen. Sehr wohl aber Schiedsrichter Ouschan, durch dessen Elfmeterpfiff am Ende die Austria den Ton angab und letztlich 2:0 gewann. Somit verkürzten die Wiener den Abstand auf Leader Sturm auf vier Punkte.

Die Taktik

Vielleicht lag es ja an der einen Stunde mehr an Schlaf, dass die Austria von Beginn an hellwach agierte und nach einem Traumpass von Grünwald, der sein 200. Bundesliga-Spiel bestritt, durch Kayode in Führung gehen hätte müssen. Doch Goalie Gratzei parierte ebenso wie beim Nachschuss von Pires (7.). Kayode fiel wenig später auf, als er Assistent Gutschi nach einer Abseits-Entscheidung den Scheibenwischer deutete - eine Beleidigung (Geste für „Idiot“), die mit einem Feldverweis geahndet hätte werden müssen.

Austria macht die Liga wieder spannend
30.10.2016 Fussball , Bundesliga, Austria Wien - Sturm Graz Felipe Pires , Philipp Huspek Copyright Agentur DIENER / Alex Domanski
Danach entwickelte sich ein von Taktik geprägtes Duell, in dem beide Teams zunächst mit Freistößen gefährlich wurden, hier Lykogiannis, dort Holzhauser. Die Austria bemühte sich mehr um die Spielgestaltung und wurde beinahe dafür belohnt, doch das Toreschießen ist nicht das primäre Aufgabengebiet der Herren Rotpuller und Filipovic, was sie nach einem Freistoß von Holzhauser unter Beweis stellten (32.).

Die Vor-Entscheidung

Bei Sturm hatte man das Gefühl, als wartete man auf eine sich bietende Chance. Und die Austria-Abwehr machte zwischendurch immer wieder Anstalten für solch ein Angebot mit leichtfertigen Fehlern. Wie zum Beispiel Martschinko, dessen Lapsus Hadzikic ausbügelte, indem er Huspeks Schuss entschärfte (47.).

Zwei Minuten später herrschte große Aufregung im anderen Strafraum. Lykogiannis hatte den Arm ausgestreckt, Kayode sich geduckt und war in diesen Arm gelaufen. Schiedsrichter Ouschan wertete dies als Elfmeter, den Holzhauser zum 1:0 nützte (51.). Nach dem Derby war es der zweite umstrittene Elfmeter hintereinander für die Austria. Fortuna trägt derzeit Violett.

Die Meinungen gingen auseinander. Fink: „Den kann man geben. Man kann es so oder so sehen, für mich war es einer.“ Sturm-Trainer Foda konterte: „Wenn das ein Elfmeter ist, dann gute Nacht. Sehr fragwürdig.“

Die Entscheidung

Sturm haderte nicht zu Unrecht mit der Fußball-Welt und kam nicht mehr richtig auf Touren. Die Austria bestach einmal mehr durch eine Standard-Situation, die zum 2:0 führte (67.). Einen Holzhauser-Freistoß spitzelte Kayode ins Tor. „Das war ein wichtiger Sieg für uns“, freute sich Fink „über die beste Saisonleistung. Wir haben wenig zugelassen, waren konzentriert und reif und haben auch verdient gewonnen.“ Und zum dritten Mal in Folge ist man in der Bundesliga ohne Gegentor geblieben.

Die Wiener bleiben zwar Vierter, pirschen sich aber auf leisen Stoppeln an die Spitze heran. Kommenden Sonntag wartet in Altach der nächste harte Brocken, dazwischen macht die AS Roma in Wien ihre Aufwartung.

Wien, Ernst-Happel-Stadion, SR Ouschan

Tor: 1:0 Holzhauser (51./E), 2:0 Kayode (68.)

Austria: Hadzikic - Larsen, Rotpuller, Filipovic, Martschinko - Serbest (82. Prokop), Holzhauser - Pires, Grünwald, Venuto (90.+5 Tajouri) - Kayode (89. Friesenbichler)

Sturm: Gratzei - Koch, Schoissengeyr, Spendlhofer, Lykogiannis - Jeggo (81. Kienast), Matic - Schmerböck (62. Hierländer), Alar, Huspek -Edomwonyi (71. Zulechner)

Gelbe Karte: Jeggo (23.), Lykogiannis (49.), Schoissengeyr (90.+5)

Thorsten Fink (Austria-Trainer): "Das war die beste Saisonleistung, die wir bisher gezeigt haben. Der Gegner hatte ein paar Chancen vom Sechzehner, aber am Ende war der Sieg in Ordnung. Ich bin sehr zufrieden, wie die Mannschaft gespielt hat, mit wie viel Power. Für mich war es ein Elfer. Man kann es so oder so sehen, aber der Schiedsrichter hat ihn gegeben. Wir haben gegen die Roma jetzt ein tolles Spiel, da werden wir Gas geben. Aber die Meisterschaft steht an erster Stelle."

Franco Foda (Sturm-Trainer): "Erste Halbzeit hatte die Austria weit mehr Ballbesitz, aber wir wollten sie in gewissen Zonen spielen lassen und haben nur eine Möglichkeit durch Kayode zugelassen. Unsere Umschaltmomente haben wir aber schlecht zu Ende gespielt. Ich denke, es war kein Elfer. Kayode ist in Lykogiannis hineingelaufen, es war eine fragwürdige Entscheidung. Wir haben dann alles versucht, aber aus einem Standard das 0:2 kassiert, dann war es schwierig. Uns war bewusst, dass wir noch das eine oder andere Spiel verlieren werden, heute war das der Fall."

Raphael Holzhauser (Austria-Mittelfeldspieler/Torschütze zum 1:0): "Wir haben sehr konzentriert begonnen. Wir wussten, Sturm kann nicht jedes Ligaspiel gewinnen. Wir haben schon in der ersten Halbzeit gut gespielt und dann einen Standard als Dosenöffner gehabt. Wir haben jetzt einen guten Lauf."

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