Bolt behält die Nerven über 200 Meter

Der Superstar der Leichtathletik-WM bringt die Schäfchen doch noch ins Trockene und holt locker Gold.

Von Zurückhaltung ist beileibe keine Spur gewesen - Supersprinter Usain Bolt verteidigte am Samstag in Daegu seinen Titel über 200 m in 19,40 Sekunden und damit der vierschnellsten Zeit der Geschichte.

Der Weltrekordler (19,19) rehabilitierte sich nach seinem Patzer über 100 Meter mit einer superschnellen Zeit und ist nach dem Sprint-Triple von Berlin 2009 zum insgesamt vierten Mal Weltmeister. Am Sonntag hat der Jamaikaner in der Staffel die Chance auf noch mehr.

Fehlstart und Disqualifikation über 100 Meter hätte Bolt als Anreiz nicht gebraucht, um wieder alles zu geben, meinte er sinngemäß. Motiviert war er über die halbe Stadionrunde auch so bis in die Schuhspitzen: "Ich habe immer gesagt, dass die 200 Meter mein Lieblingsrennen sind. Wenn ich einen guten Start habe und es durchziehe, schlägt mich keiner."

Chancenlos aufs Podest

In gewohnter Bolt-Manier verwies er den US-Amerikaner Walter Dix (19,70) und den Franzosen Christophe Lemaitre (19,80) - beide chancenlos - auf die weiteren Medaillenränge. Lemaitre verpasste den Europarekord des Italieners Pietro Mennea nur um 8/100 Sekunden. "Das war wunderschön, vielen Dank", sagte Bolt nach der Ehrenrunde, auf der er mit den Fotografen Fangen gespielt hatte, ins Stadionmikrofon. Dann begab er sich in den Interview-Marathon.

Bolt gab nicht nur der Konkurrenz das Nachsehen, sondern auch den Fans, was sie von ihm wollen. Gemessen am ohrenbetäubenden Kreischpegel, den die Teenager von Auftritt zu Auftritt in die Höhe getrieben haben, hat der Jamaikaner in Südkorea den Status eines Popstars. Die Show, der er jedes Mal abzieht, sucht in der Leichtathletik seinesgleichen.

Auch nur ein Mensch

"Es gibt eine Grenze, aber ich mache das für die Fans. Und so lange sie sich nicht beschweren...", merkte Bolt an, der bei aller Konzentration auch Spaß haben will. Als Antwort auf die "I love you"-Rufe" von den Rängen warf er etwa nach dem Halbfinale seine signierten Spikes in die Menge. Auch vor und nach dem Finale schäkerte er und tanzte.

Die Leute wollen nicht nur schnelle Läufe sehen, sondern auch die Persönlichkeiten, die dahinter stecken, ist Bolt überzeugt. Er präsentierte sich bei den Welttitelkämpfen in Asien facettenreich. Erst als Superstar, dann als verwundbarer Held. "Er ist auch nur ein Mensch", hatte Landsmann Asafa Powell den Rivalen verteidigt.

Menschlich war auch Bolts Reaktion auf das Kurzsprint-Desater. "Herumgesessen, gegessen, ferngesehen. Und ich habe von der Familie aufbauende Nachrichten bekommen", erklärte Bolt, der sich über den Zuspruch aus aller Welt freute. "Einmal gewinnst du, einmal verlierst du. Ich habe einen Fehler gemacht und muss nun weitertun." Am Samstag tat er das Richtige: er zog seine Show ab - und siegte wieder.

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