Blau-Weiß-Goalgetter träumt von Manchester United

Ballverliebter Wirbelwind im Sturm von Blau-Weiß Linz: Yusuf Otubanjo gilt als einer der besten Kicker in der Regionalliga.
Mit 16 Toren in 13 Spielen hat der Nigerianer einen fantastischen Herbst hingelegt. Macht der 23-Jährige so weiter, wird er für BW Linz kaum zu halten sein.

Yusuf Olaitan Otubanjo und Österreich, das war so eigentlich nicht geplant. Mit 19 Jahren hatte der Nigerianer den Sprung nach Europa geschafft, wechselte zu Atletico Madrid. Der erste Schritt zu einer Karriere bei einem europäischen Topclub schien getan. Doch auch wenn Otubanjo mit Stars wie Radamel Falcao im Estadio Vicente Calderón trainierte, blieb ihm der Durchbruch verwehrt. Er kickte "nur" in der dritten Mannschaft der Madrilenen, bis ihn der Ruf von Red Bull Salzburg ereilte.

"Mein Berater hat gesagt: Yusuf, du gehst nach Österreich. Und ich war auf einmal in Salzburg", erinnert sich der 23-Jährige. Bei den Bullen wurde er in einem einzigen Bundesligamatch in Graz eingewechselt, kurz bevor er sich als Leihgabe beim FC Pasching, zwei Klassen tiefer in der Regionalliga, wiederfinden sollte.

Yusuf Olaitan Otubanjo und der Schnee, auch das war so nicht geplant. "Bei Pasching sind wir einmal Skifahren gegangen. Das ist ein verrückter Sport, ich bin dauernd hingefallen." Am Montag musste der Nigerianer auf Schnee trainieren, was ihm bedeutend leichter fällt als das Skifahren. "Er hat außergewöhnliche Fähigkeiten am Ball. Aber manchmal wächst dir wegen ihm auch ein graues Haar", sagt Willi Wahlmüller, Trainer von BW Linz, bei dem Otubanjo seit Jänner 2015 unter Vertrag ist.

Nach einem durchwachsenen Frühjahr konnte der Torjäger im Herbst sein Genie aufblitzen lassen. In 13 Partien erzielte er nicht weniger als 16 Treffer, allein in den ersten fünf Saisonspielen ballerte er die Blau-Weißen mit zehn Treffern zu fünf Siegen in Serie. "Otubanjo ist quirlig, trickreich, schnell. Du kannst ihn fast nicht stoppen", lobte Pasching-Coach Ronald Brunmayr. Und Christian Waldl, damals Trainer bei Lafnitz, bezeichnete den Nigerianer als "besten Spieler der Liga".

Auch Otubanjo, 1,76 Meter groß und 70 Kilo schwer, hat den Glauben nicht verloren, dass er für Höheres bestimmt ist als die Regionalliga. Obwohl er das so nie sagen würde. Sondern so: "Der Herbst war einer meiner besten Momente. Wenn ich so gut weiterspiele, werde ich verschiedene Optionen haben." Willi Wahlmüller muss sich also wohl darauf einstellen, dass der "Torjäger zwischen Genie und Wahnsinn", wie er seinen Schützling einmal nannte, den Verein im Sommer verlässt. "Ich traue ihm viel zu." Nachsatz: "Wenn er weiterkommen will, muss er noch mannschaftsdienlicher werden. Weiter oben sind die Konkurrenz und die Ansprüche noch größer."

Vorbild Van Nistelrooy

"Bis zum Saisonende schau ich nur von Spiel zu Spiel", sagt Otubanjo fast bescheiden. Erst als er über seinen Lieblingsverein Manchester United erzählt, lächelt er spitzbübisch. Ruud van Nistelrooy sei eines seiner großen Vorbilder. Das Dress des Niederländers, der für ManU 95 Ligatore erzielte, trug Otubanjo schon als Bub beim Kicken in seiner Heimatstadt Ijebu-Ode, etwa 100 Kilometer nordöstlich von Lagos. Dort wuchs er als Jüngster von sieben Brüdern und einer Schwester auf. Sein Vater starb, als er vier war.

Trotz der bescheidenen Verhältnisse nützte Otubanjo die Chance, sein großes Fußballtalent zu entwickeln. Mit Erfolg: Nach der Schule wechselte er in die Fußballakademie von Emmanuel Amunike, wurde U17-Vizeweltmeister und kickte in Nigerias höchster Liga.

Auch nach mittlerweile fünf Jahren in Europa ist Otubanjo eng mit seiner Heimat verbunden: So oft wie möglich besucht er seine Mutter und seine Freundin, die er irgendwann nachholen will. Dann würde sich Otubanjo wohl noch etwas mehr zu Hause fühlen, Tausende Kilometer weg von daheim.

Yusuf Olaitan Otubanjo und die PlusCity, auch das war wohl so nicht geplant. Der Nigerianer liebt das Einkaufszentrum in Pasching, verbringt dort viel Freizeit – "mit Essen, Einkaufen und Kino". Bei der Filmauswahl gilt übrigens dasselbe Prinzip wie am Fußballplatz: Hauptsache Action!

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