Basketball: "Selbstvertrauen und Stolz fehlen"

Oberwart-Trainer Neno Asceric spricht vor dem Spitzenspiel in Gmunden über Ziele, neues Spiel und neues Glück.

Basketball ist für Neno Asceric mehr als ein Ballspiel. Mehr als die Summe der ausgedribbelten Gegner, der ergatterten Rebounds oder geworfenen Körbe. Es ist Leidenschaft.

Eben diese ging mit dem Nationaltrainer und Headcoach von Meister Oberwart beim entscheidenden Finalspiel Ende Mai gegen Gmunden durch. Mit wehender Mähne, wild gestikulierend stand er am Spielfeldrand und wurde schließlich wegen wiederholter Schiedsrichterkritik sogar der Halle verwiesen. Denkt der 46-jährige gebürtige Serbe heute daran, kann er ein Schmunzeln nicht verbergen: "Emotionen gehören eben dazu. Die sind gut, ohne die kann man nicht leben."

Neue Ziele

Selber Ort, selbe Teams, neue Saison: Am Sonntag stehen einander die Finalgegner in der Arena hoch über dem Traunsee gegenüber (17 Uhr). Weckt das Emotionen? "Nein, das ist eine neue Saison. Außerdem haben wir eine komplett andere Mannschaft", sagt Asceric. Fünf Abgänge hat es bei den Gunners seit dem Titelgewinn gegeben.

Darunter Österreichs Rekord-Teamspieler Bernd Volcic, der mit der Schlusssirene die Karriere beendete. Die Neuzugänge Drake Reed und Nikola Gacesa müssen sich erst integrieren. "Hätte ich die Mannschaft vom Vorjahr halten können, hätte ich gesagt, mein Ziel ist die Titelverteidigung", sagt Asceric, der mit den Burgenländern erstmal unter die Top Sechs kommen möchte.

Und die Gmundener? "Die haben zwar Deteri Mayes verloren, sind aber dank der Neuzugänge sicher nicht schwächer", streut der Meistertrainer dem Gegner Rosen. Vor dem Drittrunden-Duell steht's jedenfalls 1:1 - beide Teams haben je ein Mal gewonnen und verloren.

Fehlender Stolz

Leidenschaft zeigt Neno Asceric nicht nur, wenn es um die Oberwart Gunners geht. Spricht der 1,98 Meter große, ehemalige Small-Forward über die Situation des Basketballsports in Österreich, kann es schon passieren, dass der Cappuccino zwischenzeitlich kalt und es im Hinterzimmer der Pizzeria Pronto im neunten Bezirk lauter wird. "In Österreich interessiert man sich nicht für Sport - schon gar nicht abseits von Skifahren und Fußball. Deshalb gibt es auch viel zu wenig Nachwuchs." 25 bis 30 Basketballer kommen in Österreich für das Nationalteam infrage. "Das sind zu wenige, wir müssten 50 bis 60 haben."

Für Asceric ist die Tatsache, dass Österreich ein kleines Land ist, keine zulässige Ausrede: "Finnland hat beispielsweise drei Millionen Einwohner weniger als Österreich, trotzdem spielen dort 10.000 Kinder Basketball und bei uns höchstens 3000." Nicht nur fehlende Strukturen und finanzielle Mittel sind Schuld an dieser Situation. "Den Sportlern fehlt es an Selbstvertrauen und Stolz. In Serbien ist ein Basketballer wie ein Gott. In Österreich kennt kaum jemand einen Teamspieler beim Namen - das will ich ändern!"

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