Ein Österreicher ist der Star in Siena

epa03524418 Montepaschi Siena's Benjamin Ortner (L) tries to score under defence of Fenerbahce Ulker's Romain Sato during the Euroleague Top 16 group F basketball match between Fenerbahce Ulker and Montepaschi Siena of Italy, in Istanbul, Turkey, 04 January 2013. EPA/TOLGA BOZOGLU
Der Tiroler Benjamin Ortner ist in Italien eine fixe Größe. Mit Siena macht er Jagd auf den Meistertitel.

Wenn Benjamin Ortner, 30, durch die Altstadt von Siena spaziert, dann zieht er die Blicke auf sich. Das liegt nicht nur daran, dass er mit seinen 2,06 Metern nahezu jeden überragt. Dass der Innsbrucker in Siena zur Sehenswürdigkeit geworden ist, hängt in erster Linie mit seinen überragenden Leistungen zusammen. „Die Leute sprechen einen an, sie wollen Fotos machen“, erzählt Ortner, der für den italienischen Basketball-Serienmeister Mens Sana Siena zu einem Turm in der Titelschlacht avanciert ist. Mit 19 Punkten war der 30-Jährige am Donnerstag der Topscorer bei der 62:67-Niederlage im zweiten Spiel der Best-of-seven-Finalserie in Rom (Gesamtscore 1:1).

Ein österreichischer Basketballer als Hahn im Korb? Ein Exote aus der Heimat der Carver, Adler und Rodler als Treff-Ass? Ein Benjamin als fixe Größe in einer der besten Ligen der Welt?

Guter Ruf

So groß Benjamin Ortner auf den ersten Blick auch erscheint, so winzig sind tatsächlich sein Ego und seine Allüren. Der Erfolg ist dem Hünen nicht zu Kopf gestiegen. „Ich hab’ mir halt hier in Italien einen guten Ruf erarbeitet“, meint der 30-jährige in aller Bescheidenheit.

Ein guter Ruf? Wohl eine maßlose Untertreibung.

Denn es gibt kaum einen Legionär, der mittlerweile bereits so lange in Italien am Basketball ist wie der Tiroler. Seit acht Jahren verteilt Ortner nun schon für die verschiedensten Profiklubs die Körbe: Der Tiroler spielte für den mehrfachen Europacupsieger Cantù, er hatte auch beim Traditionsverein Treviso und bei Reggiana und Udine seine Finger im Spiel. Jetzt aber holt er mit Serienmeister Siena zum großen Wurf aus und hat den ersten großen Titel in Reichweite. Seit sieben Jahren ist das Team aus der Toskana die Nummer eins im italienischen Basketball, „der Titel ist realistisch“, meint Ortner vor dem dritten Match der Finalserie.

Großer Traum

Die Euphorie und Spannung in der Stadt nehmen fast schon Züge an wie beim berühmten Palio, dem traditionellen Pferderennen von Siena. „Die Stadt ist wie elektrisiert“, berichtet Ortner, „die Leute fiebern mit der Mannschaft mit, alles spricht über das Finale.“

Für Ortner, der seine internationale Karriere vor einem Jahrzehnt in den USA gestartet hat, würde damit der amerikanische Traum in Italien Wirklichkeit werden, der Titel wäre die Krönung einer außergewöhnlichen Karriere. Einer Karriere, die erst jetzt so richtig beginnt: „Fünf Jahre würde ich es in Italien schon noch aushalten. Hier stimmt einfach die Lebensqualität“, erzählt Benjamin Ortner.

Dass die Leute ihn dann bei seinen Spaziergängen vielleicht noch mehr anstarren, als sie es ohnehin schon tun, darüber wird Benjamin Ortner hinwegsehen können.

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