Baseball: Rangers vor World-Series-Gewinn

Baseball: Rangers vor World-Series-Gewinn
Die Baseball-Saison in den USA geht zu Ende. Der Volkssport erholt sich allmählich von seiner düsteren Vergangenheit.

Wer braucht schon ein Thermometer, wenn er Baseball hat? Die Saison der Schläger, Werfer und Fänger, die amerikanischen Helden der warmen Monate, neigt sich dem Ende entgegen und damit auch endgültig der Sommer.

Ein Sieg fehlt den Texas Rangers gegen die St. Louis Cardinals in den noch ausständigen beiden Spielen der World Series (Mittwoch- bzw. Donnerstagnacht), um für Dallas Sportgeschichte zu schreiben. Die Metropole wäre die erst siebente Stadt der USA, die in den vier großen Profiligen (Football, Baseball, Basketball, Eishockey) zumindest je einmal den Titel gewonnen hätte.

Es war bislang eine unterhaltsame Finalserie einer Saison, die Anfang April mit reichlich Altlasten aus einer schmutzigen Ära gestartet war. Die Spielzeit begleitete ein Prozess gegen eine Legende der jüngeren Baseball-Historie: Barry Bonds.

Der heute 47-jährige Kalifornier, ein Berg aus Fleisch und Muskeln, prügelte in seiner Karriere den kleinen Ball 762-mal aus dem Stadion. Keinem anderen Spieler der besten Liga der Welt gelangen mehr Homeruns. Im Jahr 2002 pulverisierte er mit 73 Homeruns in einer Saison die fast achtzig Jahre alte Bestmarke von Babe Ruth.

Lug und Trug

Die Heldentaten von Bonds waren lange geplant - und zwar im Labor der Firma BALCO, die den Schlagmann wie Dutzende weitere Sport-Größen mit Steroiden und Wachstumshormonen ausstattete. Im März begann der Prozess gegen Bonds wegen Meineids und Behinderung der Justiz, im September wurde er schuldig gesprochen.

Die Ära aus Lug und Trug lähmte den US-Volkssport, immer mehr Amerikaner blieben den Stadien fern. Bestmarken der Offensive waren ohnehin nicht zu erwarten. Zwischen 2000 und 2004 schafften im Schnitt elf Spieler pro Saison 40 oder mehr Homeruns im Grunddurchgang, in den letzten fünf Jahren waren es durchschnittlich nur noch drei.

Auch die Rekordlust konnte diese Spielzeit wieder stillen: Nelson Cruz (Texas) gelangen im Halbfinale gegen Detroit mit sechs Homeruns so viele wie noch keinem zuvor in einer Play-off-Serie; im dritten Spiel der World Series trieb Albert Pujols (St. Louis) die Kugel drei Mal auf die Ränge, das geschah zuletzt 1977. "Davon", sagte Pujols' Teamkollege, Lance Lynn, "werde ich noch meinen Enkelkindern erzählen."

Kommentare