Melzer gegen Berdych chancenlos

Jürgen Melzer
Der Tscheche Tomas Berdych warf in drei Sätzen Österreichs Nummer eins aus dem Bewerb.

Ein Match "auf Augenhöhe" hatte Jürgen Melzer erhofft, doch an diesem Tag war der als Nummer 5 gesetzte Tscheche Tomas Berdych um zumindest eine Klasse zu stark für Österreichs Nummer eins. Melzer musste sich am Freitag in der dritten Runde der mit 24,16 Mio. Euro dotierten Australian Open in Melbourne klar mit 3:6,2:6,2:6 beugen. Der als Nummer 26 gesetzte Niederösterreicher verpasste damit das angepeilte fünfte Grand-Slam-Achtelfinale seiner Karriere im Einzel.

"Es ist natürlich schade, wenn man eine ziemliche Klatsche kriegt. Aber man muss fairerweise anerkennen, dass er heute ein sehr hohes Niveau gespielt hat", meinte Melzer nach seinem heuer letzten Match in Melbourne. "Er hat aus allen Ecken gefeuert und ich bin mit seinem Tempo und der Länge nicht zurecht gekommen." Er selbst habe gar nicht so schlecht gespielt. "Aber er hat mich einfach überpowert. Im Endeffekt war ich heute mittellos gegen ihn."

Das Spiel, das im Gegensatz zu den Vortagen bei deutlich kühleren Temperaturen um 23 Grad stattfand, hatte schon nicht nach Wunsch für Melzer begonnen: Nach einer für ihn erfolgreichen "Challenge" wurde das bereits Berdych zugeschriebene erste Game fortgesetzt, Melzer fand einen Breakball vor, doch dann verpasste er nach einer längeren Grundlinien-Rallye diese Chance ("Da hat er mich kalt erwischt").

Breakchance

Diese von Berdych stark abgewehrte Breakchance im Auftakt-Spiel sollte letztlich die einzige für Melzer überhaupt bleiben. Berdych überzeugte einmal mehr mit mächtigem Aufschlagspiel: 86 Prozent seiner ersten Aufschläge, die im Feld landeten, brachten ihm den Punkt. Melzer hingegen kassierte zum 0:2 ein schnelles Break und gab auch im zweiten und dritten Satz jeweils gleich zum 0:1 seinen Aufschlag ab.

Auch von der Grundlinie konnte Melzer dem 27-jährigen Weltranglisten-Sechsten nicht zusetzen: 23 Winner zwar, aber auch ebenso viele unerzwungene Fehler - Berdychs Bilanz lautete 32:16 in diesem Vergleich. "Wir haben gute Rallyes gespielt, aber er hatte in 80 Prozent die besseren Antworten. Er hat mit dem Tempo, das ich ihm gegeben habe, immer gekontert und sich so gut bewegt." An sich selbst hatte Melzer vor allem eines auszusetzen: seinen Aufschlag. "Das war das Einzige, mit dem ich überhaupt nicht zufrieden war."

Melzer durfte sich mit einem Preisgeld von knapp 57.200 Euro und der Erkenntnis trösten, dass er erstmals seit Wimbledon 2011 bei einem Major wieder einmal unter den besten 32 Spielern stand. Außerdem wird der 31-jährige Weltranglisten-29. im ATP-Ranking Boden gutmachen, da er im Vorjahr schon in Runde eins gescheitert war.

Wehwehchen

Vor allem sportlich gesehen zog Melzer aber eine positive Bilanz: "Ich fühle mich körperlich wieder so, dass ich mich gut bewege, in die Ecken komme. Ich bin froh, wieder auf einem Level zu spielen, mit dem ich mich abfinden kann. Ich kann laufen, ich habe ein Fünfsatzmatch bei gefühlten 40 Grad gewonnen, ich habe wieder so Tennis gespielt, dass ich gesagt habe, das macht Spaß, ich mache weiter."

Die vergangenen eineinhalb Jahre mit all den Wehwehchen seien frustrierend für ihn gewesen. "Jetzt kann ich körperlich auf diesem Niveau mitspielen. Spielerisch glaube ich schon dran, dass ich noch mitspielen kann."

Sein nächstes großes Ziel ist nun der Davis Cup (1. bis 3. Februar in Astana) gegen Kasachstan. "Ich fahre mit einem sehr guten Gefühl nach Astana. Ich habe mich gut präsentiert, habe meine Matches gewonnen, die ich zu gewinnen hatte und heute gegen einen Besseren verloren." Seine nächsten Einsätze danach auf der ATP-Tour sind in Zagreb, Memphis und Acapulco geplant.

In Memphis ist er zwar Titelverteidiger, aber "selbst, wenn es in Memphis nicht so gut läuft: Ich fühle mich wieder gut, und wenn ich gesund bleibe, werde ich am Ende des Jahres wieder da stehen, wo ich hingehöre."

Kommentare