Auch schwere Burschen haben Träume

Aleksandar Milanovic
Der Super Bowl naht. Ein Wiener hofft auf eine Karriere in der teuersten Sport-Liga

Wie ein American-Football-Spieler auszusehen hat? Vermutlich wie Aleksandar Milanovic. Der 21-Jährige ist eine Wucht. Auf zwei Meter Körpergröße verteilen sich 135 Kilo. Sein T-Shirt spannt sich über die Muskeln, seine Schulter schmerzt. "Man gewöhnt sich daran", sagt der Wiener und nippt an seinem grünen Tee. "Der beruhigt."

Auch schwere Burschen haben Träume
Aleksandar Milanovic
Wenn in der Nacht auf Montag die Baltimore Ravens und die San Francisco 49ers im Endspiel der National Football League um die wichtigste Trophäe im US-Sport kämpfen, wird Aleksandar Milanovic wieder träumen, seinen Lebenstraum. Er darf das. Der junge Wiener hat es bereits weit gebracht – bis nach Sacramento, wo er am State-College ein Football-Stipendium ergattert hat.

Kein zweiter Österreicher ist näher dran an der teuersten Sport-Liga der Welt. College-Football hat mit europäischem Hochschulsport in etwa so viel zu tun wie Stefan Maierhofer mit der Wahl zum Weltfußballer des Jahres.

College-Football ist Big Business, an dem sehr viele Menschen sehr viel Geld verdienen. Den Super Bowl in New Orleans werden 73.000 Menschen vor Ort verfolgen, beim Endspiel der College-Meisterschaft vor wenigen Wochen drängten sich fast 80.000 in die Arena.

Nur die Spieler gehen leer aus. Für sie gelten strenge Amateurregeln, obwohl sie wie Profis leben und trainieren. Sechs Mal pro Woche bittet der Coach der Sacramento Hornets Milanovic und seine Kollegen auf den Trainingsplatz, dazu kommen drei Einheiten frühmorgens in der Kraftkammer. "Football-Training in den USA ist Drill", erklärt Milanovic. "Die Regel lautet: Man hat dir ein Stipendium gegeben und du machst gefälligst, was dein Trainer von dir verlangt."

Teure Ausbildung

Seit zwei Jahren lebt, studiert und trainiert er nun bereits in der Hauptstadt Kaliforniens. 21.000 Euro ist sein Stipendium pro Jahr wert, rund 1000 Euro bekommt er von der Universität für Miete und Lebenshaltungskosten.

"Ohne Unterstützung der Eltern geht es sich nicht aus", sagt Milanovic, der in Wien die HTL für Bautechnik abgeschlossen hat. In Sacramento entschied er sich für Politik und Internationale Beziehungen. "Aber ich bin nicht wegen der schulischen Ausbildung hier. Da gibt es sicher bessere Einrichtungen in den Staaten."

Großes Talent

Aleksandar Milanovic hat nur eines im Sinn: Football, die NFL. Bereits bei den Raiffeisen Vikings in Wien waren sein Talent und seine körperlichen Voraussetzungen aufgefallen.

"Er hat sich mit seinen Gegnern gespielt", erinnert sich Chris Calaycay, der Cheftrainer der Vikings. "Die Auslese ist gnadenlos, aber mit seinem Körper könnte er es in die NFL schaffen."

Milanovic wäre der vierte Österreicher in der NFL, der erste, der nicht bloß als Freekicker eingesetzt wird. Der Wiener spielt in der Offense-Line, sein Job ist es, den Quarterback zu schützen. "Der Coach sagt: 'Bestraft sie dafür, dass sie auf die Idee gekommen sind, auf dasselbe Feld wie ihr zu steigen.'"

Es heißt, vier Jahre College-Football kosten einen zehn Lebensjahre. "Verrückt, nicht?", sagt Milanovic, "im Idealfall fängt danach erst die NFL an." Im Schnitt dauert eine NFL-Karriere zweieinhalb Jahre. Das Schmerzensgeld ist hoch: Ein Neueinsteiger verdient mindestens 450.000 Dollar. Pro Saison.

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