Asarenka gewinnt Australian Open

Asarenka gewinnt Australian Open
Die Weißrussin feiert ihren ersten Grand-Slam-Titel und ist die neue Nummer eins im Damen-Tennis.

Wenn beim Damen-Tennis im Fernsehapparat nur der Ton läuft, könnte man meinen, es läuft gerade ein frivoler Liebesfilm mit einer Dolly Buster in jungen Jahren. Mittlerweile wird unter den Weltklassespielerinnen schon in allen Landessprachen gestöhnt und geschrien. Viktoria Asarenka tut dies besonders engagiert, während sie immer besser spielt. Als erste Weißrussin durfte sie am Samstag nach einem Grand-Slam-Turnier ein Siegerinterview geben.

Die 22-Jährige schlug im Finale der Australian Open die ebenso recht laute Russin Maria Scharapowa glatt mit 6:3, 6:0. Und noch etwas hat sie damit für ihr Land getan: Sie ist ab Montag die erste Weißrussin an der Spitze der Tennis-Weltrangliste.

Asarenka steht für zwei Entwicklungen im Tennissport. Einerseits mischen immer mehr Nationen an der Spitze mit. Im Damen-Tennis kommen die Top-Ten-Spielerinnen aus zehn verschiedenen Ländern, im Herren-Tennis aus acht, nur die Spanier stellen drei Männer (Stand: 16. Jänner). Anderseits kommen immer mehr Spitzenkräfte aus Ländern des ehemaligen Ostens, wie auch die beiden Doppelsiegerinnen der Australian Open, die Russinnen Swetlana Kusnetsowa und Vera Swonarewa. Die meisten neuen Spitzenkräfte stammen also seit Jahren aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Warum?

Vorbilder

Spieler wie Andrej Tschesnokow oder Natalia Zwerewa haben Ende der 1980er vorgelegt, für das russische Tenniswunder sorgte aber die zwar nur halbwegs erfolgreiche, dafür um so schönere Anna Kurnikowa. "Sie ist ein Vorbild und eine Marke. Durch sie haben die Russinnen gesehen, was alles möglich ist", sagt Peter-Michael Reichel, Turnierveranstalter und Turniervertreter für Europa bei der WTA. In den Republiken des ehemaligen Jugoslawiens ist die Situation ähnlich wie in Russland. Damals bewogen die Vorbilder Ivanisevic oder Seles die Kinder zum Tennis, heute tun dies Novak Djokovic, Jelena Jankovic oder Ana Ivanovic. Gebhard Gritsch, Fitnesstrainer von Djokovic sagt: "Tennis ist in Serbien seit dem Daviscupsieg 2010 Nationalsport Nummer eins."

Das Geld

In erster Linie hängt viel von den Rahmenbedingungen ab, mit den Möglichkeiten, die das Ende des kommunistischen Systems in Russland mit sich brachte. Nach dem Vorbild Kurnikowa wurden Kinder und Jugendliche zu Aktien gemacht. Manager übernahmen Talente in jüngsten Jahren, steckten sie in die besten Tennisschulen oder schickten sie auf ITF-Jugendturniere.

Bei der Orange Bowl in Miami, dem größten Jugendturnier der Welt, sitzen vor allem Manager aus ehemaligen kommunistischen Ländern unter den Zuschauern. Im Prinzip gilt: "Dort wo es Topspielerinnen gibt, kommen auch die Manager und so öffnen sich neue Märkte", sagt Reichel. Ein Beispiel ist neben Kurnikowa auch Caroline Wozniacki in Dänemark.

Der Ehrgeiz

Der Ehrgeiz lässt sich am Beispiel von Maria Scharapowa am besten skizzieren. Als Sechsjährige beeindruckte sie beim Vorspielen unter 1000 Talenten die große Martina Navratilova. Scharapowas Vater Juri verließ die heimatliche Existenz, um seiner Tochter eine Ausbildung im Tennis-Paradies Florida zu ermöglichen. "Wenn Amerikanerinnen dort scheitern, ist dies lange nicht so existenzbedrohend, wie bei den vielen Russinnen, die diesen Weg gehen", sagt Tennis-Coach Günter Bresnik.

Scharapowa ist einen besonderen Weg gegangen. Nicht alle verlassen die Heimat. Der Werdegang ist aber derselbe. "Tennis bietet ihnen eben Möglichkeiten, Geld zu verdienen, um aus der Tristesse auszubrechen", sagt Bresnik.

Der Zugang

"In diesen Ländern hat Sport allgemein einen höheren Stellenwert. Dort sitzen die Kinder nicht Tag und Nacht vor dem Computer und dem Fernseher, dort betreiben sie Sport", erklärt Bresnik und nennt vor allem Serbien als Vorzeige-Beispiel. Bresnik: "Dort wachsen Kinder mit dem Ball auf, können mit diesem naturgemäß besser umgehen als die verwöhnten Jugendlichen in Österreich."

Wie es mit den russischen Ballkünsten derzeit aussieht, davon kann man sich im Februar beim Daviscup-Duell Österreich gegen Russland in Wr. Neustadt ein Bild machen.

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