Alles Rumba in der Wr. Stadthalle

Alles Rumba in der Wr. Stadthalle
Die Austrian Open sind der Höhepunkt des Tanzsport-Jahres. Ein österreichisches Paar hat Siegchancen.

Elegante Anzüge und teure Kleider. Hochhackige Schuhe und viel Schminke. Getragene Musik und Blumenschmuck. Das soll Sport sein?
Selbstverständlich.

Anna Ludwig-Tschemodurowa (28) und ihr Partner Zufar Zaripov (27) sind Sport-Profis - und seit 2004 das erfolgreichste österreichische Tanzpaar der vergangenen 50 Jahre. Sie belegen unter 3500 Paaren Platz acht in der Weltrangliste, sie beendeten den Weltcup 2010 auf Rang fünf - und sie sind sechsfache Österreichische Staatsmeister.

Hoch gesteckt ist ihr Ziel für das Weltcup-Turnier der Lateinamerikanischen Tänze am kommenden Wochenende (18. bis 20. November) in der Wiener Stadthalle: "Wir wollen aufs Treppchen kommen", sagt Zaripov. "Allerdings wollen das 34 andere Paare auch."

Dopingkontrolle

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Laufen, Ballett, Ausdauer-Einheiten. Groß ist der Aufwand, den die Heeressportler treiben. Vier bis acht Stunden pro Tag trainieren sie unter anderem in der Wiener Maria-Theresien-Kaserne; alle zwei Wochen reisen sie ins italienische Tanzsportzentrum Molinella, wo sie sich mit den besten Paaren der Welt messen; auch sie unterliegen den Doping-Regeln und müssen eine Stunde pro Tag für die Kontrollore der NADA erreichbar sein.

Kennengelernt hat sich das Paar vor sieben Jahren über eine Tanzsport-Börse im Internet. Ihre Beziehung beschränkt sich auf den Sport. "Aber wir verbringen so viel Zeit miteinander", sagt Ludwig-Tschemodurowa, "da müssen wir uns gut verstehen und das gleiche Ziel haben."

Ihre letzte Trainingseinheit vor dem Weltcup-Bewerb in Wien absolvierte das Paar im TanzSport-Klub Juventus im 2. Bezirk. Mit Schmirgelpapier raut Ludwig-Tschemodurowa die Sohlen ihrer Schuhe auf, denn bei Lateinamerikanischen Tänzen sollen sie nicht rutschen.

Zaripov studiert vor der Spiegelwand seine Bewegungen. Dann die Musik, eine Rumba angeblich. Leise, aber bestimmt gibt Zaripov Anweisungen. Sanften Bewegungen folgen zackige, akrobatische Einlagen. Die Schuhe klappern auf dem Parkett, die blonde Mähne und die Fransen des schwarzen Kleides wirbeln durch die Luft, Schweißperlen bilden sich auf Zaripovs Stirn, der Stöckelschuh der 1,63-Meter-Dame nähert sich dem Plafond. Ja, das ist Sport.

Fünf Elemente

"Tanzen ist komplex. Es besteht aus fünf Komponenten", erklärt Hermann Götz, der Präsident des Tanzsport-Verbandes. "Der Koordination im eigenen Körper, der Koordination mit dem Partner, der Koordination im Raum, der Koordination zur Musik - und gut ausschauen soll's auch."

Die Wertungsrichter beurteilen die künstlerische und technische Darbietung. Im Gegensatz zu "Dancing Stars" werden keine Punkte vergeben, sondern die Paare im direkten Vergleich zueinander bewertet. Die Besten steigen eine Runde auf.

Geld

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Reich werden können Tanzsportler nicht. Mehrere Tausend Euro verschlingen die Reisekosten jeden Monat, ein Kleid kostet bis zu 4000 Euro. Zwar werden beim Turnier in Wien 15.000 Euro an Preisgeld ausgeschüttet, doch selbst der Betrag für das Sieger-Paar reicht gerade für die Reisekosten und ein kleines Taschengeld. Trotzdem: Die Existenz von Österreichs Nummer-1-Paar ist gesichert. Durch das Bundesheer, durch die Leistungssportförderung von Team Rot-Weiß-Rot und durch kleine Sponsoren.

Nach ihrer Karriere wollen die Beiden als Tanzsport-Trainer arbeiten und junge österreichische Paare an die Weltspitze führen. Doch der Weg dorthin ist weit: In den russischen Talenteschmieden trainieren die Kinder jeden Tag. In Österreich maximal zwei Mal pro Woche.

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