Alis ganz normaler Wahnsinn

Alis ganz normaler Wahnsinn
Bergmanns Begegnung: Der Boxer war ein Show-Man durch und durch.

Den besten Beweis für Alis "rein geschäftliche und nicht persönliche Beschimpfungstechnik" erlebte ich Ende Mai 1976 im Münchner Nobelhotel "Bayrischer Hof", wo sich Ali für den WM-Fight gegen den Briten Richard Dunn vorbereitete.

Wir hatten mit Alis Trainer Angelo Dundee ein Interview ausgemacht, aber wann immer wir uns dem Champion näherten, wurden wir von seinen Schutz-Muskelmännern weggestoßen. Für 40 D-Mark Schmiergeld brachte uns ein Hotelangestellter vor Alis Appartement. Als er vom Training kam, waren er und seine Schläger überrascht, dass wir uns so weit vorgekämpft hatten.

Bevor uns die wildgewordenen Leibwächter aus dem 10. Stockwerk warfen, gab uns Ali lachend eine Minute Zeit für ein Interview, in dem er sein ganzes komödiantisches Talent ausspielte. Er boxte in die Kamera, umtanzte uns und schrie: "Richard Dunn, mein Gegner, ist ein Verbrecher und saublöd, denn er will mich vor Millionen Fernsehzuschauern ermorden, aber in Wirklichkeit kann dieser Trottel mit einem Volltreffer nicht einmal eine Fliege verletzten!"

Dann klopfte er mir auf die Schulter, lachte und fragte: "Okay, my friend?", bevor er im Zimmer verschwand. Ali benötigte für Richard Dunn fünf Runden.

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