Ehrlichkeit in der Presse?
Erfundene Interviews, verletzter Personenschutz, falsche Fakten – die österreichische Boulevard-Zeitungen zeichnen sich immer wieder auf neueres durch verpatzten, unangebrachten Journalismus aus. Noch dazu nicht selten. Doch die absolute Höhe für eine Tageszeitung ist es doch falsche Tatsachen vorzutäuschen und dann das Problem der Konkurrenz schamlos in die Schuhe zu schieben.
Meine Erwartungen für die Tageszeitung Österreich sind zwar schon seit einiger Zeit auf einem tiefen Level angesiedelt, doch mit dem neuen Artikel "KURIER: Panik wegen Klage von Österreich" senkt der ohnehin schon geringe Respekt vor diesem Medium von Minute zu Minute mehr.
Ein Interview mit dem Vater von Mohamed Mahmoud, das tatsächlich nie stattgefunden hat, zu erfinden und daraufhin zu veröffentlichen ist schon schlimm genug. Doch trotz des Einspruchs der Familie und der Beschwerde beim österreichischen Presserat immer noch auf das Stattfinden des Gesprächs zu beharren wirkt mit der Zeit armselig.
Von „heller Panik im KURIER“, über welche die Tageszeitung Österreich in der Ausgabe vom 12. August berichtete, merkt man in besagter Redaktion, vergleichsweise zu der aktuellen medialen Aufregung, wenig.
Wozu auch? Über das angebliche Interview kann man doch nur schmunzeln, oder? Vor allem aufgrund der unterstützenden Bestätigung der Familie und deren Empörung sollte Österreich doch begreifen, dass das Spiel gelaufen ist und einfach zur Wahrheit stehen. Stattdessen richten sie nun eine Klage gegen den KURIER, da dieser angeblich 5.000 Euro für ein Exklusiv-Interview bezahlt habe. Als Beweis für ein empfangenes Interview mit Österreich will die Redaktion das "Telefon-Protokoll" vorlegen.
Außerdem ist dieses erfundene Interview nicht das erste seiner Art. Auch Fußballstar David Alaba durfte sich schon über ein Interview in der Print-Ausgabe freuen, wunderte sich jedoch mit wem die Redaktion dieses geführt hatte, da er jegliches Interview ausdrücklich verweigert hatte. Ebenfalls auf der offiziellen Internetseite des österreichischen Presserats sind allein für das Kalenderjahr 2015 schon vier Verstöße von Österreich gegen den Ehrenkodex der Presse verzeichnet worden. (Nähere Infos unter: presserat.at)
Dass Österreich diese Lügengeschichte letztendlich wirklich bis zum bitteren Ende durchzieht wage ich zu bezweifeln. Vielleicht sollte die Chefredaktion ihre Redakteure und Redakteurinnen besser unter Kontrolle bringen und nicht jede vermeintliche Geschichte sofort abkaufen und ihr Glauben schenken, dann wäre dieses Chaos vielleicht gar nicht entstanden, geschweige denn so dermaßen ausgeartet.
Zum Schluss noch ein kleiner Tipp für die Redaktion von Österreich: „Nur weil gewisse Boulevard-Zeitungen für Interviews und Exklusivgeschichten Geld bezahlen, heißt das nicht automatisch, dass das richtige Zeitungen auch tun."
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