Witzigmanns Welt: Kekse

Witzigmanns Welt: Kekse
Weihnachten schmeckt: Von Glücksgefühlen, Kletznbrot und der Lust am Stibitzen von Lieblingskeksen.

Schon früh wusste ich, was ich später werden will. Schuld daran waren die weihnachtlichen Plätzchendüfte aus der Küche meiner Mutter. Diese verführerischen Gewürzaromen lösen noch heute in mir Gefühle des Glücks und der Geborgenheit aus.

Damit ich beim Platzerlbacken nicht vom Teig naschte, hatte meine Mutter einen simplen, aber effektiven Trick: Weihnachtslieder singen. Das war zwar gemein, jedoch besser als Rosenkränze beten, wie es noch der Schriftsteller Karl Heinrich Waggerl - unser Nachbar im Haus Bergfried' - tun musste; nachzulesen in meinem neuen Buch "Salzburger Weihnacht", in dem Sie auch die Rezepte für meine Lieblingsplätzchen finden: Vanillekipferl, Zimtsterne, Kokosbusserl, Walnusstaler, Husarenkrapferl, Schokoladenbohnen oder Anistaler - um nur die Spitze des Weihnachtsgebäckberges zu nennen. Kletz'nbrot darf natürlich ebenfalls nicht fehlen in der staden Zeit. Mein Onkel Luis aß es mit Pinzgauer Bergkäse belegt zum Glühwein.

Dazu mein Tipp für die Linie: Verwenden Sie neben den herkömmlichen Zutaten Mandelmehl statt Brotteig. Zerbrochene oder verbrannte Weihnachtsplätzchen wurden übrigens "Ofenkrüppel" genannt. Wer es wagte, damit die Sänger beim traditionellen "Anklöckeln" abzuspeisen, riskierte, in der Gemeinde ausgerichtet zu werden. Dieser Brauch, bei dem Kinder und Erwachsene an den letzten drei Donnerstagen vor Weihnachten von Haus zu Haus ziehen, um Lieder zu singen, Gedichte aufzusagen und Segenswünsche zu sprechen, geht auf die Herbergssuche von Maria und Josef zurück. Herbergssuche in der Hotel-Hochburg Bad Gastein? Für uns Kinder immer eine eigenartige Vorstellung.

Ich musste nicht extra anklöckeln, um früher an die Kekse ranzukommen. Ich stibitzte sie einfach aus den Blechdosen, die auf dem Schlafzimmerschrank versteckt waren. Noch heute finde ich: Die gestohlenen Platzerl sind die besten.

Aus: FREIZEIT-Kurier vom 05.12.
Eckart Witzigmann widmet sich in seiner Kolummne im FREIZEIT-Kurier dem ganz (un)gewöhnlichen Küchen-Alltag.

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