Schweizer Aerni holte WM-Kombi-Gold 1/100 vor Hirscher

Schweizer Aerni holte WM-Kombi-Gold 1/100 vor Hirscher
Die Schweiz-Festspiele bei der Ski-WM in St. Moritz haben in der Herren-Kombi ihre Fortsetzung gefunden. Luca Aerni katapultierte sich Montag vom 30. Abfahrtsplatz zu Gold und verwies dabei Österreichs Titelverteidiger Marcel Hirscher um eine Hundertstel auf Platz zwei. Auch Bronze ging durch Mauro Caviezel an die Eidgenossen, die nach sechs Bewerben sechs Medaillen, drei davon in Gold, haben.

Von 30 auf eins, diese Erfolgsnummer hatte Hirscher zwei Jahre zuvor in Beaver Creek noch Kombi-Gold beschert. Diesmal schaffte aber Aerni das Kunststück, während sich der nach der Abfahrt auf Platz 28 liegende Österreicher am Ende um den im Skirennsport kleinstmöglichen Rückstand geschlagen geben musste.

"In dieser Saison rauben mir die Hundertstelsekunden den letzten Verstand", verwies Hirscher darauf, dass er im WM-Winter auch im Weltcup mehrmals knappste Niederlagen über sich ergehen hatte lassen müssen. Mitentscheidend sei an diesem Tag aber die schnell ramponierte Slalom-Piste gewesen, sagte Hirscher.

"Grundsätzlich ist hier alles top. Die Slalompiste heute war aber ein Flop. Da war für die hinteren Nummern nichts mehr drin", fand Hirscher klare Worte.

Als Favorit war nach der vom Österreicher Romed Baumann gewonnen Abfahrt eigentlich Alexis Pinturault angesehen worden, weil der Franzose dabei als 20. fast eine Sekunde schneller gewesen war als Hirscher. Aber auch Pinturault scheiterte an der schlechten Slalompiste und wurde sogar nur Zehnter.

Kleine Hoffnungen hatte es nach der Abfahrt dank der Plätze zehn und zwölf auch für Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr gegeben. Mehr als am Ende die Ränge 8 und 17 war aber nicht drin.

Kriechmayr überholte damit sogar noch den Abfahrtsschnellsten Baumann, der sich nach der elftbesten Slalomzeit mit Gesamtplatz zwölf begnügen musste. "Ich habe schon bei der Besichtigung gesehen, dass da im Slalom nichts geht", sagte Kriechmayr, der deshalb Hirscher auf Gold und Aerni auf Bronze getippt hatte. "Mein eigener Slalom heute war besser als meine Abfahrtsleistung."

Baumann, 2013 in Schladming Kombi-Dritter, konnte nur mit den Schultern zucken. "Es war richtig grausig zum Fahren. Von oben weg waren schon so komische Spuren drinnen. Ich habe mir richtig schwergetan", sagte der Tiroler. "Mit einer guten Abfahrt hast du dich heute selber bestraft. Schade, dass nicht mehr drinnen war. Ich war machtlos", meinte er.

Hirscher hatte in der Abfahrt mit einem Fehler eine bessere Zeit vergeben. Letztlich verlor er Gold aber auf den letzten Metern des Slaloms. Zehn Sekunden vor der Ziellinie hatte der Österreicher noch gewaltige 44 Hundertstel Vorsprung auf Aerni, im Ziel lag er aber um den Wimpernschlag einer Hundertstel hinter dem Schweizer.

Der Rest der Kombi wurde zu einer großen Warterei, bei der ein Mitfavorit nach dem anderen an der schlechten Piste scheiterte. So auch Pinturault, der von "Löchern" in der weichen Piste sprach. "Ich habe die Medaille im Slalom verloren. Eineinhalb Sekunden Rückstand nach der Abfahrt sollte an sich reichen", ärgerte sich der Franzose. "Es war wie in Beaver Creek. Anscheinend muss man in der Abfahrt langsamer fahren, um eine Medaillenchance zu haben."

Die Spannung bezog der Allround-Bewerb am Ende durch den Zieleinlauf. Caviezel verpasste als Abfahrts-14. und Drittschnellster im Slalom Gold ebenfalls um nur sechs Hundertstel und Hirscher um fünf. Die von Dominik Paris (ITA) angeführten Abfahrer lagen schon vier Zehntel und mehr zurück.

Sieger Aerni sprach von einer perfekten Fahrt im Slalom. Der neue Weltmeister verwies aber auch auf Riesen-Glück. Um nur sechs Hundertstel hatte Aerni in der Abfahrt Platz 30 und damit Startnummer eins im Slalom gerettet. Ein wenig langsamer nur und er wäre chancenlos gewesen. "Ich war noch nie so nervös wie heute", gestand Aerni. "Weltmeister hört sich unglaublich an. Gold von Beat Feuz hat mich motiviert. Heute ist alles aufgegangen, es ist unglaublich", jubelte er.

Hirscher konnte am Ende über seinen mikroskopischen Rückstand nur lachen. "Gratulation an den Luca. Die Pistenverhältnisse war in dem Slalom schon sehr grenzwertig für die Besten in der Abfahrt", wiederholte der fünffache Weltcup-Gesamtsieger.

Seinen Rückfall im Slalom-Finish erklärte Hirscher so: "Bei der letzten Haarnadel habe ich nicht mein Bestes gezeigt. Vom dem her ist es dann ruckzuck vorbei. Bei solchen Bedingungen darf man nicht zurückstecken." Es tue ihm auch leid um Baumann. "Aber es ist eben ein Freiluftsport."

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