Pinturault Kombi-Favorit - Hirscher braucht starke Abfahrt

Pinturault Kombi-Favorit - Hirscher braucht starke Abfahrt
Der große Gold-Favorit für die Kombination der Herren am Montag bei der Alpinski-WM in St. Moritz heißt Alexis Pinturault. Der Franzose, der bereits als Weltcup-Kugelgewinner feststeht, hat im Abfahrtstraining auf der Corviglia einen starken Eindruck hinterlassen. Aus dem österreichischem Lager zählen Titelverteidiger Marcel Hirscher und Romed Baumann zu den Medaillenanwärtern.

Vor zwei Jahren gewann Hirscher in Vail/Beaver Creek vor dem Norweger Kjetil Jansrud und dem US-Amerikaner Ted Ligety. Baumann verpasste als Vierter mit einem Rückstand von 38/100 Sekunden nur um 8/100 Bronze, Pinturault als Fünfter um 11/100. Hirscher legte den Grundstein zum Erfolg mit einer starken Abfahrtsleistung (3,16 hinter Jansrud) und nahm den Slalom mit Startnummer eins in Angriff, weil der schwer gestürzte Tscheche Ondrej Bank disqualifiziert worden war.

Seit den Welttitelkämpfen 2015 bestritt Hirscher nur zwei Kombinationen. Im Jänner 2016 wurde er im Slalom mit Torfehler disqualifiziert, vergangenen Dezember in Santa Caterina war er Zweiter hinter Pinturault und dem Norweger Aleksander Aamodt Kilde, der Bewerb wurde allerdings aus Super-G und Slalom zusammengesetzt.

Heuer in Wengen war er nicht am Start, der immer stärker werdende Schneefall in der Abfahrt hatte dort ein Sensations-Ergebnis und Weltcup-Debütantentrio mit dem Schweizer Niels Hintermann vor dem Franzosen Maxence Muzaton und dem Österreicher Frederic Berthold gebracht. Für Berthold reichte es dennoch nicht für die Nominierung in St. Moritz.

Hirscher ist nach seiner Erkrankung auf dem Weg der Besserung, aus dem österreichischen Team favorisiert er Baumann. "Unser stärkster Mann. Aus internationaler Sicht sind es Alexis Pinturault, Kjetil Jansrud, Dominik Paris und Justin Murisier. Das wird eine sehr ungewisse Kombi", sagte der Salzburger. Über sich selbst meinte er: "Wenn ich bei 2,5 Sekunden (Rückstand) irgendwo in der Abfahrt abschwingen kann, ist was möglich. Wenn es mehr ist, wird es zäh."

Baumann, der am 5. Februar 2012 in Chamonix für den letzten ÖSV-Sieg in einer Weltcup-Kombination gesorgt hat, musste in St. Moritz erst einmal seine Nicht-Nominierung für den Super-G und die Abfahrt wegstecken. Es wird sein sechster WM-Start in dieser Disziplin nach 2007 (7.), 2009 (8.), 2011 (Ausfall), 2013 (Bronze) und 2015 (4.).

Besonders weh tat das Zuschauen in der Abfahrt. "Ich habe den Frust weggesteckt, mich neu fokussiert. Am Anfang ging mir einiges durch den Kopf, ich war brutal enttäuscht. Es tut richtig weh, weil du weißt, dass mit einer guten Fahrt eine Medaille in der Abfahrt drinnen wäre", glaubt Baumann. "Ich habe zwei Tage gebraucht, aber es bringt nichts, dass du dich selbst bemitleidest und groß Energie verschwendest. Ich habe meinen Fokus auf die Kombi gelegt, war Slalomfahren mit Marcel. Es ist überraschend gut gegangen." Mit der Wut im Bauch werde er nicht fahren. "Ich schaue, dass ich positiv bleibe."

2013 in Schladming brachte Baumann mit Kombi-Bronze Ruhe in das Herren-Team, es war der erste Podestplatz für Österreich nach den Nullnummern in den zwei Speedrennen. In St. Moritz erledigte diesen Job nun am Sonntag Max Franz als Dritter in der Abfahrt.

Baumann sieht sich in einer "Außenseiterrolle", es werde brutal schwer, weil die Abfahrt nicht lang sei. "Zwei Sekunden Vorsprung auf die Slalomfahrer wäre wünschenswert. Aber wie sich Pinturault positioniert hat, wird das mit Sicherheit nicht leicht. Ich rechne nicht mit einer Medaille, es muss einfach alles zusammenpassen. Und dann warten wir mal ab, wie die Kurssetzung im Slalom ist."

Die weiteren ÖSV-Starter sind Matthias Mayer, Vincent Kriechmayr und Marco Schwarz, der am Sonntag nach dem letzten Training per Trainerentscheid den Vorzug gegenüber Berthold bekommen hatte.

"Es taugt mir auf der Abfahrt, ich habe mich von Training zu Training gesteigert, da ist sicher noch einiges möglich. Wichtig wäre, unter die 30 reinfahren und dann mit einer guten Nummer im Slalom angreifen", erklärte Schwarz. "Ich habe noch keine Kombi im Weltcup, ich kann locker drauflosfahren", meinte der Kärntner, der regierender Staatsmeister in der Kombination ist. Vorher war er 2014 Junioren-Weltmeister im Super-G und Bronzemedaillengewinner in der Abfahrt, hat also auch Speed-Talent.

Pinturault könnte für das erste Kombi-Gold Frankreichs seit Michel Vion 1982 sorgen. Von den vergangenen vier Weltcupbewerben hat er drei gewonnen. Der 25-Jährige hat als Dritter im Riesentorlauf 2015 erst eine WM-Medaille zu Hause.

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