Kriechmayr fixierte WM-Abfahrtsticket - Auch Mayer dabei

Kriechmayr fixierte WM-Abfahrtsticket - Auch Mayer dabei
Die Qualifikation im österreichischen Herren-Speedteam für die WM-Abfahrt am Samstag in St. Moritz ist einmal mehr ein Rennen vor dem Rennen gewesen. Deutlicher als Vincent Kriechmayr kann man sich aber nicht qualifizieren, er verwies am Donnerstag mit Bestzeit im Abfahrtstraining Lokalmatador Beat Feuz um 1,30 Sekunden auf Platz zwei. Den vierten Startplatz ergatterte Matthias Mayer.

Olympiasieger Mayer kam im Training auf Rang drei (1,34), der Tiroler Romed Baumann klassierte sich hinter dem kanadischen Super-G-Weltmeister Erik Guay (1,41) auf Platz fünf (1,60). Der Kärntner Mayer erhielt am Donnerstagnachmittag nach Trainerentscheid den Vorzug gegenüber Baumann, der Kärntner Max Franz und der Salzburger Hannes Reichelt waren als Saisonsieger fix gewesen.

WM-Debütant Kriechmayr ging am Mittwoch mit Platz fünf im Super-G "der Knopf auf", er genoss die abendliche Siegerehrung im Kulm-Park in Moritz und legte sich in der Quali am Donnerstag voll ins Zeug. "Das waren hundert Prozent, bei einem mehr wäre ich auf der Schnauze gelegen", sagte der 25-Jährige.

"Ich freue mich, dass ich bei der WM bei der Abfahrt dabei bin, das ist die Königsdisziplin, die hat in Österreich schon große Bedeutung. Zu den schnellsten vier zu gehören, ist eine Genugtuung. Aber ich bin nicht nur wegen der Qualifikation oder dem Training hier, ich möchte bei den Rennen Topergebnisse zeigen. Ob es für eine Medaille reicht, weiß ich nicht."

Er sei die Ideallinie gefahren - oder sogar noch besser als besichtigt. "Bei einer Kurve hat es mich weiter runtergedrückt, ich bin draufgestiegen und wusste nicht, ob sich das ausgeht, dass ich drinnenbleibe. Aber anscheinend hat es gut gepasst".

Beim letzten Sprung passierte ein Schönheitsfehler: "Das war fast ein bisserl zum Schämen, das ist das Einzige, was nicht gut gelaufen ist. Früher haben sie auch so eine Schranz-Hocke gemacht und waren schnell, vielleicht war das noch einmal ein bisserl ein Turbo ins Ziel rein.

Mit Startnummer eins war Mayer gefahren, der dachte im Ziel, eine gute Fahrt gehabt zu haben. Doch mit zwei folgte Kriechmayr und nahm ihm 1,34 ab. "Mothl hat gesagt, er hat dann Angst gehabt, dass er eine Vollschleife bekommt. Aber ich bin mehr am Zacken gefahren als Mothl, auch wenn er glaubt, er ist schon gut gefahren, er wird nochmals was draufsetzen können", glaubt Kriechmayr.

Nach dem "brutal schlechten Start in die Saison" ist der Verlauf der St. Moritz-WM Balsam auf Kriechmayrs Wunden. "Ich habe wieder gesehen, dass ich schnell Skifahren kann. Das freut mich irrsinnig, ich hätte das hier nicht gelaubt. Schauen wir mal, ob mir das fürs Rennen nochmal gelingt und die Konkurrenz nochmals so einen Schub machen kann."

Als Zehnter im Super-G von Santa Caterina und Siebenter der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen war Kriechmayr in diesem Winter nur zweimal in den Top zehn.

Frustriert zeigte sich Salomon-Pilot Baumann, der am Samstag zuschauen muss. Diese Rolle ist ihm leidlich bekannt - er trat zum sechsten Mal in seiner Karriere zu einer Abfahrts-Quali bei einem Großereignis an und hatte zum sechsten Mal das Nachsehen. Bei Weltmeisterschaften traf es ihn 2009 in Val d'Isere, 2013 in Schladming, 2015 in Beaver Creek und nun 2017 in St. Moritz, sowie bei Olympischen Spielen 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi. Sein einziger Start bei einem Großereignis war bei der WM 2011 in Garmisch, als er als bester Österreicher Vierter wurde.

"Jedes Mal zuschauen müssen", sagte der frustrierte Baumann, der das Gefühl hatte, dass der Quali-Modus jedes Mal ihn "frisst". Auch im Super-G wurde er nicht berücksichtigt, ihm bleibt damit nur die Alpine Kombination in St. Moritz. Er müsse jetzt schauen, "wo er mit der Motivation" stehe. "Das war das große Saisonziel von mir, in der Abfahrt am Start zu stehen."

Anfang der Saison sei es ihm nicht so leicht von der Hand gegangen, aber seit Wengen habe er gespürt, dass er einen guten Speed habe. "Von den Ergebnissen her war es auch nicht so schlecht. Ich weiß, dass ich vom Grundspeed dabei bin. Ich hätte es mir da runter richtig zugetraut", sagte Baumann.

Das Training musste am Donnerstagnachmittag übrigens wegen Nebel abgebrochen werden. Insgesamt gingen nur 30 (24 vor und 6 nach der eineinhalbstündigen Unterbrechung) Athleten über die Piste. In der abendlichen Mannschaftsführersitzung (18.00 Uhr) wurde das weitere Vorgehen besprochen.

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