Hirscher laut Trainer Pircher "noch nicht bei 100 Prozent"

Hirscher laut Trainer Pircher "noch nicht bei 100 Prozent"
Interview mit Michael Pircher, dem Trainer des Salzburger Skirennläufers Marcel Hirscher, der am Samstag in Kranjska Gora zum sechsten Mal den Gesamtweltcup gewonnen hat:

APA: Unglaubliches ist geschafft, das ist ein Rekord für eine halbe Ewigkeit, oder?

Michael Pircher: "Ja, das würde ich schon sagen. Zumindest einmal für die nächsten sechs Jahre. Da muss sich schon einer anstrengen, dass er das nachmacht - also ja, für eine halbe Ewigkeit."

APA: Wie geht es Ihnen damit - als Wegbegleiter seit so vielen Jahren?

Pircher: "Gut! Ich muss sagen, eigentlich habe ich es noch gar nicht so wahrgenommen. Ich habe heute noch nicht damit gerechnet, dass es sich dann für andere auch rechnerisch nicht mehr ausgeht. Auf der Anzeigentafel habe ich es gesehen, es reicht! Nun brauchen wir nicht mehr rechnen. Herrlich!"

APA: Sie haben nach Doppel-Gold in St. Moritz gesagt, das Level ist schon so hoch. Es gehe nun darum, das zu halten. Das ist eh schwierig genug, oder?

Pircher: "Ja, absolut. Sagen wir so: in den letzten Rennen war das Level sehr hoch, was seine Performance betrifft. Das galt es zu halten. Dass wir natürlich noch immer Luft nach oben haben, ist auch klar. Aber wie die letzten Rennen verlaufen sind, da war es wichtig, den ganzen Flow mitzunehmen. Das ist ganz gut gelungen."

APA: Ist da wirklich noch Luft nach oben?

Pircher. "Ja, absolut. Man muss schon am Boden bleiben, aber es weiß jeder von sich selbst, dass immer noch ein bisserl mehr ginge. Egal, ob das der Marcel ist, oder ich als Trainer, oder der Servicemann, oder ob es der Physio ist. Wir sind alle noch nicht bei hundert Prozent angelangt."

APA: Man weiß von Ihnen, dass Sie ziemlich alles Marcel unterordnen. Ist das immer nur Spaß und Freude, oder auch manchmal zäh?

Pircher: "Großteils ist es schon Freude. Aber wie bei jedem anderen Job gibt es auch Tage, wo man vielleicht nicht so gern aufsteht, oder nicht so motiviert ist. Aber das sind vereinzelte Tage, an den meisten bin ich voll motiviert. Und natürlich, wenn du so einen erfolgreichen Läufer hast, dann macht es auch leichter Spaß, als wenn man immer nach dem ersten Durchgang heimfahren müsste."

APA: Marcel hat gesagt, dass ihr speziell für hier am Material gearbeitet habt. Was war das konkret?

Pircher: "Wir waren auf der Reiteralm. Wir hatten zwar kalte Temperaturen, aber ich habe versucht, eine künstliche Salzpiste herzustellen. Wir haben auf einer gefrorenen Piste, die für ein Training gut gewesen wäre, Wasser ausgepackt und Salz drübergestreut, damit wir es so ähnlich wie hier haben. Ich glaube, das ist uns auch geglückt."

APA: Ihr seid auch die Weltmeister im Tüfteln. Marcel sagte, man müsse da auch aufpassen, sich nicht zu sehr zu verzetteln, weil das auch anstrengend sei.

Pircher: "Richtig. Das ist eine der besonderen Fähigkeiten vom Marcel, dass er, ich will nicht sagen tüftelt, aber dass er sich relativ schnell an eine Veränderung anpasst. Das hat er sicher gemeint. Man muss da ein bisschen aufpassen. Es gibt Leute, die schlafen mit ihrem Skischuh. Beim Marcel ist das egal, der wechselt zwischen ersten und zweiten Durchgang auch den Schuh, wenn es sein muss."

APA: Wenn Sie sich als Trainer was wünschen könnten, wo würden Sie Marcel in Zukunft gerne sehen?

Pircher: "Ich habe ihn noch nie woanders gesehen als da, wo er jetzt ist, sprich im Technischen. Dass man natürlich nach der Saison hergeht und das Ganze noch einmal bespricht und sich die Ziele neu setzt, ist eh klar. Aber grundsätzlich bleibe ich dabei: Stärke deine Stärken und mach dich nicht zum Durchschnittsmenschen."

APA: Reicht Ihre Kraft für ein Unternehmen siebente Kugel?

Pircher: "Ja. Von mir aus gern. Da können wir noch mehr machen."

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