Was tun, wenn Schule Bauchweh macht?

Was tun, wenn Schule Bauchweh macht?
Viele Kinder fürchten sich vor ihrem Alltag. Sie brauchen Eltern, auf die sie sich verlassen können.

Viele Kinder freuen sich auf den Schulbeginn, weil sie wieder Zeit mit ihren Freunden verbringen. Schließlich ist die Klasse ihr wichtigstes soziales Umfeld. Um so schlimmer trifft es die Kinder, die sich dort nicht wohlfühlen: Ihnen schlägt sich die Schule auf den Magen. Jeder zweite Schüler hat Schulangst erlebt, ergab eine – nicht repräsentative – Umfrage des Nachhilfeinstituts Lernquadrat.

Wenn das eigene Kind betroffen ist, müssen die Erwachsenen schnell handeln: Wer einmal das Vertrauen in Eltern und Lehrer verloren hat, findet es nicht so schnell wieder. Wichtig daher: Stehen Sie auf der Seite Ihres Kindes statt seine Angst herunterzuspielen. Wer seinem Kind die Einstellung vermittelt, dass er gegen dessen Probleme nichts tun kann oder sogar will, verstärkt das Gefühl , ausgeliefert zu sein.

Angst hat viele Gründe

So wie auch bei der Eingewöhnung im Kindergarten brauchen Kinder in der ersten Klasse unterschiedlich viel Zeit, um sich an das veränderte Umfeld zu gewöhnen. Neue Kinder, Bezugspersonen und Regeln sowie hohe Anforderungen an die Selbstständigkeit des Kindes sind eine enorme Anforderung für Erstklässler – übrigens nicht nur in der Volks- sondern auch in der Mittelschule. Vielen Kindern hilft es dann, wenn sie sich an bestimmte Routinen wie etwa die Verabschiedung beim Schultor verlassen können und wenn sie in der schulfreien Zeit ausreichend Entspannung finden können anstatt gleich zum nächsten Programm zu hetzen.

Oft bleiben Lernschwächen als Grund für Misserfolge lange unbemerkt. Gerade Legasthenie und ADHS können Kindern den Schulalltag vermiesen, wenn Lehrer und Eltern sie nicht erkennen. Die Optikerinnung warnte zu Schulbeginn davor, dass mehr Kinder unscharf sehen und daher schlechter lesen können. Hörbeeinträchtigungen führen dazu, dass Kinder dem Unterricht nicht konzentriert folgen können.

Auch übereifrige Mütter und Väter tragen zum Leistungsdruck ihrer Kinder bei. Sie vergleichen sie ständig mit besseren Schülern und anerkennen ihren Einsatz nicht. Kinderpsychiater Michael Schulte-Markwort spricht sogar von "Burnout-Kids" und rät Eltern, bei überehrgeizigen Kindern auf die Entspannung zu achten. Sie haben die hohen Anforderungen bereits verinnerlicht. Zu einer enormen Belastung kann Prüfungsangst auch für gute Schüler werden.

Zu den häufigsten Belastungen zählen jedoch der soziale Druck: Jeder zweite Schüler in Österreich hat schon Mobbing erlebt, heißt es bei der Beratungshotline "Rat auf Draht". Da alleine herauszukommen ist schwierig. Wichtig ist dabei, dass in einem solchen Fall von den Lehrern eingegriffen wird – doch da herrscht in Österreich noch Nachholbedarf. Immerhin gibt es in immer mehr Schulen jugendliche "Peer-Mediatoren": Sie sollen bei Konflikten zwischen Schülern vermitteln.

Besonders schwierig ist es, wenn der Konflikt mit dem Lehrer besteht. Da sind Eltern gefordert, das Selbstbewusstsein des Kindes zu stärken und seine Resilienz (siehe unten).

Probleme zu Hause

Manchmal haben die Beschwerden jedoch nichts mit der Schule zu tun: Viele Schüler bringen ihre Probleme von zu Hause mit. Gerade Scheidungen und Krankheiten von Familienmitgliedern führen dazu, dass Kinder depressiv, unkonzentriert oder aggressiv sind. Lehnt ein Lehrer deshalb ein Kind ab, anstatt ihm mit Verständnis zu begegnen, werden die Auffälligkeiten nur noch ärger. Und dann hat die Angst vor der Schule auch einen richtigen Grund.

In ihrem Buch „Resilienz – 7 Schlüssel für mehr innere Stärke“ erklärt Coach Jutta Heller sieben Eigenschaften, mit denen man Herausforderungen besser bewältigen kann und wie man sie stärkt – Eltern und Kind gemeinsam. Manchmal geht es darum, in eine neue Klassengemeinschaft hineinzuwachsen, einen Konflikt mit einem Lehrer auszutragen oder eine Sportwoche zu überstehen.
1.) Akzeptanz Zuerst muss die Familie erkennen und annehmen, was gerade geschieht. Leugnen hilft nicht.
2.) Optimismus Geht nicht, gibt–s nicht. Man muss darauf zu vertrauen, dass es besser wird.
3.) Selbstwirksamkeit Nur mit der Erkenntnis, dass man selbst tätig werden soll und sich um seine Bedürfnisse kümmert, wird man „seines Glückes Schmied“.
4.) Verantwortung Man ist nicht zum Opfer geboren. Nur wer seine eigenen Grenzen kennt und verteidigt, kann sich zur Wehr setzen.
5.) Netzwerkorientierung Wer kann uns helfen: andere Schüler, Eltern, Lehrer, Psychologe?
6.) Lösungsorientierung Der Streit ist wieder neu aufgeflammt? Dann probieren wir etwas anderes.
7.) Zukunftsorientierung Nur wer nach vorne schaut, lässt sich von schlechten Erfahrungen nicht unterkriegen.
Wichtig ist, die Kinder selbst ihre Probleme lösen zu lassen und nur im Hintergrund zu wirken. So wachsen sie an der Herausforderung – und schaffen es irgendwann allein.

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