NMS verbessert Chancen auf Aufstieg minimal

Neues Lernen in der Neuen Mittelschule
Wer von der Neuen Mittelschule kommt, tut sich in höheren Schulen meist schwer.

Im Schuljahr 2014/15 lagen erstmals in allen Bundesländern Daten über die Bildungswege von Absolventen der Neuen Mittelschule (NMS) zwei Jahre nach ihrem NMS-Abschluss vor. Die von Statistik Austria in "Bildung in Zahlen 2014/15" veröffentlichten Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild.

Bildungschancen

Die schlechtesten Chancen auf einen erfolgreichen Bildungsaufstieg haben Migranten aus Städten, die eine Neue Mittelschule (NMS) besucht haben. Was Experten schon lange vermuteten, belegen jetzt auch Daten der Statistik Austria, die am Montag präsentiert wurden.

Die Zahlen sind aber kein Grund, die NMS generell zu verteufeln. Sie bringt auch gute Schüler hervor. Für Regina Radinger, Studienautorin der Statistik Austria, war eines der bemerkenswerten Ergebnisse, dass die Schulen innerhalb eines Schultyps in Österreich sehr unterschiedlich sind. So schaffte an einigen Hauptschulen nicht ein einziger Schüler den Sprung an eine höhere Schule, an anderen Standorten waren es 90 Prozent, also fast alle.

Faktoren: Standort, Schultyp, Muttersprache

„Wir haben versucht herauszufinden, woran das liegt“, erklärt Radinger. Drei Faktoren seien dabei besonders auffällig gewesen: Welcher Schultyp wurde davor besucht? Steht die Schule in einem dicht besiedelten, urbanen Gebiet, in einer Kleinstadt oder in einer dünn besiedelten, ländlichen Gegend? Weiterer Faktor: Hat der Schüler oder die Schülerin daheim eine nicht-deutsche Muttersprache? Radingers Resümee: „Mehr als auf den Schultyp kommt es auf den einzelnen Standort an.“


Aufstiegschancen

Überraschend: Die Neue Mittelschule führt weniger Migranten zur Matura als die alte Hauptschule. Das zeigt eine Auswertung des Schuljahrs 2013/’14. Am flachen Land waren bei den Migranten 82 Prozent der Hauptschüler und 78,8 Prozent der NMS-Schüler in der Oberstufe erfolgreich. Im Klartext: Sie wurden von der 9. in die 10. Schulstufe versetzt. Das verflixte 1. Jahr in der Oberstufe haben sie also geschafft.


In Ballungszentren tun sich Migranten besonders schwer: Nur 59 Prozent wurden nach der 9. Schulstufe versetzt (NMS 53,1 Prozent). Witziges Detail am Rande: Migranten vom Land, die eine AHS-Unterstufe besucht haben, haben mit 94,4 Prozent die größten Chancen, in der Oberstufe zu reüssieren. Sie sind hier sogar besser als österreichische Schüler.

Bildungs-Übergang

Das Ministerium feiert die NMS dennoch als Erfolg. Schließlich treten insgesamt mehr Kinder von der NMS in eine höhere Schule als einst von der Hauptschule – besonders die österreichischen Kinder profitieren hier offensichtlich von der neuen Schulform. Von 100 Kindern bekommen statistisch gesehen zehn mehr als in der Hauptschule die Chance, eine höhere Schule zu besuchen. Von der Hauptschule schafften 36 Prozent den Übertritt in die BHS oder AHS, bei der NMS sind das sogar 46 Prozent – also fast jeder Zweite. Allerdings tun sich die NMS-Schüler in der Oberstufe offensichtlich schwerer: Nur 32 von 46 Schülern bekommt am Ende des 9. Schuljahres ein positives Abschlusszeugnis. Bei den Hauptschulen waren es immerhin noch 26 von 36.


Konrad Pesendorfer, Chef der Statistik Austria, rätselt noch, warum das so ist. Die Hintergründe müsse man erst in weiter führenden Studien untersuchen. Ein Grund könnten die unterschiedlichen Aufnahmekriterien sein. So sei möglicherweise früher nur die Elite der Hauptschulen an höheren Schulen gelandet und daher der Umstieg besser gelungen.

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