Ruhig und großzügig

Ruhig und großzügig
Wir haben mit Innenarchitekt Jean-Claude Laville über seinen Job für das Hotel Palais Hansen Kempinski in Wien gesprochen.

Das alte Palais am Schottenring Nummer 24 in Wien steht unter Denkmalschutz. Deshalb konnte die Kempinski-Hotelkette als neuer Eigentümer bei der Renovierung auch nicht schalten und walten, wie sie wollte.

Doch die Betreiber haben weltweite Erfahrung mit historischer Bausubstanz. Zur Kette gehören nicht nur das Hotel Adlon in Berlin und das Grand Hotel Les Bains in St. Moritz, sondern 33 weitere Häuser, darunter in Städten wie London, Genf, Moskau oder Istanbul. Für den Umbau waren der österreichische Architekt Boris Podrecca und das Büro Hayde Architekten engagiert worden.

Ruhig und großzügig
Mit der Inneneinrichtung – sie gilt als besonders sensibler Bereich im Rennen um die Gunst der Gäste – hatte man den französische Innenarchitekt Jean-Claude Laville betraut. Es war bereits sein drittes Projekt für das Unternehmen, zuletzt hatte er seine Ideen im Palace Hotel in Portorož an der slowenischen Mittelmeerküste eingebracht.

Wir haben mit dem Interior-Designer in Paris telefoniert.

Monsieur Laville, Sie reisen viel und sind regelmäßig selbst Gast in Hotels. Was ist da für Sie das Wichtigste?

Für mich persönlich ist das die Stille. Ich habe es gerne ruhig, zumindest, wenn die Fenster geschlossen sind. Außerdem brauche ich Dunkelheit. Um sich richtig auszuruhen, muss man die Welt draußen für ein paar Stunden aussperren können, deshalb sind gute Vorhänge essenziell.

Letztlich steht und fällt der Eindruck, den ein Haus auf seine Gäste macht, aber vor allem mit einem guten, komfortablen Bett.

Und was genau definiert den Luxus in einem Grand Hotel mit historischer Bausubstanz?

Im Fall des Palais Hansen Kempinski in Wien ist das sicher die Höhe des Plafonds.

Diese Großzügigkeit finden Sie in neu gebauten Hotels nie. Schon der Eingangsbereich gibt Ihnen aufgrund seiner Architektur das Gefühl, gerade etwas ganz Besonderes zu erleben.

Was war denn die Vorgabe der Eigen­tümer bei der Einrichtung?

Zuerst sollte alles ganz modern sein, das war die Vorgabe und wir haben uns in unseren Vorschlägen daran gehalten. Doch dann haben die Betreiber noch einmal nachgedacht: Warum besucht man Wien und in welchem Ambiente möchte man in so einer Stadt wohnen?

Es gab dann nach langen Diskussionen zum Glück einen vollkommenen Richtungswechsel, den ich sehr begrüßt habe und als großes Glück betrachte. Meiner Meinung nach will man nämlich gerade in Wien kein kühles, intellektuelles Zukunftsdesign, sondern Atmosphäre, die etwas mit der Geschichte der Stadt zu tun hat. Man entschloss sich also, den Stil der ursprünglichen Architektur ins Heute zu führen. Der Plan war, in einer modernisierten, abgespeckten Form das Fin de Siècle hochleben zu lassen und ich denke, das ist uns auch ganz gut gelungen.

Das Hansen Kempinski ist nicht Ihr erstes Projekt in diesem Segment. Denken Sie eigentlich manchmal darüber nach, dass Sie fast ausschließlich Einrichtung für reiche Leute machen?

Schauen Sie sich an, welche Gäste ein Luxushotel besuchen. Das sind nicht nur die oberen Zehntausend, die so verwöhnt sind, dass sie es drunter nie machen würden, sondern auch ganz normale Leute. Es gibt so viele Menschen, die ihren Hotelaufenthalt aus einem bestimmten Anlass zu etwas Besonderem machen wollen. Diese eine Nacht oder dieses eine Wochenende möchte man genießen und sich rundherum verwöhnen lassen.

Sie haben unter anderem auch das Renaissance Hotel Wagram in Ihrer Heimatstadt Paris eingerichtet. Kommen Sie manchmal auf einen Drink in der Lobby vorbei?

Ja, das mache ich ab und zu sogar ganz gerne. Dass die Eigentümer zufrieden sind ist schön. Aber zu sehen und zu spüren, dass sich die Gäste wohlfühlen, ist ein wirklich gutes Gefühl.

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