Von einem Ulan zum Nächsten

Von einem Ulan zum Nächsten

Nämlich nach Ulan Bator. Und schon wieder ist eine Stunde futsch! Sieben Stunden Zeitunterschied! Normalerweise sind drei und sieben meine Glückszahlen und mir absolut heilig, aber in diesem Fall ist's heftig, wieder eine zu verlieren, wie schon so oft zuvor...;-)

An der Grenze zu Asien (die Russen zeigen davor auf ihrer Seite eine gewaltige Militärpräsenz) ist das alles schnell vergessen und die Lachmuskeln kommen erneut auf Vordermann. Die eher trockenen Russen (also nicht jetzt auf den Alkoholkonsum bezogen ;-))) machen keinerlei Anstalten, wir sind schnell im Niemandsland und vom mächtigen Bärenbau geht's zum drüberen Schlagbaum, der eher ein Bäumchen ist und an einer windschiefen Mauer dranhängt. Die ZöllnerInnen sind unglaublich höflich und zuvorkommend, haben aber nicht die geringste Ahnung, was sie mit uns machen sollen bzw. woher wir kommen. Gibt auch keine Formulare für "Ausserirdische". Und wo denn am Zulassungsschein Automarke und Kennzeichen draufstünde. Sie laufen um unser Auto Furchen in den Boden, das Kennzeichen staunend betrachtend, dann geht's etliche Male in alle verschiedenen Häuschen, zuerst stehen wir ganz alleine im Zimmer mit den Geräten, Stempeln und Amts-Siegeln!!!!! Also Vertrauen haben sie, das muss man ihnen lassen, dann kommen abwechselnd KollegInnen, mit denen sie sich "beraten", aber genützt hat's meistens nix, die Fragen in ihren Gesichtern würden eher mehr als weniger. Wieder die Frage, wo denn das sei, woher wir kommen, denn so jemand war noch nie zuvor da...die Mongolen, die nach Russland wollen, lächeln uns fortwährend höflich und mitleidig an, in einem anderen Kabäuschen spielen die Zöllner vor unseren Augen Poker um Geld und lassen sich nicht im Geringsten durch uns beirren. Es ist alles in allem - sagen wir mal ein absolutes Muss, so einen Grenzübergang gesehen zu haben! Meine Handykamera nimmt alles geschickt und getarnt auf und so kann sich jeder davon zumindest auf diese Art ein Bild von der Situation machen ;-) dann geht's sehr schnell. Aus Sieglinde Spanlang wird ebenso schnell "Spanlinde" und zwei Zetteln weiter, sind wir schon in der Mongolei, wo die Maut für uns entfällt, weil wir nicht von "hier" sind ;-))) nach 20:00 Uhr zahlt dann sowieso niemand mehr, was sich als plötzlicher "Stoßverkehr" auf der bislang leeren Straße bemerkbar macht.

Schon von weitem sehen wir die erste Stupa - ein uraltes Symbol für den voll verwirklichten oder „erwachten“ Geist und gegenüber einen Steinhaufen - sogenannte Ovoos- um die Erdgeister gütig zu stimmen! In Folge dienen sie dann ebenso als Wegweiser....

Mit der Zeit werden sie auch immer grösser, weil jeder, der vorbei kommt, einen Stein dazu legt. Das ist wichtig, denn je höher, desto näher kommt man dem Himmel. Aber auch Opfergaben sind jederzeit willkommen, ich sehe alles mögliche auf einem Ovoo, auch die vielen bunten Tücher, die um jeden raren Baum gewickelt sind und Geldscheine. Darunter auch ein Fragment von einem Budda, woher auch immer.

Die Mongolen hoffen darauf, dass ein Wunsch in Erfüllung geht, wenn man drei mal die Steine im Uhrzeigersinn umkreist. Später erfahren wir, dass es besonders wichtig ist, nach dem Verheilen eines Beinbruchs die Krücken auf den Haufen zu werfen. Wenn man die Krücken nämlich zu Hause behielte, würde man sich 100prozentig das andere Bein brechen. Ausserdem dürften sich andere Hilfsbedürftige der Gehhilfen bedienen. Und die hätten es schliesslich ebenso nötig.

Und es gibt auch hier wiederum eine Sage, die erklärt, warum die Mongolen keine «lange Nasen» hätten: Die Mongolen seien nämlich nicht gerade das pünktlichste Volk. Als Gott nun die langen Nasen verteilte, kamen sie auch zu diesem Ereignis zu spät und es gab keine mehr davon, sondern nur noch die etwas flacheren...

Verkehrsschilder sucht man besser 15 Meter im Umland neben der Fahrbahn, denn direkt an der Straße stehen sie nicht, die Abbildungen sehen darauf aus, wie von Manfred Deix gemalt (ich werde noch einige fotografieren, damit man das besser sieht) und die Autobahn in die Hauptstadt würde bei uns nicht gerade das Prädikat "besonders wertvoll" bekommen. Dazu unendliche Schaf- und Ziegenherden, wohin das Auge blickt und Klein LKW's, die wohl kein Ordnungshüter in Österreich ob der Beladung übersehen würde.

Wir kehren bei Serig, einem 67 jährigen, ehemaligem Grenzpolizisten auf dessen Einladung in seine Jurte ein, von denen es nun überall nur so wimmelt. Sie ist nicht sehr geräumig, aber funktionell, traditionell 81 Stangen, der Holzrahmen aus Scherengittern für die Wand, einer Krone in der Mitte, die durch zwei Stützen getragen wird und den Dachsparren, die das Gitter und die Krone miteinander verbinden, mit Filzschichten isoliert und danach mit diversen Tüchern abgedeckt. Die Tür wird häufig mit verschlungenen farbigen Mustern bemalt, ebenso die Stützen. Drinnen zwei Betten, Küche, ein eiserner Herd in der Mitte am Boden, der Platz jedem zugewiesen. Wir bekommen von seiner Frau Zelwelma, stolze Mutter von fünf Söhnen und zwei Töchtern, wobei ihre Jüngste Polizistin ist, einen sehr fetten und salzigen Topfenhartkäse in Seifenform serviert und lauschen Serigs Ausführungen über die Tempelanlage, die sich ringsherum befindet. 108 Stupas, jede für einen Verstorbenen und der Riesenbudda in der Mitte, Strom vom Generator, Wasser aus dem Tank, aber Solarzellen fürs Licht, weil es wird bald dunkel, aber dann gehen sie ohnehin schlafen. Vorher zeichnet Serig uns noch einen Plan von der Umgebung und während wir noch draußen Fotos machen, sitzen er, seine Frau und der Nachbar schon wieder in trauter Dreisamkeit vor ihrer Jurte und verabschieden uns, als wenn wir beste Bekannte auf Besuch gewesen wären und eh bald wieder mal vorbeischauen würden. Eine wahre Wohltat für Herz und Seele!

Die Zeit drängt, es ist bereits finsterste Nacht, als wir in die 1,4 Mio. Einwohner Stadt Ulan Bator reinfahren, die Verkehrsregeln sind bereits abgeschafft, das rot der Ampeln dient wahrscheinlich nur mehr zum Amusement, weils halt so schön leuchtet. Richtungspfeile gibt's nicht und Beschilderungen, wo es lang geht findet man höchstens im Reiseführer, abgesehen davon wären die eh für uns nicht mehr zu lesen. Man merkt, Peking ist nur mehr einen Steinwurf entfernt von hier. Und da wir ja eine längere Nase als die Mongolen haben, also halten wir die in den Wind und nach einem WLAN und Google Maps - Check in einem vorzentralen Hotel, in dem die Rezeptionistin - sie wohnt sicher im Hotel - nicht einmal den Ausgang fände, geschweige denn unser Hotel, sind wir nach bereits nach knapp einer halben Stunde dort gelandet. Es ist wieder mal 2:00 früh geworden und so geht's rasch ins Land der Träume, um morgen für die Hauptstadt von Tschingis Khan gerüstet zu sein!

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