Spielzeug für kleine und große Kinder

Spielzeug für kleine und große Kinder

Wir verlassen am frühen Morgen die Geisterstadt Tulun, sehen uns aber vorher noch den Spar Markt an einer Ecke genauer an und fragen uns - und in Folge auch drinnen den Geschäftsführer - ob denn dieser Spar aus Österreich käme. "Njet, original russisch", ist seine Antwort und drinnen bekommt man nix aus good old Austria, außer als Souvenir ein Spar Sackerl...unsere Frage an Gerhard Drexel lautet daher, ist's nun Spar made in Austria, hier im hintersten Eck von Sibirien, oder nicht? In weiterer Folge sehen wir Spar auch in Irkutsk und sogar einen Meinl Anno 1862 können wir in der Karl Marx Straße entdecken ;-)) Grüße an Julius den V ;-))

Aber was ist denn das? Na hallo! Kaum aus dem Ort raus, sehen wir aus der Ferne ein riesiges, gelbes "Drum mit Rüssel" in der Landschaft herumstehen. "Sieht aus, wie ein gigantischer Bagger", sag ich zu Linde und tatsächlich, es ist auch einer. Und was für einer. Natalia - die dort für die Betreiberfirma Ural Masch Tag für Tag Wache schiebt, damit ihm niemand in einer Nacht und Nebelaktion die "Motoren- und Kleinteile zerlegen kann", erzählt uns von dem größten Kohleexkavator in Russland, der nach 3 Jahren Einsatz nun schon 6 Jahre hier "arbeitslos" herumsteht. Was für ein Spielzeug für einen Mann! Mein Herz schlägt höher und Natalia erlaubt mir, das Gerät aus der Nähe zu betrachten, was ich mir nicht zweimal sagen lasse und 5 Minuten später schaue ich schon von der Spitze des Kranes runter auf meinen winzigen Touareg, Natalia und Sieglinde, die nun aussehen, wie Legomännchen ;-) Der Hauli am Erzberg ist schon riesengross, aber das hier... Allein die Schaufel - in der ich herumspaziere hat die Größe eines Einfamilienhauses. Vom Sockel und dem Getriebe ganz zu schweigen. Nicht einmal ein einziges Kettenglied kann ich bewegen, von heben kann keine Rede sein. Unten wieder ein wenig wackelig angekommen, erzählt Natalia weiter vom Grossteil der Männer in Russland, die lieber "saufen", statt auf den Feldern zu arbeiten, da eher schon in der Holzindustrie, die Zulieferer ist für Möbelhäuser, aber mehr noch für Baustellen ist und von ihrer 5 jährigen Tochter, die bei der Babuschka wohnt, während sie hier ihrem Job nachgeht. Wir verlassen Natalia, die uns glücklich mit einem österreichischen Plüsch - Tiger im Arm nachwinkt - eine wirklich großartige Frau - 80% der Maschinisten - Arbeiten in Russland erfüllen laut Natalia übrigens Frauen und treffen gleich darauf auf Boris, Alexej und Jan, die auf einer alten Beiwagenmaschine spielen. Auch für die drei haben wir allerlei Spielzug, Süßigkeiten und Stifte.

Reinhard Fendrich's Hymne "sag´ ich am End´ der Welt voll Stolz und wenn ihr a wollt´s auch ganz alla - I am from Austria" schießt mir durch den Kopf, als ich hier in die leuchtenden Augen sehe! YA iz Avstrii, sag ich zu den Kindern, als sie mich fragen, woher wir kommen. "Avstrii"?, wiederholen sie ungläubig. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, Kinder so fröhlich lachen zu sehen, die Freude und das Glänzen in ihren Augen. Ich bin nicht auf den Mund gefallen, aber hier fehlen mir einfach die Worte, um diesen Moment beschreiben zu können. Glückliche Kinder sind wohl das schönste und wertvollste Geschenk, das wir auf der Welt haben können. Ilvy und Amy - ihr fehlt mir gerade sehr und ich drück euch in Gedanken ganz fest!

"Spasibo", rufen sie uns noch lange nach, als wir schon längst wieder im Auto sitzen, "Spasibo und kommt bald wieder, ihr beiden aus Avstrii"...heute werden wir noch auf viele Kinder und ihre Eltern treffen, an die wir unsere weitgereisten Plüsch-Freunde verteilen und dafür einige Male als Tausch auch von kleinen Fingern selbstgepflückte Beeren oder Honig bekommen und die Gewissheit, einem kleinen Menschen einen geliebten Weggefährten ins Land der Träume mitgegeben zu haben...

War ich in Moskau laut Armband noch ein "Disco Cowboy", so bin ich jetzt ein echter für die Wildpferde in Sibirien, die wir auf einer Weide antreffen. Sie weiden zwischen Kühen und Schafen und ich lass es mir nicht nehmen, ruck zuck auf das Pferd des Hirten zu steigen und ein paar Takte mit diesem edlen Tier zu traben. Zuerst die Kinder, dann am Rücken eines Pferdes. Das Glück scheint heute überall zu sein ;-)) Der Spruch - "willst du ein Leben lang glücklich sein, so werde Gärtner", kommt mir in den Sinn, in dem Fall ist's der Schäfer, der uns von seiner Arbeit bei jedem Wind und Wetter erzählt, vom Leben und der Liebe mit und zu den Tieren und manchmal den Entbehrlichkeiten und der Sehnsucht nach einer Familie, die er gerne hätte...

"Danke Opa für deinen Einsatz gegen den Faschismus", lesen wir nun sehr häufig auf den Heckscheiben von (meistens deutschen ;-)) Autos und Bussen, die unseren Weg kreuzen, Erinnerungen an den Krieg sind allgegenwärtig, nun die Russen machen keinen Hehl daraus und zeigen stolz, was sie sich denken...das mach ich auch und hisse bei der Einfahrt nach Irkutsk am Straßenrand vor den riesigen Buchstaben die österreichische Flagge, begleitet von den neugierigen Blicken der an uns vorbeizischenden Autofahrer...manche halten an und fragen. "My iz Avstrii", lautet heute wiederholt unsere Antwort. "My iz Avstrii", ja dort sind wir daheim!!! Tu felix Austria!

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