Kirgistan - die Schweiz Zentralasiens

Kirgistan - die Schweiz Zentralasiens

Eine Kulisse, die man normalerweise nur aus Hochglanzmagazinen kennt.

von Harry Gangl & Sieglinde Spanlang

über die Schweiz Zentralasiens

Der nächste Morgen weckt - zumindest mich mit einem fast schon klitschigem aber unglaublichen schönen Sonnenaufgang über dem See. Linde verschläft ihn dagegen vollkommnen ;-)) und ich mache, während sie noch davon träumt und ihr eine Heuschrecke (die uns sicher Glück bringt) dabei Gesellschaft leistet, schon mal Kaffee, Cornflakes, Müsli und frisches Obst vor einer Kulisse, die man normalerweise nur aus Hochglanzmagazinen kennt. Zwei Fischer fahren eilig mit ihrem Boot vorüber und winken mir freundlich zu! Das Wasser beim morgendlichen Baden ist angenehm warm, extrem weich und leicht salzig. Unzählige Insekten haben sich in den Zitronella Kerzen konserviert und sehen aus, wie in Bernstein gegossen...;-) wenn's nur einer wäre... Als Aladai und Kirkoi wieder kommen, haben sie schon fette Fische an der Angel. Wir würden gerne einen kaufen und braten, doch angesichts des frühen Morgens verschieben wir das doch auf ein anderes Mal!

Wir lassen unseren wunderschönen Nachtplatz zurück und fahren Richtung Bishkek. Ab der Abzweigung Almati - Bishkek wird die Straße wieder zum Spießrutenlauf gegen die tiefen Schlaglöcher, die Reifen werden wieder einmal auf eine harte Probe gestellt.

Vier Honigmelonen um knapp 90 Cent direkt vom Feld. Dazu gibt's von der hübschen Kasachin noch ein sehr freundliches "Bon Appetit" mit auf den Weg und bei beschwingter, kasachischer Musik macht's dann so richtig Spaß über die holprige Straße "zu bretteln" ;-)

Die Gasleitungen bei den Häusern in den Dörfern liegen übrigens oberirdisch und sind wie Hochzeitsbögen über jede einzelne Einfahrt gespannt. Inwieweit das sinnvoll und nicht gerade ungefährlich ist, sei mal dahingestellt ;-))

Wir kommen zügig nach Korday an die kirgisische Grenze und schon nach wenigen Minuten - im Gegensatz zu den 100en Busreisenden sind wir in Windeseile durch.

Es "zieht" uns direkt zu unserem Freund und Gastgeber für die nächsten Tage, Vladimir Nikonov, dem österreichischen Konsul und Chef der Spediteure Kirgistans in Bishkek, einem Hans Dampf in allen Gassen, der in sehr ärmlichen Verhältnissen am Yssykköl See aufgewachsen ist und es heute zu einem der erfolgreichsten Geschäftsmänner in diesem Land gebracht hat. Er verkörpert das, was man wohl den "Kirgisian Way of Life" nennen könnte und spricht perfektes Deutsch.

Kirgistan gehört ja seit gestern offiziell zur Eurasischen Zollunion der 4 Länder Kasachstan, Weißrussland und Armenien, der kasachische Präsident Nursultan Naserbajev hat vorgestern unterschrieben. Nur - sie funktioniert noch nicht richtig, sagt Vladimir, denn die Computer werden gerade umgestellt und so herrscht Chaos. Vor allem im Spediteur Gewerbe.

Zusätzlich sind in der Stadt die Ampeln und teilweise der Strom komplett ausgefallen, der turkmenische Präsident Gurbanguly Mälikgulyyewiç Berdimuhamedov,die Kirgisen nennen ihn "Turkmen Bashi" ist ebenfalls in der Stadt auf Staatsbesuch und daher herrscht Ausnahmezustand bei den Behörden und beim kirgisischen Geheimdienst, der in Zivilfahrzeugen patrolliert, der extreme Stau ist ebenfalls vorprogrammiert. Also ein Ameisenhaufen, in den man gerade mit einem Stock "herumstochert".

Vladimir - hier nennt man ihn auch "Valodia" begrüßt uns in seinem Reich, dem Konsulat und gleichzeitig seinem Haupt - Büro der Spedition, stellt uns seine zig Mitarbeiter vor, die unglaubliche Arbeit leisten und instruiert uns für die nächsten Tage, dass es uns "die Augen aus dem Kopf treibt". Ein Höhepunkt folgt dem Anderen und wir würden am Liebsten gleich losstarten. Vorher aber besuchen wir noch die Schönheitssalons seiner unglaublich liebenswerten Frau Swetlana, die in Zukunft auch die Top Pflege und Kosmetik - Produkte meiner Firma "LIONVIE" führen wird.

Sie besitzt insgesamt 5 Top - Spa Salons mit weltweiter Anerkennung und Auszeichnung und vergangenes Jahr hat in einem der Chef-Visagist von Jennifer Lopez, Antonio Quattromani die Meisterklasse geleitet!!!

Ihre Salons (Sie verwendet ausschließlich Naturprodukte aus allen Ländern der Welt) haben im vergangenen Jahr auch den zweiten Platz im internationalen Nail Design in Mallorca gewonnen. Der "Chef" des Hauses ist überglücklich, hat aber seiner Frau vorher aufgetragen, ja den zweiten Platz heimzubringen, da der erste (Tschechien) in diesem Jahr mit der gesamten Organisation und Einladung beauftragt wurde. Doch heuer werden sie gewinnen - sagt die Chefin des Salons - "wir können nicht mehr anders", die mit dem Sohn vom Chef für mich vor der Kamera posiert - und so den Titel nach Kirgistan bringen.

Wir trinken auf der Straße ein sehr altes Nationalgetränk mit dem Namen Maxim (gemacht aus Weizen, Gerste und anderen Getreidesorten - kein Bier wohlgemerkt und alkoholfrei !!! ;-))) und in dem Zubereitungs - Behälter ist ein Rührstab der Bishkek heißt. Der Holzstock, mit dem man die Stutenmilch ursprünglich geschlagen hat und der Mann, der umherzog mit diesem Rührstab, wohnte in einer Jurte an der heutigen Stelle der Stadt an der Seidenstraße und hatte den Rührstab immer bei sich. Deshalb fragte man nach "dem Bishkek", nuschelte aber zuerst Bispek, denn keiner konnte den Namen richtig aussprechen, unter den Russen hieß Bishkek dann kurzfristig Frunse (nach Michail Wassilijewitsch Frunse, dem sowjetischen Heerführer während des russischen Bürgerkrieges ).

Also jeder fragte nach dem Mann mit dem Stock und man sagte dann "den findest du in Bishkek", wo man seine Jurte meinte und daher heißt die Stadt jetzt eben so. Einem Rührstäbchen also verdankt die Stadt ihren Namen und heißt so wie ebensolches! Und umrühren tut die Stadt und ihre Einwohner wirklich "Vollgas" im positiven Sinn!

Wir essen in der 12er Bar über den Dächern von Bishkek mit Vladimir und einem seiner beiden Söhne, Sascha, der in Innsbruck studiert hat und uns herumhofiert wie Könige! Ein taffer "Bursch" und lieb gewonnener Freund durch und durch!

Vladimir erzählt uns während des Essens von "Peschbarmark" das berühmte fünf Finger essen. Dabei wird von einem Schaf das Fleisch und Gedärme gekocht und über Nudeln mit dem Schafskopf serviert. Daneben verteilt dann der Gastgeber vom Kopf die einzelnen Bestandteile, wie zum Beispiel die Ohren an die Kinder, damit sie in Zukunft besser zuhören sollten oder die Augen an Gäste, die er bald mal wieder sehen wolle.

Der Unterschied dazu ist "Kutschatei" - Teigquadrate mit Fleisch vermischt.

Wir erfahren von der Torpedo Fabrik am Yssykköl See, wo Torpedoantriebe still im Salzwasser getestet werden, ohne dass deshalb jemand außerhalb "lange Ohren" bekommen muss.

Nun, da hab ich auch schon ein nächstes Ziel, wo ich hin sollte...;-)) denn da beginnt mein Journalisten - Herz höher zu schlagen und meine Ohren größer zu werden. Für heute ist jedenfalls mal Schluss, wir begegnen der Nacht im Apartment von Vladimir, in dem man genauso gut Bowling spielen könnte und einen Plan braucht, um darin nicht verloren zu gehen und freuen uns wahnsinnig auf die nächsten spannenden Tage in diesem wunderschönen Land, der Schweiz Mittelasiens...

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