Die Straße der Friedhöfe

Die Straße der Friedhöfe

Eine Bombe pro Monat, mit dem Gedanken steht man am nächsten Morgen auf. Menschen wurden aufgefordert, im Freien zu stehen und dem Spektakel des "ersten Blitzes" zuzusehen, mit dem psychopathisch - morbiden Hintergedanken, später die Auswirkungen auf Mann und Maus erforschen zu können. Zurück bleiben verseuchte Steppen und Seen, alles tot auf einer Fläche von Niederösterreich. Und das Ganze insgesamt 496 Mal!

Man bezeichnet hier im russischen Fernsehen generell in diesen Tagen Hiroshima" als "Schwarzen Fleck in der Geschichte Amerikas" und wie böse doch die Armies sind da drüben. Und überhaupt das Ganze da im Westen war nur Krieg und Zerstörung. Russland ist dagegen friedlich und hat befreit. Die USA haben ja mit ihrer Bombe Krieg gestiftet. Über extremen Psychoterror, bewusst herbeigeführtem Tod bei der Bevölkerung und Vertuschung schweigt man sich hingegen nobel aus... TV Rossija - erleben sie jeden Tag schon ab 10:00 Uhr früh bis pünktlich vor dem Schlafengehen russische Militärparaden und Weltraum Held - Gargarin in Farbe...! Und wie toll das nicht alles WAR einmal! Die glorreichen Tage der UDSSR - sie erleben scheinbar einen Frühling! Die junge Generation von Russen ist im Prinzip - bis auf die Themen "Krim" und noch immer "II. Weltkrieg" (wo sie den vorgegebenem Kurs aus Moskau nacheifern) - anders, sie interessieren sich mehr für die Gegenwart und Zukunft eines geeinten Europas, sie sind modern, aufgeschlossen, freundlich und vor allem individual - denkend.

However - Hier genügt es uns erst mal und wir kehren dem befremdlichen Ort den Rücken, über den uns noch einmal ein kalter Schauer hinunterläuft. Friedhof an Friedhof mit massiver Mortilitätsrate ab 1960, meist eingehüllt in Stacheldraht und gleich daneben Ruine an Ruine, verbrannte Erde und Menschen, die bedrückt schweigen und dich manchmal anschauen, wie einst Nonja in Schönbrunn, mit den Armen vorne ein Kreuz des Blockierens machend, um das "nicht wissen" noch verstärkend zum Ausdruck zu bringen, nach dem etwas abgewandelten Motto: nescio, ne scire, oder "geht mi nix und di scho fü weniger wos aun...".

Wachtürme und Militär sind entlang der Strecke am Polygon omnipräsent und die eingezeichnete "Autobahn" nach Astana gleicht eher einer löchrigen, einspurigen Rutschpartie, die zweite Trasse ist zwar bereits im Bau, aber ob die - beim Fleiß der Kasachen, wir sehen sie zeitweise "Fangen spielen" auf der Baustelle - bis 2017 zur Expo fertig wird, ist mehr als fraglich. Die Strommasten - sofern vorhanden - jedenfalls sehen nicht gerade erbaulich aus, wenn sie auf vier unterschiedlich und schon im Erdboden versinkenden Holzkonstruktion dahin wackeln, die aus der Zeit der Arche Noah stammen könnten und die berühmten, langen 700 kV Leitungen mit Strom aus russischen Kraftwerken liegen noch nicht in der Erde.

Dazu dürfte den Kasachen überhaupt manchmal das Material ausgegangen sein, denn manche Leitungen hängen in Augenhöhe zum Greifen nahe...oder benötigt man etwa vielleicht gar keinen Strom mehr für die neuen Mautsysteme von einer bekannten, österreichischen Firma, die sich hier jedenfalls schon gut machen würden als Farbklecks auf der grauen Straße, denn ohne Geld bekanntlich "ka Musi" on the road, nur - wo sie die installieren wollen ist mir ein Rätsel - vermutlich im Straßengraben, wie die Hinweisschilder, oder aber einfach in die (Finanz-) Löcher in der Straße einbetonieren. Wie dem auch sei, bei der Motivation und dem Baufortschritt wird die Maut noch etwas warten müssen und als Geschäftspartner sollte man sich Land und Leute ohnehin vorher sehr genau ansehen...aber ich bin sicher, unsere - hier top bezahlten - Ex Politiker oder auch Anwälte werden das schon auf die Reihe kriegen und zumindest um das verdiente Geld letztendlich moralischen Beistand leisten, wenn ihnen das Glück im Falle des Häuptlings - Schwiegersohnes auch bisweilen nicht gerade hold war..inshallah!

Aber hier ist man derweil schlauer, weiß sich zu helfen und stellt ganz einfach zunächst mal ein Schildchen mit der 40 drauf an den Wegesrand, um 100 Meter weiter auf 20 zu drosseln - schon mal ein Fortschritt gegenüber Russland, wo man uns nächtens mit 70 über den Schweizer Käse geschickt hat. Hier macht man es besser und sperrt dann gleich die ganze "Autobahn", um das Dilemma im Straßengraben fortzusetzen...also, wenn einem langweilig ist, man den ganzen Tag auf einer Schotterpiste in Serpentinen rauf und runter fahren möchte, die Sonne von Westen zur Bräunung im Gesicht und endlose Steppe, dann ist man hier richtig gut aufgehoben...

P.s. Die Vorzeigeautobahn für Gäste reicht genau 20 km aus der Stadt Astana hinaus inkl. ein paar Schönheitsfehler und endet mit niedlich anzusehenden Windrädchen - wahrscheinlich mit alten Fahrraddynamos vom Opa drauf in der Pampa...die direkte Einfahrt zur Hauptstadt und einstigen Atommacht gleicht knapp davor aber dann wieder der Hofzufahrt des "Huber - Bauern" inkl. Dorfgendarm und dessen Kabäuschen.

Und ja: wir sprechen hier von einer Autobahn, nicht von der Zufahrt zum nächsten Jagdansitz...cogito ergo sum...nun dieser Leitsatz kommt sicher nicht von hier...

Fazit am Ende des dritten Tages hier: Tui spart sich die Aufnahme in ihren Sommerkatalog...aber warten wir mal, ob's besser wird...

Die Straße der Friedhöfe
Der Sonnenuntergang über der kasachischen Steppe, die abendliche Ankunft in Astana (zur vorläufigen Durchreise, denn übermorgen geht's ja weiter nach Kirgistan, wo sich im Moment an der Grenze zu Tadschikistan gerade schwere Konflikte auftun), als auch das Abendessen mit unseren lieben Freunden (Ingrid Trappl und Peter Klaus) von der österreichischen Botschaft, sowie der sehr informative und interessante Gedankenaustausch mit unserem Botschafter in Astana, Dr. Wolfgang Bányai - machen die letzten, etwas düsteren Tage auf jeden Fall wieder mehr als wett...

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