Ui-Wanderung: Gelobt sei das Südburgenland

Ui-Wanderung: Gelobt sei das Südburgenland
Ungekünstelte Menschen, die so reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, machen die Alpannonia-Tour zum Genuss.

Über 1000 Meter sind alle per Du miteinander. Ein ungeschriebenes Gesetz der Berge. Keine Regel ohne Ausnahme. Die Lex Burgenland, wo die höchste Erhebung gerade einmal an der 900er-Marke kratzt, besagt, dass hier alle Du zueinander sagen dürfen. Also spricht Liane Pfeiffer, Südburgenländerin und Wanderführerin: "Samma immer per Du." Pfeiffer eröffnet Alpinisten eine neuartige Wander-Kulisse: die Burgenland-Berge.

Sie nimmt Platz im Gästetaxi und die Teilnehmer der Alpannonia-Expedition 2012 sofort für sich ein. Die Wanderführerin spricht ihrer Truppe, zumeist reife Damen und Herren, Mut zu. Das ist auch nötig. "I bin knia­wach", lässt sich eine Dame vernehmen.

Kein Wunder. Es ist der vorletzte Tag der viertägigen Weitwanderung vom Semmering nach Köszeg, einer der abwechslungsreichsten Routen Österreichs: von Gams und Almrausch über Edelkastanie und Most bis zu Wildsau und Wein führt der 120 Kilometer-Weg.

Die zehnköpfige Truppe hat die Königsetappe vom Semmering zum Hochwechsel in den Beinen und muss sich für die heutige Tour von Bernstein auf den Geschriebenstein motivieren. "So vü Stana wie gestern håb i mei Lebtag no nie g’sehn."

Die Alpannonia-Betreiber sind flexibel. Ihre Zentrale befindet sich im Kurort Bad Tatzmannsdorf. Wer die ganze Strecke geht, wird jeden Morgen um 8 Uhr abgeholt und zum Ausgangspunkt chauffiert. Start ist heute beim Naturbadeteich Bernstein, eingebettet in Wälder, Wiesen und Trockenrasen mit seltenen Pflanzen. Der Untergrund ist extrem toxisch, er besteht aus dem Gestein Serpentinit, auf dem nur wenige Spezialisten wie die Serpentin-Karthäusernelke gedeihen.

"Grenzenlos weit wandern" lautet der Slogan des österreichisch-ungarischen Weitwanderweges, "határtalan vándorlás". In der Biografie der Teilnehmer spiegelt sich das nicht wieder. Nur Südburgenländer sind da, dazu eine Schweizerin mit Tochter. "Fast wie im Emmental, keine Berge." Helmut Zettl aus Redlschlag pflichtet bei: "Schene Hiagerl, eine gelobte Landschaft."

Foaferltrager & Co.

Ui-Wanderung: Gelobt sei das Südburgenland

Das eigentliche Motto des Alpannonia-Weges formuliert Liane: "Wir san net die Bergkraxler und die Schluchtenhaxler." Sondern: Normale Menschen, die sich in den Bernsteiner und Günser Bergen auspowern. Aber auspowern sagt hier keiner. Zwischen Neumarkt und Schlaining nennt man einander "Foaferltrager" (Rollgerste), "Stiglitzfanger", "Stieraufhänger", und vielleicht einen "gschmiatluggat’n" Satan. So sprechen deutschsprachige Burgenländer – genannt "Hianzen" – in ihrer "Ui-Mundoat". Der Wahlspruch des hiesigen Hianzenvereins ist "Tuitsnatuits" und nicht: "Macht nur weiter so!"

Man geht auf gut markierten Wegen. Nur sputen muss man sich, um vor Einbruch der Dunkelheit am Ziel zu sein: "Dou geht’s ins guit."

Info: Weitwanderweg & Radnetz

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Alpannonia Dieser Weitwanderweg folgt den Ausläufern der Zentralalpen von Semmering und Fischbacher Alpen über den Wechsel in die Bucklige Welt, wechselt ins mittelburgen­ländische Waldgebirge über und führt zuletzt hinunter in die ungarische Tiefebene. Diese 120 Kilometer lange Strecke hat zwar keine Steilwände zu bieten, die 4-Tages-Tour geht aber an die Substanz. Karten: ÖK 1:50, Blätter 137 (Oberwart), 138 (Rechnitz).

Radwege Radfahr- und Mountainbike-Routen knüpfen an den Alpannonia an, wie die Joglland-Waldheimat Radl Roas, z. B. in Vorau oder Fischbach. E-Bikes buchen über www.suedburgenland.info

Mundart Hochdeutsch klingt im Ohr der Hianzen exotisch. Zum Ursprung des Wortes "Hianz" gibt es viele Theorien. Möglicherweise liegt ihm das typisch burgenländische "hiaz" (jetzt) zugrunde.

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