Tunesien: Comeback der Pauschalreisenden

Tunesien: Comeback der Pauschalreisenden
Im Norden ist von der Revolution kaum etwas zu sehen, nur die Freude - wie ein Lokalaugenschein beweist.

Es riecht nach Regen und Yasminwasser am Flughafen von Tunis. Nur zwei Flugstunden von Wien entfernt ist gerade erst eine Revolution über die Bühne gegangen. Doch davon sieht man hier zunächst kaum noch etwas. Wären da nicht die Libyen-Flüchtlinge, die mit ihren Plastiktaschen auf dem Boden sitzend erschöpft auf ihre Heimflüge warten.
Die Menschen am Flughafen sind sichtlich froh, Touristen aus Europa zu sehen. "Willkommen im neuen, freien Tunesien" rufen uns einige freundlich zu.

Es ist friedlich, die Lage spürbar entspannt. Wer vor dem 14. Jänner einmal in Tunesien war, kann jetzt noch einen entscheidenden Unterschied erkennen: Die Diktatoren-Bilder von Ben Ali sind aus dem Stadtbild verschwunden. Statt ihrer: tunesische Flaggen und Werbungen.

Auf der Fahrt von Tunis nach Hammamet, die etwa eine Stunde dauert, sieht man viele Baustellen, einige Menschen, die dem beginnenden Regen trotzen, Geschäfte, die wieder aufsperren, aber auch welche, die geschlossen sind. Es ist wieder ein wenig Alltag eingekehrt, zwei Monate nach der Revolution. Die Infrastruktur ist zu einem großen Teil wieder hergestellt.

Angekommen in Hammamet, regnet es etwas stärker. Die Hotelangestellten versichern uns, dass das jetzt im März aber die Ausnahme ist und sie werden recht behalten. Bei der Abreise zwei Tage später scheint schon die Sonne, es hat etwa 18° C.
Im Hotel sind noch kaum Gäste. Die wenigen Touristen, hauptsächlich aus Deutschland, rechtfertigen das üppige Personal nicht. Doch normal wären jetzt - Anfang März - schon viel mehr Ausländer da. "Normalerweise haben wir um diese Zeit 90 bis 95 Prozent Auslastung", sagt der Hotelmanager des Fünf-Sterne-Hotels Sindbad, Mohamed Derouiche. "Jetzt sind nur 20, maximal 25 Prozent der Zimmer belegt."

Pauschalreisende kommen zurück

Tunesien: Comeback der Pauschalreisenden

Seit gut einer Woche fliegen österreichische Pauschalreisende wieder nach Tunesien. Die Deutschen schon etwas länger. Ein 65-jähriger Hamburger Tourist in Hammamet sagt: "Ich habe mich zu Hause viel rechtfertigen müssen, dass ich jetzt schon nach Tunesien fahre. Aber ich denke, das ist der Beitrag, den wir als Europäer für die Region jetzt leisten können. Wenn jetzt die Touristen wegbleiben, dann verfallen ja auch die Hotels." Er freut sich, denn jetzt ist er mit seiner kleinen Reisegruppe quasi allein auf dem Golfplatz in Yasmin Hammamet. "Wir haben einen perfekten Privatgolfplatz zum Spottpreis."

Günstige Angebote

Es gibt mehrere Pläne, die Reisen gerade jetzt billiger zu machen, um die Europäer wieder nach Tunesien einzuladen. Flugtaxen könnten noch gesenkt werden, aber das sei eine politische Entscheidung, die noch in den Kinderschuhen stecke, sagt der Generaldirektor des tunesischen Fremdenverkehrsamtes, Habib Ammar. Auch Fluggesellschaften und Reiseveranstalter fangen Kosten ab.
Nordafrika-Reisende dürfen sich derzeit über günstige Angebote freuen. Und sie erleben in Tunesien ein Land im Aufbruch. Interessierte können mit den Tunesiern lange über die politische Situation und die Revolution reden. Die meisten erzählen von Herzen gerne. In Tunis sind zwar Panzer und Stacheldraht auf der Hauptstraße zu sehen, aber ein Soldat sagt: "Wir sind nur zu Ihrer Sicherheit hier. Sie haben nichts zu befürchten. Es ist friedlich." Das Gefühl habe ich auch.

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