An den Dreitausendern vorbei

Die Radtour entlang des Tauerngebirges verspricht viel Abwechslung
Bei Regen endet die Tour de Kurier. Teil 12 führt über den Tauernradweg.

„Andersrum ist es einfacher. Da geht es immer leicht bergab. Man muss sich fast nur rollen lassen“, sagt der freundliche Herr vom Fahrradverleih in Kaprun. „Sie können auch gerne ein E-Bike haben. Aber Sie schaffen das schon, schauen ja sportlich aus“, meint er. Also los, Fahrradhelm auf und auf geht’s zur Bezwingung der ersten Etappe des Tauernradweges.

Tour für uns alle

Was sich beinahe anhört wie eine Bergetappe der Tour de France, ist in Wirklichkeit eine Tour, die jede/r von uns fahren kann. Die imposanten Dreitausender der Hohen Tauern sind nämlich nur namensgebend. Geradelt wird im Tal entlang von Salzach, Saalach und Inn. Insgesamt 320 Kilometer misst die Hauptroute des Tauernradweges, der in Vorderkrimml beginnt und über die Stadt Salzburg bis nach Passau führt. Unsere Etappe führt von Kaprun bis nach Vorderkrimml, die erste Etappe im Retourgang sozusagen.

An den Dreitausendern vorbei
Tour de Kurier Salzburg
Egal ob man in Kaprun startet oder nur auf der Durchreise ist, für den Ort am Fuße des Kitzsteinhorns sollte man unbedingt mehr Zeit einplanen. Die Hochgebirgsstauseen auf 2000 Meter sind sozusagen ein Must-see der Tour. Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte einen Stopp beim „Maisflitzer“, der Alpen-Achterbahn einlegen. Das Wetter spielt an diesem Tag leider nicht ganz so mit. Dicke Wolken bedecken den Himmel und geben den Blick auf das Kitzsteinhorn, deren schneebedeckter Gipfel eigentlich nicht zu übersehen wäre, nicht frei. Vom Ortszentrum Kaprun geht es also los in Richtung Mittersill mit Ziel Krimml.

Erfahrene Radfahrer berichten, dass es nicht überall leicht ist, den Ausgangspunkt einer Tour zu finden. Doch der Tauernradweg ist sehr gut beschriftet. Die Wegweiser an jeder noch so kleinen Gabelung sowie zusätzliche Bodenmarkierungen weisen den Tauenradwegfahrern den richtigen Weg – und das ganz egal ob sie im oder gegen den Uhrzeigersinn fahren.

Ein Naturparadies

Auch wenn die Wolken den Blick auf die imposante Bergwelt der Region trüben, um die Schönheit des Pinzgaus zu erkennen, braucht es keinen Sonnenschein. Der Tauernradweg schlängelt sich entlang der Salzach durch saftig grüne Wiesen, vorbei an Kühen, die beim Vorbeifahren noch nicht einmal den Blick auf einen richten, geschweige denn, sich beim Wiederkauen stören lassen.

Wir lassen die Ortschaften Piesendorf, Hummersdorf, Niedernsill und Stuhlfelden hinter uns und fahren weiter nach Mittersill – dem bekannten Skisportort am Fuße des Felber Tauern. Die Hälfte der Etappe mit rund 30 Kilometern liegt hinter uns. Zeit, eine Verschnaufpause in den Nationalparkwelten einzulegen. Zehn Erlebnisstationen führen die Besucher wie auf einer Wanderung durch den Nationalpark Hohe Tauern – nicht nur bei Regenwetter absolut sehenswert.

An den Dreitausendern vorbei
Tour de Kurier Salzburg
Mit neuen Kräften und den Eindrücken des virtuellen Nationalparks geht es weiter nach Neukirchen am Großvenediger. Für diejenigen, die den Pinzgau einmal im Überblick betrachten möchten, bietet sich eine Fahrt mit der Gondel auf den Wildkogel an. Bei Sonnenschein eine echte Option.

Heute geht es gleich weiter bis zum Ziel, nach Krimml. Die berühmten Krimmler Wasserfälle sind die größten Wasserfälle Europas und die fünfthöchsten der Welt. Bis zu 40.000 Liter Wasser stürzen pro Sekunde 380 Meter in die Tiefe. Am Bahnhof Krimml ist schließlich Endstation der Tour de Kurier 2016. Anstatt die 60 Kilometer retour zu radeln, geht es bequem mit der Pinzgauer Lokalbahn zurück nach Kaprun.

Mit Power und Genuss

Der freundliche Herr vom Fahrradverleih in Kaprun hat nicht zu viel versprochen: eine Tour für alle Radfahrerniveaus. Die wenigen Höhenmeter sind nicht der Rede wert. Wer sich auspowern möchte, geht es eben zügiger an, ansonsten steht einer gemütlichen Radtour nichts im Weg. Genussradeln inmitten eines wunderschönen Bergparadieses – so lässt sich der Tauernradweg am besten beschreiben.

Einkehrmöglichkeiten

Winklhof – uriges Restaurant im Hotel Active by Leitner’s in Kaprun: Kitzsteinhornstr. 10, 06547 / 8782; www.active-kaprun.at

Gasthaus Bräurup in Mittersill: Pinzgauer Tradition seit 1823, regionale Schmankerl und Bier aus der hauseigenen Brauerei; Kirchgasse 9, 06562 / 62160; www.braurup.at

Hanke’s Cafe Restaurant: Souvenir (direkt am untersten Krimmler Wasserfall): 06564 / 7279; www.krimmler-wasserfall.at

Übernachtungsmöglichkeiten

Active by Leitner’s: schickes Vier-Sterne-Lifestyle-Hotel in Kaprun: am Ortsrand und trotzdem zentral, Kitzsteinhornstraße 10, 06547 / 8782; www.active-kaprun.at

Tauern SPA in Zell/See: Tauern Spa Platz 1, 06547/ 20400; www.tauernspakaprun.com

Weitere: www.zellamsee-kaprun.com

Sehenswürdigkeiten

Die Krimmler Wasserfälle: www.wasserfaelle-krimml.at

Direkt am Radweg in Mittersill: Die Nationalparkwelten mit den Erlebnisstationen, www.nationalparkzentrum.at

Stauseen Kaprun, Kitzsteinhorn, Maiskogel sowie Abkühlung im Zeller See. Mehr unter: www.zellamsee-kaprun.com

LITERATURTIPP: Tauern-Radweg: Entlang von Salzach, Saalach und Inn, Verlag Esterbauer, 13,90 €

01. ETAPPE / 17. JULI 2016
Prolog: Race Across Steiermark.

02. ETAPPE / 20. JULI 2016
Mit Kindern auf dem Steyrtalradweg.

03. ETAPPE / 24. JULI 2016
Auf dem Schrammelradweg im Waldviertel.

04. ETAPPE / 27. JULI 2016
Rad, Boot, Bahn: Die Wolfgangsee-Trilogie.

05. ETAPPE/31. JULI 2016
Opa, Papa, Sohn: Rund um den Bodensee.

06. ETAPPE/ 03. AUGUST 2016
Transalp-Tour: Von Krimml nach Bruneck.

07. ETAPPE/ 07. AUGUST 2016
Dem Veltliner auf der Spur im Weinviertel.

08. ETAPPE / 10. AUGUST 2016
Um den Wörther See radeln – und chillen.

09. ETAPPE / 14. AUGUST 2016
Adrenalin! Im Ötztal Radmarathon fahren.

10. ETAPPE / 17. AUGUST 2016
Nach Süden! Entlang von Mürz und Mur.

11. ETAPPE / 21. AUGUST 2016
Gott! Radpilgern von Wien nach Mariazell.

12. ETAPPE / 24. AUGUST 2016
Die Hohen Tauern zum Auspowern.

In all den Jahren auf dem Rennrad konnte der inzwischen 34-jährige Radprofessional Christoph Strasser viel Erfahrung sammeln. Auch in punkto leichtes Reisegepäck und Wegzehrung. Hier eine Auflistung jener nützlichen Dinge, die Strasser on tour immer dabei hat:

Zwei große gefüllte Trinkflaschen und Elektrolytgetränkepulver (eine Flasche pro gefahrene Stunde gilt als Faustregel), eine Banane, eine Packung Flüssignahrung, Reserveschlauch, Luftpatrone, Werkzeug für unterwegs, 5 Euro, Bankomatkarte, E-Card, Mobiltelefon, Rad-Navi am Lenker. Für den Fall, dass es unterwegs dunkel wird, hat er am Rad auch ein fixes Rücklicht montiert.

An den Dreitausendern vorbei
Andreas Röderer Radfahrer Radmechaniker
Im Laufe der Jahre und unzähliger Radtouren hat auch der erfahrene Radmechaniker Andreas Röderer viel Erfahrung gesammelt. Hier eine Auflistung jener Dinge, die er immer in seine Packtaschen stopft:

Für das Rad: Ersatzschlauch, Luftpumpe und Werkzeug.

Für den Körper: Sonnenschutz, Creme für die Weichteile, Zahnbürste, Waschzeug, Waschlappen, mittelgroßes Handtuch und Helm (dient nebenbei auch als Sonnen- bzw. Regenschutz).

Zum Anziehen: Knickerbocker, kurze Sporthose, dünne lange Hose, Trikot aus Merinowolle (atmungsaktiv), helles, knitterfreies Hemd, leichter Fleece-Pulli mit Zipp, leichte atmungsaktive Regenjacke, Unterhosen, Badehose sowie Radhandschuhe.

Schuhwerk: Radschuhe für SPD-Pedale, leichte Flipflops oder Espadrillos sowie dünne kurze Baumwollsocken.
Packtaschen: Zwei wasserdichte Taschen (40 Liter), Lenkertasche für Handy, Fotoapparat, Geldbörse, Dokumente und Radkarte.

Rodingersdorf im Waldviertel. Dort, in einem alten Bauernhof, ist der Salzburger Roland Esterbauer heute zu Hause. Und auch sein Verlag. Den kleinen Ort in der Nähe von Sigmundsherberg muss man auf der Karte suchen. Ein Glück, dass Esterbauer ebensolche produziert. Der Verlag Esterbauer ist eine österreichische Erfolgsgeschichte – und ein Exportschlager, speziell in Deutschland. Vor allem jene erste große Karte des Verlags, die gute Orientierung auf dem Donauradweg bietet, wurde zum absoluten Klassiker für deutschen Radtouristen. Deshalb arbeiten neben den 16 Mitarbeitern in Rodingersdorf weitere sieben in einem Stadtbüro in Berlin.

An den Dreitausendern vorbei
Roland Esterbauer, Verlag Esterbauer, Rodingersdorf
Eigentlich wollte Roland Esterbauer mit dem Erstellen einer Niederösterreich-Radkarte sein Studium an der Technischen Universität in Wien finanzieren. Aus dem Ferialjob wurde seine Berufung. Das war Mitte der 1980er-Jahre. In den vergangenen dreißig Jahren haben seine Leute 470 Titel erarbeitet, neben Radtourenbücher und -karten auch Mountainbike- und Wanderführer. „In der Zwischenzeit haben wir Material zu den interessantesten Rad- und Wanderregionen Europas“, erzählt Esterbauer stolz. Die Schwerpunkte hat er in Deutschland und in Österreich gesetzt.

Die Vermessung der Welt bzw. von Radwegen ist heute ein aufwendiges Unterfangen: Redakteure des Verlags fahren jede Tour vorab mit dem Rad und dem Auto ab. Ihre Erfahrungen und GPS-Daten werden in die Karten (auch online) eingetragen. Von ihrem Know-how profitiert in den nächsten Tagen auch der KURIER. Drei der zwölf Touren werden von Esterbauers Leuten vorgestellt.

Kommentare