Survival International: "Nachts schicken sie Bewaffnete"

Survival International: "Nachts schicken sie Bewaffnete"
Die Menschenrechtsorganisation Survival International beschäftigt sich mit dem Thema Land Grabbing bei Indigenen.

Ihre Deutschland-Sprecherin Linda Poppe berichtet dem KURIER über ...

... besonders dramatische Fälle In Äthiopien sind derzeit 100.000, wahrscheinlich sogar 200.000 Menschen betroffen. Die Regierung behauptet, deren Land werde nicht genutzt, weil sie hauptsächlich als Nomaden leben - und verpachtet es. In Brasilien gibt es mächtige Klüngel zwischen Großgrundbesitzern und lokalen Regierungen. Im Bundesstaat Mato Grosso do Sul etwa haben die Guarani in den letzten Jahrzehnten fast all ihr Land verloren, obwohl die dortige Regierung ihren Besitz sogar anerkannt hatte. In West-Papua in Asien wurden riesige Flächen für Palmöl-Plantagen für Biodiesel verpachtet.

... die Enteignungen Bei Indigenen gibt es kollektiven Landbesitz, der auch völkerrechtlich anerkannt ist. Papiere dafür gibt es meistens nicht. Die Regierungen verpachten Land für Landentwicklungsprojekte und setzen das mit Truppen durch. Oft wird ein Zaun gezogen und damit ist der Fall für sie erledigt.
Bei Protesten gibt es teilweise gewaltsame Unterdrückung. In Äthiopien durch Polizei und Armee, in Brasilien durch Selbstjustiz. Die Großgrundbesitzer engagieren private Sicherheitsleute. Polizei und Politik sind mit ihnen so verbandelt, dass sie nichts machen. Die Guarani versuchen immer wieder, das enteignete Land friedlich zu besetzen, die Farmer schicken dann nachts Bewaffnete. Dabei gibt es auch Todesfälle, die Menschen werden verprügelt und angeschossen.


... mögliche positive Aspekte
Theoretisch wären Abkommen möglich, dass bestimmte Flächen gemeinschaftlich genutzt werden. Meist werden allerdings riesige Monokulturen geschaffen, eine industrielle Großproduktion. Da ist es schwierig, solche Abkommen umzusetzen. Die Indigenen sagen meistens ja gar nicht: das ist unser Land, ihr dürft nichts davon haben. Es kommt aber praktisch nie zu Verhandlungen mit ihnen.

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