Salzburg wirbt um Gay-Szene

Der Anteil der Städte an den Übernachtungen hat sich zwischen 1975 und 2012 auf 14,4 Prozent fast verdoppelt, im Jahr 2000 lag er noch bei elf Prozent.
Stadtführungen, Rad- und Wandertouren und eigene Hotels für Homosexuelle.

Salzburg ist klein, konservativ, katholisch.

Das ist bekannt.

Nun will Salzburg auch ein bisschen schwul sein.

Das ist neu.

Die Stadt an der Salzach versucht sich jedenfalls ein Image jenseits von Mozart & Nockerln zu verpassen.

Es gebe eine Reihe von Studien, die belegen, dass die Gruppe der Schwulen und Lesben besonders für den Städtetourismus wichtig und lukrativ seien, sagt Herbert Brugger, Geschäftsführer von Salzburg Tourismus.

Stichwort: zwei Einkommen, (meist) keine Kinder. „Daher bearbeiten wir dieses Segment und versuchen, diese Zielgruppe mit attraktiven und eigens auf sie zugeschnittenen Angeboten zu erreichen.“

Konkret heißt das: Da gibt es die von Schwulen geführte Almhütte in Thalgau oder die Frühstückspension in Bad Gastein, die nur homosexuelle Urlauber als Gäste akzeptiert. Mittlerweile haben auch große Reiseveranstalter wie „TUI“ oder „Mayer Reisen“ den Trend erkannt und bieten in ihren Katalogen schwule Stadtführungen, schwules Wandern und schwules Radfahren an.

„Für Frischverliebte“

Salzburg wirbt um Gay-Szene
Das chice Vier-Stern-Hotel Wolf Dietrich in Salzburgs Altstadt bewirbt auf seiner Homepage romantische Urlaubstage für Gays. Dort heißt es: Frischverliebte dürfen einen romantischen Spaziergang über die Salzburger Stadtberge nicht versäumen.

Und weiter: Als Gast im Hotel Wolf Dietrich haben Sie es nicht weit in die angesagten Lokale für Schwule & Lesben – nur wenige Gehminuten trennen Sie von der Nightlife-Szene in Salzburg. Ob mit dem Partner oder als Single – das schwule Leben in Salzburg pulsiert – wenn auch erst auf den zweiten Blick.

Die Marketing-Chefin des Hotels, Christine Schober, schwärmt von ihren Gästen: „Sie sind sehr angenehm und anspruchsvoll. Sie buchen bessere Zimmerkategorien, mehr Zusatzleistungen und geben insgesamt mehr Geld aus.“

Seit zwei Jahren schaltet das Hotel daher regelmäßig Inserate in schwulen Hochglanz-Magazinen. Damit sich die Urlauber im Hotel wohlfühlen, liegen eigene Gay-Stadtpläne auf, in denen Schwulen-Bars wie Princess, Mexxx oder Bernstein bzw. schwulen-freundliche Geschäfte, Unterkünfte und Ärzte gelistet sind.

Im Hotel Lehenerhof nächtigen bereits seit 20 Jahren viele schwule und lesbische Paare aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden. „In der Szene hatte es sich bald herumgesprochen, dass wir aufgeschlossen sind. Damals musste das aber alles heimlich, still und leise sein“, erzählt Hotelchefin Evelin Rabl und lacht.

Diese Zeiten sind vorbei.

Heute weht die Regenbogenfahne vor dem Chiemseehof, dem Sitz der Salzburger Landesregierung.

Heute können sich homosexuelle Paare im Marmorsaal des Schlosses Mirabell „verpartnern“.

Und heute ist Salzburg für seine „große und bunte“ Gay-Szene bekannt, sagt Josef Lindner, Obmann der Homosexuellen Initiative (Hosi). Dies liege vor allem daran, dass die Festspielstadt viele Kulturschaffende anziehe. Auch die Politik – Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) und sein Vize Harald Preuner (ÖVP) – hätten sich für die Sache der Schwulen starkgemacht.

Kommendes Jahr soll Salzburg einen neuen Gay-Guide erhalten, mit Reisetipps und Informationen für Schwule und Lesben – und Anekdoten rund um schwule Persönlichkeiten, wie Erzherzog Ludwig Viktor, den jüngsten Bruder Kaiser Franz Josephs. Dieser wurde in Wien aufgrund seiner homosexuellen Neigungen als „Lutzi Wutzi“ verspottet, in Salzburg aber (wegen seines sozialen Wirkens) verehrt.

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