Ostafrika: "Die Phase vor dem Sterben"

Ostafrika: "Die Phase vor dem Sterben"
Hilfe für die Hungernden:Caritas-Mitarbeiter Harald Grabher berichtet von seinem Einsatz in Äthiopien.

Die Hungersnot am Horn von Afrika wird immer dramatischer. Im Süden von Somalia sind 1,25 Millionen Kinder dringend auf lebensrettende Nothilfe angewiesen; etwa 640.000 Kinder sind laut dem Kinderhilfswerk UNICEF akut mangelernährt und vom Tod bedroht. In einem Wettlauf gegen die Zeit versuchen internationale Helfer das Schlimmste zu verhindern.
Caritas-Mitarbeiter Harald Grabher ist einer von ihnen. Der Vorarlberger ist gerade aus Südäthiopien zurückkehrt, wo die Hungersnot noch nicht so dramatische Ausmaße erreicht hat wie in anderen Regionen. "Das ist die Phase vor dem Sterben", sagt Grabher im KURIER-Gespräch.

Wendepunkt

Ostafrika: "Die Phase vor dem Sterben"

"Das Vieh hat nicht mehr genug zu fressen, etwa 250.000 bis 300.000 Tiere sind bereits verendet. Hier stehen wir an einem Wendepunkt, bis zu einer schrecklichen Hungersnot könnte es noch vier bis sechs Wochen dauern." Die Caritas-Helfer und ihre lokalen Partner setzen alles daran, genau das zu verhindern - doch ohne finanzielle Unterstützung können sie nichts ausrichten.

Die Caritas arbeitet im Moment in entlegenen Gebieten jenseits der Flüchtlingslager - an "Nebenschauplätzen, wo vieles auf der Strecke bleibt", sagt Grabher. "Wir versuchen zu verhindern, dass die Menschen, die hier leben, zu Flüchtlingen werden", erläutert der Helfer die Bedeutung dieses Einsatzes. Die Familien werden gezielt an ihrem Wohnort unterstützt, damit sie dort bleiben können und nicht in Lager flüchten müssen. Denn, so Grabher, "die Flüchtlinge stehen vor dem Nichts".

Etwa 10.000 Vieh-Nomaden erhalten eine indirekte Hungerhilfe: Die Caritas kauft ihnen ihre abgemagerten Tiere zu einem guten Preis ab, damit sich die Menschen Nahrung kaufen können. Das Fleisch wird an die Hungernden verteilt. Wenn die Weiden in ein paar Monaten nachgewachsen sind - im Oktober wird der nächste Regen erwartet -, erhalten die Familien von der Caritas dann gut genährte Tiere als neue Existenzgrundlage.

Vorbeugung wichtig

Ostafrika: "Die Phase vor dem Sterben"

Als "Tragödie" sieht Harald Grabher die Tatsache, dass bei Katastrophen zwar kurzfristig Geld vorhanden ist, aber nicht langfristig. Das wäre aber dringend notwendig, weil man so der nächsten Hungerkrise vorbeugen könnte. Der Caritas-Helfer appelliert daher an die Menschen, "Afrika nicht zu vergessen, wenn es vom Bildschirm verschwunden ist".

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