Wo sich Disney inspirieren ließ

Wo sich Disney inspirieren ließ
Im äußersten Süden Frankreichs verführt die neu geschaffene Verwaltungsregion Okzitanien zu Bergabenteuern in die unberührten Pyrenäen, Radausflügen und Zeitreisen ins Mittelalter sowie Städtetrips nach Carcassonne und Toulouse.

Das Rauschen des Wassers erfüllt die Luft: Vor uns türmt sich wie ein gewaltiges Amphitheater ein 1700 Meter hoher Felskessel auf und über 420 Meter stürzt eine mächtige Kaskade in die Tiefe. Der höchste Wasserfall Europas. Rundum ergießen sich weitere kleinere Sturzbäche. Das Naturschauspiel des Cirque de Gavarnie, einem mächtigen Felskessel inmitten der imposanten 3000er Gipfel des "Parc National des Pyrénées" im äußersten Süden Frankreichs, ist einfach überwältigend.

Wo sich Disney inspirieren ließ
Der Nationalpark ist der wildeste Teil der französischen Pyrenäen, UNESCO-Welterbe und ein Dorado für Wanderer und Bergsteiger. Die einzigartige Landschaft zog dereinst Romantiker, Maler und Dichter an: Ab dem 16. Jahrhundert wurde Gavarnie zur Wiege des "Pyrénéisme", einer romantischen Verklärung der Berge und seiner Bewohner. Reisende der besseren Gesellschaft strömten herbei, Kurt Tucholsky und Victor Hugo etwa. Letzterer besingt den Felskessel von Gavarnie als "Kolosseum der Natur".

Bergerlebnisse

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Szenenwechsel – zu einem anderen Höhepunkt der französischen Pyrenäen: Per Seilbahn schweben wir auf den Pic du Midi (2877 m). Der Gipfel gleicht eher einer Weltraumstation als einem Berg. In der glasklaren Luft des Hochgebirges befindet sich die größte Sternwarte Frankreichs, errichtet anno 1881. Man muss kein ausgemachter Astronomie-Fan sein, um Gefallen an einer "Night at the Summit" zu finden – inklusive Feinschmecker-Abendessen, atemberaubendem Panorama, Sonnenuntergang und nächtlichem Sterneschauen.
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Radfahrer finden am nördlichen Fuße der Pyrenäen ebenfalls ideale Bedingungen – von knackig bis genussvoll: Der Col du Tourmalet ist einer der forderndsten Pässe der Tour de France. Auch zahlreiche Hobbyradler strampeln sich hier die Seele aus dem Leib. Gemütliches Radeln ist hingegen bei Mirepoix, einem entzückenden mittelalterlichen Fachwerk-Städtchen, angesagt. Auf stilvollen Retro-E-Bikes kann man hier das hügelige Pyrenäen-Vorland kräftesparend durchrollen.
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Die 430 km lange Gebirgskette der Pyrenäen (höchster Berg: Pico de Aneto, 3404 m) blickt auf eine ähnliche Entstehungsgeschichte wie unsere Alpen zurück, Vegetation und Bergformationen unterscheiden sich kaum. Die Täler und ihre Ortschaften jedoch präsentieren sich völlig anders. Hier dominiert die Romanik, die Gegend ist gespickt mit großartigen Kirchen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert und mittelalterliche Burgen sowie Dörfchen. Dazu gesellen sich nostalgisch-verstaubte, charmante Belle-Époque-Kurorte.

Zeitreise ins Mittelalter

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Carcassonne - La Cité intra-muros
Historisches Highlight ist Carcassonne, eine der besterhaltenen mittelalterlichen Festungsstädte der Welt. Schon der gleichnamige Brettspiel-Bestseller begeistert, untertreibt aber noch: In natura sind die Türme, Zinnen, Wehrmauern, Scharten, Giebel- und Spitzdächer noch zahlreicher und romantischer.

Die Burgfestung am Hügel präsentiert sich mit 52 Türmen, vier Stadttoren und einem drei Kilometer langen Stadtmauer-Ring. Carcassonne war Vorlage für Cinderella’s Castle von Walt Disney sowie Kulisse zahlreicher Historienstreifen, Kevin Costners Robin Hood inbegriffen.

"La Cité ist aber kein lebendiges Museum", erklärt Stadtguide Sarah Seguy, "in der Burg leben noch 50 Menschen. Und die Einheimischen kommen gerne aus der Unterstadt (,La Bastide‘) herauf, um Freunde zu treffen." Beliebte In-Lokale der Einheimischen sind die Bar à Vins sowie die Restaurants Le Saint Jean, Comte Roger und L’Escargot.

Dank ihrer Lage an einer großen Handelsroute wurde die Stadt mit Römer-Wurzeln im Mittelalter immens reich. Carcassonne war auch Hochburg der Katharer, einer Religionsgemeinschaft als Gegenbewegung zum Katholizismus. 1209 rief Papst Innozenz III. zum Kreuzzug gegen das ketzerische Treiben auf. Es dauerte über 100 Jahre, bis die letzten Katharer vernichtet waren.

Unter der französischen Krone wurde Carcassonne zum Bollwerk gegen das Königreich Aragon ausgebaut, ein zweiter Mauerring macht die Festung uneinnehmbar.

Nach dem Pyrenäenfrieden im 17. Jahrhundert verfiel die Festungsstadt in einen ruinösen Dornröschenschlaf und wurde erst im 19. und 20. Jahrhundert nach 50 Jahren Renovierungsarbeiten wieder wach geküsst. "Carcassonne ist ein Geschichtenbuch aus Stein", sagt Sarah. Heute stürmen rund 3,5 Millionen Touristen die Stadt. Es empfiehlt sich, innerhalb der Stadtmauer Quartier zu beziehen. Wenn abends die Horden abziehen, offenbart sich die wahre Romantik dieser ausgewöhnlichen Stadt.

Rosarote Brille

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Außergewöhnlich – wenn auch als Spagat zwischen Historie und Zukunft – präsentiert sich auch Toulouse. Die Hauptstadt der 2016 neu geschaffenen Verwaltungsregion Okzitanien (Zusammenschluss der Regionen Languedoc-Roussillon und Midi-Pyrénées) gefällt mit schöner Altstadt (UNESCO-Kulturerbe), herrschaftlichen Renaissance-Patrizierhäusern, dem Hauptplatz Capitole, einem einzigartigen Jakobiner-Kreuzgang und interessanten Museen. Die viertgrößte Stadt der Grande Nation trägt den Beinamen "rosarot", denn in Ermangelung anderer Baumaterialien wurden die Prachtbauten aus Backstein errichtetet. Die Lichtreflexe darauf lassen Toulouse wie durch eine rosarote Brille erscheinen.

Heute präsentiert sich die Stadt an der Garonne lebensfroh und versteht es zu feiern, ein Viertel der 440.000 Einwohner sind Studenten. Toulouse ist auch Zentrum der Luftfahrt und für seine Höhenflüge (im wahrsten Sinn des Wortes) bekannt: Hier wurden die berühmte Concorde, der erste Airbus sowie Großraumflieger A380 gebaut. Zu erleben ist diese modernste Seite eindrucksvoll im Luft- und Raumfahrtmuseum Aeroscopia samt Montagehalle des A380 sowie in der Weltraumstadt Cité de l’Espace. Hier kann man einen Blick in die Zukunft werfen.

Info

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Anreise ASL Airlines fliegen zwischen 26. 5. und 4. 9. 2017 nonstop von Wien nach Toulouse (Mo. und Fr.), ab 69 Euro oneway,www.aslairlines.fr/de

Hotels La Cour des Consuls Hotel und Spa 5*, Toulouse: wunderschönes Stadtpalais, zentral gelegen mit dem Gourmet-Restaurant Le Cénacle mit einem Michelin-Stern. DZ mit Frühstück ab 181 €, www.accorhotels.com
– Hôtel d’Etigny 3*: plüschiges Belle Époque-Haus im Kurstädtchen Bagnères-de-Luchon, DZ ab 65 €; www.hotel-etigny.com
– B & B Pavillon Sevigne, Bagnères-de-Luchon: private Gästezimmer in historischer Villa mit schönem Garten. Gastgeber Embault de Rivoyre kümmert sich liebevoll um seine Gäste; DZ mit Frühstück ab 90 €, www.pavillonsevigne31.com
– Hotel de la Cité, Carcassonne 4*: in der Altstadt, einst für betuchte Gäste erbaut, herrliche Terrasse (mit Pool) und schönem Blick auf Schloss Carcassonne. Gourmet-Restaurant La Barbacane (ein Michelin-Stern). DZ ab 239€, www.hoteldelacite.com
– Hotel du Chateau 4*, Carcassonne: stilvolles Haus am Haupttor, Blick auf die Festung. DZ mit Frühstück ab 220 €, www.hotelduchateau.net

Ausflüge Nacht am Pic du Midi (Sternwarte) www.picdumidi.com
– Retro-E-Bike-Touren bei Mirepoix, www.cvloffroad.com
Toulouse Luftfahrt, www.musee-aeroscopia.fr, www.cite-espace.com

Drehort In Carcassonne wurden Filme wie „Scharfe Sachen für Monsieur“ mit Louis de Funès, „Die Besucher“, der Fantasy-Film „Der Brief für den König“ und „Robin Hood – König der Diebe“ gedreht.

Auskunft www.tourismus-okzitanien.de, www.pyrenees-holiday.com, www.toulouse-tourismus.de, www.tourismus-carcassonne.de
- Atout France, www.france.fr, Tel. 01/503 28 92

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