Namasté in Nepal – Wen(n) die Götter rufen
Golden schimmert der Turm des Stupas im Sonnenlicht. Von vier Seiten blicken die allsehenden Augen des Buddhas auf die Besucher herab. Und auch andere Augenpaare verfolgen Touristen wie Gläubige auf Schritt und Tritt: Affen sausen über Tempel und Schreine, posieren für Fotos und halten nach Essbarem in Menschenhänden Ausschau.
Swayambhunath ist eine willkommene Abwechslung, nachdem man sich durch die Hektik von Kathmandu gequält hat. Die Stadt mit 1,7 Millionen Einwohnern ist ein Angriff auf die Sinne, berauschend, pulsierend. Ein Schmelztiegel der Religionen, von Tradition und Moderne. Einst war sie Anziehungspunkt der Hippies auf der Suche nach Sinn und freier Liebe, heute verschlägt es Trekking- und Rucksacktouristen sowie Kulturliebhaber in das Land im Schatten des Mount Everest.
Gastfreundlichkeit
Wer will, kommt rasch mit ihnen ins Gespräch. Nepal, eines der ärmsten Länder der Welt, lebt vom Tourismus. Schnell packen Einheimische ihre paar Brocken Englisch aus und erklären Land und Leute. Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft ist ihnen wichtig. Und natürlich Gelassenheit. Sie eint der Glaube – egal ob Hindu oder Buddhist – dass alles gut wird. Nicht einmal das verheerende Erdbeben im April 2015 hat ihnen den Optimismus genommen.
Der Aufbau ist voll im Gange. Sichtbar wird das vor allem in der mittelalterlichen Altstadt mit ihren schmalen Gassen voller Tempel, Schreinen, Rikscha-Fahrern und Händlern. Am Durbar Square, dem Platz um den ehemaligen Königspalast, sind zwar einige Bauwerke beschädigt worden, doch das tut der Magie keinen Abbruch. Die Stufen der Pagoden sind Rastplatz, Treffpunkt für Einheimische und Verkaufsfläche für Reis und Gemüse. Die Legenden und Götter sind allgegenwärtig – und können auch besucht werden.
Wer Glück hat, ergattert einen Blick auf die "lebende Göttin" Kumari, die sich abends am Fenster ihres Palastes zeigt. Auch ein Abstecher in Kathmandus Schwesternstadt Patan lohnt sich – neben prächtigen Pagoden am dortigen Durbar Platz, lässt der "goldene Tempel" Kwa Bahal Besuchern ob seiner glitzernden Pracht den Mund offen stehen.
Reise in die Vergangenheit
Wer Ruhe sucht, findet sie in der kleinsten Königsstadt Bhaktapur, 14 Kilometer östlich von Kathmandu. Mit ihren Tempeln, dem Königspalast mit dem prächtigen goldenen Tor und verwinkelten Gassen ist sie quasi ein – autofreies – Freilichtmuseum. Vorbei geht es an mittelalterlichen Häusern, kleinen Geschäften und Ziegelhaufen für den Wiederaufbau. Das Leben findet auf der Straße statt. Männer spielen unter einer Laube Karten; Frauen waschen ihre Haare in Plastikbottichen. Auf den Stufen der Tempel dösen Ziegen und ihre Hirten in der Mittagssonne. Stress gibt es in der Stadt der Holzschnitzer und Töpfer nicht.
Mit dem Willen der Götter, so scheint es, ist in Nepal alles möglich – auch den Gipfel des Mount Everest zu erleben, ohne ihn erwandern zu müssen. Das geht einfach mit dem Flugzeug. Täglich starten Rundflüge, die atemberaubende Blicke auf schneebedeckte Gipfel und Gletscher des Himalaja-Gebirges erlauben – und auch die größten Skeptiker im Tal der Götter glauben lässt.
Sattgrün ziehen sich die Wälder und Reisterrassen die Hänge des Paro-Tals hinauf, hölzerne Bauernhäuser bilden bunte Farbtupfer. Allein der Landeanflug auf Bhutans Flughafen ist eine Reise wert, vorbei an schroffen Hängen des Himalaja-Gebirges fädeln die Piloten die Maschine in das Tal ein. Nach der Landung versteht man, warum in dem kleinen buddhistischen Himalaja-Reich das Bruttosozialglück Staatsziel ist. Die Luft ist klar, wenn auch bei mehr als 2000 Metern Seehöhe etwas dünn, es riecht nach Blumen und Minze. Der Schutz der Natur ist in der Verfassung verankert. Am Straßenrand mahnen Schilder vor Raserei: "Das Leben ist kurz, mach es nicht noch kürzer."
Im Druk Yul, dem Land des Donnerdrachens, geht alles gemächlicher zu. Dem Kapitalismus verweigert sich Bhutan, dessen Königspaar wie Prinz William und seine Kate verehrt wird. Jeder Tourist ist herzlich willkommen und erwünscht. Doch die Reiseformalitäten sollen die Natur des Landes schützen: Egal ob Backpacker oder Rundreisende, ein Tag in Bhutan kostet 250 Dollar. Für diesen Preis gibt es nicht nur wunderbare 3*-Unterkünfte, sondern auch Vollpension, Tour-Guides und Auto/Bus mit Chauffeur. Belohnt wird man dafür mit unberührter Natur, freundlichen Menschen und einer reichen Kulturgeschichte. So gibt es in Paro und der Hauptstadt Thimphu prächtige Klöster, mit filigranen Schnitzereien, und bunten Wandgemälden.
Am berühmtesten ist das Kloster Taktshang, das Tigernest-Kloster, das auf 3120 Metern Höhe auf schroffen Felsen balanciert. Der knapp zwei Stunden lange Aufstieg ist die Mühe wert. Das magische Glücksgefühl ist zu spüren.
Auf der Fahrt durch das Land sieht man Bauernhäuser, bemalt mit Penissen, die vor dem bösen Blick schützen sollen, und Menschen in traditioneller Tracht. Und dann zücken sie ihr Handy. Ganz ohne Kapitalismus geht es doch nicht.
Anreise
Swiss fliegt Wien– Zürich–Delhi (aktuell 570 € hin & retour) bzw. Mumbai (aktuell 506 € hin & retour); von dort gute Verbindungen nach Kathmandu: www.swiss.com.
– Nach Paro fliegen nur Drukair oder Bhutan Airlines: www.bhutanairlines.bt, www.drukair.com.bt
Einreise
Ein Visum wird benötigt.
– Visum für Bhutan ca. 40 USD. Die Reise muss über ein registriertes Reiseunternehmen Bhutans gebucht werden.
Beste ReisezeitZwischen Februar und Mai sowie Oktober oder November. Im Sommer wird es sehr heiß, zudem fällt der Monsunregen; im Winter ist es sehr kalt.
–Das Klima ist in Bhutan je nach Region unterschiedlich. Für Zentral-Bhutan ist die beste Reisezeit April bis Oktober.
Währung
Nepal: 1 € = ca. 115 Nepalesische Rupien (Kurs schwankt)
–Bhutan: 1 € = ca. 71 Bhutanische Ngultrum.
Essen
Das typische Essen der Nepalesen ist Dal Bhat – Linsen mit gekochtem Reis, das mit eingelegtem Gemüse oder Fleisch ergänzt werden kann. Starke indische Einflüsse. Tipp: "Momos", gefüllte Teigtaschen, probieren.
–Die bhutanesische Küche ist vielfältig. Achtung: Zu fast allen Rezepten gibt es scharfen Chili – wie zum Nationalgericht Ema Datshi, ein Eintopf aus Yak-Käse.
Hotel
Zwischen grünen Wäldern drängen sich die hölzernen Pavillons des "Naksel Boutique Resort" bei Paro, Bhutan. Aus den Zimmern blickt man in die Natur oder über das Tal; das Hotel legt wert auf Nachhaltigkeit. Das Tigernest-Kloster liegt nur 30 Minuten entfernt.
Angebot
Das Wiener Reisebüro Zuklin bietet eine 15-tägige private Rundreise durch Nepal und Bhutan an (inkl.Delhi und Agra). Besucht werden Kathmandu, Patan, der Chitwan-Nationalpark, Paro, Thimphu und Punakha. Inkl. Rundflug über den Mount Everest. Flüge ab/bis Wien mit Swiss. Ab 4480 €/P im DZ; Termine: Mitte März bis Ende Mai sowie Oktober bis November. Buchung und Info: ☎ 01/53457-17; www.zuklin.at
Auskunft
Kommentare