Krimiautor Veit Heinichen zeigt sein Triest

Veit Heinichen lebt und arbeitet seit 20 Jahren in Triest.
Er verrät Geheimtipps in seiner italienischen Wahlheimat, lädt in seine Lieblingsbar und zeigt die schönsten Badeplätze in der Bucht.

Die nördlichste Stadt des Mittelmeerraums versprüht eine spezielle Mischung aus italienischem Lebensgefühl und melancholischer Fin-de-Siècle-Stimmung. Triest hat ihn sofort bei seinem ersten Besuch vor langer Zeit in ihren Bann gezogen: Mittlerweile lebt und arbeitet Veit Heinichen seit zwanzig Jahren in der Hafenstadt. Die Stadt der Winde, die nur wenige Kilometer von Slowenien entfernt liegt, spielt in seinen Kriminalromanen die Hauptrolle.

Krimiautor Veit Heinichen zeigt sein Triest
Veit Heinichen, Triest, Italien, Bar, Gran Malabar, mit Walter
Auftakt des Stadtrundgangs ist Heinichens Lieblingsbar, Gran Malabar an der Piazza San Giovanni im Herzen von Triest. Die Enoteca ist, wie Heinichen sagt, für die Triestiner ein wichtiger "Knotenpunkt". Der Wahl-Triestiner schätzt das gemischte Publikum und ist als prominenter Stammgast mit den Besitzern Mario und Walter befreundet. Die beiden Wirte führen das Lokal seit dreißig Jahren. Bereits um sieben Uhr früh werden die Rollläden hochgezogen, im Sommer wird es oft spät bis zur Sperrstunde. "Diese Bar ist übrigens auch eine Location meines neuen Romans ‚Die Zeitungsfrau‘, der genau an dieser Piazza seinen Brennpunkt hat", erzählt Veit Heinichen. Die Bar ist das zweite Büro von Commissario Proteo Laurenti, dem Helden der Krimi-Reihe.
Krimiautor Veit Heinichen zeigt sein Triest
Veit Heinichen, Triest
Einheimische kehren tagsüber auf einen Cappuccino oder Espresso ein, werfen kurz einen Blick ins Lokalblatt "Il Piccolo", längere Zeit nimmt man sich beim abendlichen Aperitif. Weinkenner schätzen die riesige Auswahl an edlen Tropfen.

Gleich nebenan befindet sich die traditionsreiche Drogheria Toso. Von Weitem duften die selbst hergestellten Seifen, Gewürze und Heilpflanzen durch das offene Portal. Die Drogerie mit der Originaleinrichtung aus 1906 wurde liebevoll restauriert und bietet ein breites Sortiment an traditionellen, handgefertigten Waren: Von Safran bis zum Schnürsenkel und Naturfarben bekommt man hier alles. Ein Abstecher lohnt sich in die Bar Buchhandlung Knulp. Kostenloses WLAN, bequeme Polstermöbel und Tees, Kaffee und Kakao aus Fairtrade-Produktion laden zu einer Verschnaufpause ein. Abends finden im Kulturzentrum regelmäßig Livemusik, Ausstellungen, Filme und Vorträge statt.

Krimiautor Veit Heinichen zeigt sein Triest
Veit Heinichen, Triest, Italien
Neben klassischen Sehenswürdigkeiten der Stadt, Ausflügen zu den Schlössern Miramare und Duino, lockt auch das kuriose Civico Museo della Guerra per la Pace (Museum des Kriegs für den Frieden). Die Sammlung des überzeugten Pazifisten Diego de Henriquez zeigt Fundstücke, Dokumente und Waffen aus den beiden Weltkriegen.

Barcola

Wenn am Nachmittag die Hitze drückend schwül wird, ist der perfekte Zeitpunkt für einen Ausflug ans Meer. Am besten folgt man den Einheimischen nach Barcola, dem Hausstrand der Triestiner. Eingezwängt auf dem schmalen Steinstreifen zwischen Hauptverkehrsstraße und Meer erlebt man italienisches Strandfeeling pur.

Wer es ruhiger, aber nicht weniger authentisch mag, der geht in das traditionellste Strandbad Triests: Im "Pedocin" baden Frauen und Männer noch durch eine Mauer getrennt. Eine Doku über das skurrile Strandbad und seine Besucher wurde heuer sogar auf dem Filmfestival Cannes gezeigt.

Wer hingegen den Fehler macht und sein Badezeug zu Hause lässt, für den hat Veit Heinichen eine Alternative: "Eine Fahrt mit dem Linienschiff Delfino Verde, das vom Zentrum die Steilküste entlang bis zur schönen Bucht von Sistiana tuckert, ist immer ein Vergnügen."

Krimiautor Veit Heinichen zeigt sein Triest
Veit Heinichen, Triest, Italien
Wer vom Baden genug hat, fährt mit der 114 Jahre alten Standseilbahn Tram di Opicina in den Karst hoch – dreihundert Meter über der Stadt verläuft das Kalkstein-Hochplateau. "Vergessen Sie für eine Weile Ihre Buschenschanken und lassen Sie sich auf etwas Neues ein", ermuntert Heinichen. Auf der Suche nach den triestinischen Heurigen folgt man am besten "an irgendeiner Kreuzung dem Efeubüschel mit dem farbigen Holzpfeil, bis eine Osmizza auftaucht." Die urigen Weinlokale dürfen nur ein paar Wochen im Jahr öffnen und keine warmen Speisen anbieten. Dafür wird würziger Käse, Schinken, Salami und der eigenangebaute Wein aus dem Karst kredenzt.
Krimiautor Veit Heinichen zeigt sein Triest
Veit Heinichen, Triest, Italien

"Im Sommer schafft man es nicht einmal im Zustand größter Trunkenheit, alle zu besuchen", weiß Heinichen aus Erfahrung. Er kehrt besonders gern beim Winzer Lupinc ein. Nirgendwo sonst genießt man einen schöneren Ausblick über die halbkreisförmige Bucht und das Schloss Duino. Wem es so gut gefällt, dass er nicht mehr in die Stadt hinunter will, kann in einem der vier Zimmer des angeschlossenen Agriturismo übernachten.

Veit Heinichens Triest Tipps

Krimiautor Veit Heinichen zeigt sein Triest
Anreise Bequem mit dem Nachtzug von WienTriest (mit umsteigen in Udine, Dauer 10 Stunden).www.oebb.at

Essen und Trinken
– Gran Malabar, Piazza San Giovanni 6, tägl. von 7–21 Uhr offen
Restaurant Scabar: Das Lokal gehört Starköchin Ami Scabar, Heinichens Lebensgefährtin, unbedingt reservieren. +39/040/ 810368, Erta di Sant´Anna 63, www.scabar.it

Krimiautor Veit Heinichen zeigt sein Triest
Veit Heinichen, Triest, Italien, Ami Scabar, die Lebensgefährtin von Heinichen

Einkaufen
– Drogheria Toso, Piazza San Giovanni 6, www.facebook.com/drogheriatoso
– Torrefazione Triestina, Via di Cavana, 2. Frisch gemahlener Kaffee als Mitbringsel. www.torrefazionelatriestina.it

Übernachten
– Agriturismo Lupinc, Frazione Prepotto 11/B, Duino-Aurisana, 4 Apartments, www.lupinc.it
– Grandhotel Duchi d’Aosta, Piazza dell’Unità, www.duchi.eu

Baden
Barcola: Stadtstrand von Triest, rund 3 Kilometer vom Zentrum entfernt. Die Uferpromenade von Barcola liegt zwischen Schloss Miramare und dem Triestiner Stadtteil Roiano.
– Pedocin, Molo Fratelli Bandiera 3: Getrenntes Strandbad für Frauen und Männer, das einzige dieser Art in Italien.

Buch Tipps

Veit Heinichen „Die Zeitungsfrau“, Piper Verlag, 20 €. Der Autor liest auf der „Buch Wien“ am 12. November 2016 um 14 Uhr. www.buchwien.at

Krimiautor Veit Heinichen zeigt sein Triest
Buchcover Veit Heinichen Triest Die Zeitungsfrau

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