Mit dem Traumschiff-Kapitän in der Karibik

Mit dem Traumschiff-Kapitän in der Karibik
Von Weitem mutet der 300 Meter lange Tanker wie ein Koloss an. An Bord tut sich ein schwimmendes Luxus-Resort auf, dessen vielfältiges Angebot sich erst nach Tagen komplett erschließt. Erfahrungsbericht eines Kreuzfahrt-Novizen zu vier Schlüssel-Fragen.

Was höre ich, DU warst auf einer Kreuzfahrt? 24 Millionen Menschen, so der Internationale Kreuzfahrtverband, gingen 2016 als Passagiere an und von Bord. Kreuzfahrten sind total in. Liegt es also an mir, dass es groß der Rede wert ist, warum ICH auf einer Kreuzfahrt war. In den ersten Tagen nach meiner persönlichen Jungfernfahrt mit der Mein Schiff 4 in den Gewässern der westlichen Karibik wird sonnenklar: Es muss an MIR und MEINEN Freunden liegen. Sie stellen alle die gleichen Fragen.

Frage 1: Wie fühlt man sich unter lauter älteren Leuten?

Voll daneben, liebe Freunde. So eine bunte Mischung habe ich noch selten erlebt. Junge Eltern , die mit Kinderwagen angereist sind; Paare in den besten Jahren, denen man ansieht, dass sie die Sperrstunde in der "Abtanzpaar" (4 Uhr Früh) mit Vergnügen ausgereizt haben; soignierte Best Agers, die um sechs Uhr unter den ersten am Stepper im weitläufigen Fitnessraum sind. Kreuzfahrtdirektor Stephan Zimmermann klärt mich auf, woher das gängige Vorurteil kommt, Kreuzfahren sei eine Alterserscheinung: Je teurer die Reise, desto höher ist der Altersschnitt. Auf der Mein Schiff 4 gibt es 14 Tage all inklusive ab 2200 Euro.

Frage 2: Wie hält man es 14 Tage mit Tausenden Menschen rund um die Uhr auf einem Schiff aus?

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Zugegeben: Die nackten Zahlen stimmten auch mich anfangs nachdenklich: 2500 Passagiere und 1000 Mann Besatzung – zwar verteilt auf 18.000 Quadratmetern, also gut fünf Fußballfelder, aber wird es da ausreichend Platz geben, um auch für sich zu sein? Das Vorurteil, einem seelenlosen Massenbetrieb ausgeliefert zu sein, löst sich schon beim ersten Gang an Bord in Luft auf. Bei der Ankunft im Hafen von La Romana verlassen gerade die letzten leicht melancholisch, aber zufrieden blickenden Passagiere das Schiff Richtung Heimflug. Keine Warteschlangen an den gut ein Dutzend Eincheck-Terminals. Die Koffer wurde schon am Flughafen von der Schiffsbesatzung übernommen. Binnen Minuten haben wir die weiße MeinSchiff 4-Karte in der Hand, die den Zugang zu allen Annehmlichkeiten an Bord eröffnet: Von der Kabine über Special-Lounges bis zum Bezahlen von Extras abseits des Inklusiv-Angebots wie Massagen im Spa mit Meerblick.

Luxus-Resort am Wasser

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Eine der zwölf Aufzüge hebt uns auf Deck 9 in einen der 955 Balkon-Kabinen: Die 17 Quadratmeter sind klug proportioniert. Der Flachbildschirm bleibt für die nächsten 14 Tage – abseits des täglichen kurzen Blicks auf die Bordnachrichten – außer Betrieb. Der kleine, aber feine Außenbalkon (mit ausreichend Platz für zwei Lehnstühle und einen Tisch) bietet jeden Tag genug neue Attraktionen. Von Weitem mögen die 14 Decks des 300 Meter langen und 35 Meter breiten Kolosses losen Zungen wie ein "schwimmender Gemeindebau" anmuten. Wer auf dem Pool-Deck das erste Mal die Reling entlang schlendert (sie fungiert auch als 280 Meter langer Jogging-Rundkurs), vor dessen Augen eröffnet sich ein schwimmende Luxus-Ferienanlage, deren Vielfalt sich erst im Laufe der kommenden Tage komplett erschließt: Einkaufsmeile, Casino, Fußballplatz, Cigars-Lounge, Mal-Atelier, Kids-Club, Saunalandschaft, Friseur – und mehr. Indoor- und Outdoor-Pool, Sonnendecks, Morgengymnastik- und Trainingsstunden aller Art, Livebands und Abendunterhaltung, Open-Air-Kino – eh klar.

Frage 3: Wie oft warst du seekrank?

Na ja, "nur sicherheitshalber" riet die wohlmeinende Apothekerin (mit Kreuzfahrterfahrung) zu einem kleinen Tablettenvorrat gegen Übelkeit– und, falls man es lieber chemiefrei mag, zu einem "Seaband" ( ein Gummi-Armband zur Beruhigung der Magennerven). Beides blieb unberührt im Reisegepäck – auch an jenen zwei, drei Tagen, an denen der Kapitän einen außergewöhnlich hohen Wellengang avisierte und in den Aufzügen und Gängen vorsorglich jene Papiertüten lagen, die man aus dem Flugzeug kennt. Auch diese blieben unbenutzt.

Frage 4: Einmal Kreuzfahrt reicht, bleibst du deinem bisherigen Leben als Landratte treu?

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Mein Schiff
Die Frage hatte sich spätestens dann an Bord von selbst beantwortet, als wir bereits Tage vor dem wehmütigen Auschecken vom Schiff zu den angebotenen Katalogen 2017/’18 und 2018/’19 griffen. Wohin könnte es als Nächstes gehen? Sollte es diesmal eine der knapp 80 Juniorsuiten oder Suiten mit Zugang zur exklusiven X-Lounge mit besonders viel Privatsphäre auf dem obersten Vorderdeck sein, dann hieße es, schnell entschlossen zu sein. Die Kabinen sind oft bis zu zwei Jahre im voraus restlos ausgebucht.

Autopilot am Steuer

Wer Glück hat, zieht zudem noch ein besonderes Los und reist unter dem Kommando von Andreas Greulich. "Ich habe früher Öltanker und Containerschiffe gefahren", sagt der Mein Schiff4-Kapitän. "Seit 12 Jahren bin ich im Showbusiness." Zehn davon hat er in der Tat das "Traumschiff" der gleichnamigen TV-Serie pilotiert. Seit zwei Jahren bei TUI Cruises, ist Andreas Greulich auch hier als Kapitäns-Darsteller gefragt, wenn er mehrmals täglich per Bordlautsprecher "von der Brücke" launig Tempo, Fahrzeit, Seegang und Wetter auf der nächsten Tages-Route durchgibt.

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Mein Schiff
Ein Besuch auf seiner Kommandobrücke erhellt, warum das Schiff auch bei stärkerem Wellengang ruhig Kurs hält. Es fährt nicht nur automatisch Stabilisatoren zum Abfedern des Seegangs aus. Die "Brücke" des Schiffs wirkt nicht nur äußerlich wie das geräumig geratene Cockpit eines Flugzeugs. Die 70.000 PS werden, sobald das Schiff den Hafen verlässt, allein via Computerbildschirm und per Autopilot manövriert.

Der Traum vom schwimmenden Hotel hat nicht nur Andreas Greulich nachhaltig infiziert. In den nächsten fünf Jahren werden weltweit gut 50 neue Kreuzfahrtschiffe erstmals in See stechen. Die Nummer 6 der MeinSchiff-Flotte tritt ihre Jungfernfahrt am 3. Juni von Kiel zum Nordkap an. In der kommenden Winter-Saison schippert sie auf den Spuren der Mein Schiff 4 erstmals ab La Romana durch die Karibik Richtung Mittelamerika.

In der Landausflugabteilung auf Deck 4 herrscht in den ersten Reisetagen ein geschäftiges Treiben wie in einem gut frequentierten Reisebüro. Wer sich nicht schon vor Abreise bequem zu Hause per MeinSchiff-App entschieden hat, lässt sich hier an einem der Dutzend Terminals fachkundig beraten.

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Mein Schiff
Das TUI-Flaggschiff ist deutsch geführt. Entsprechend verlässlich sind Abreisezeiten und Programmverlauf. Auf der vierzehntägigen Mittelamerika-Tour ab der Dominikanischen Republik über Jamaika, Mexiko, Belize, Honduras, Costa Rica, Panama, Kolumbien und retour in die DomRep wird bis auf vier Seetage(zur Bewältigung der größeren Distanzen) immer nur nachts gefahren. Tagsüber liegt die Mein Schiff4 fast immer vor Anker.
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Tulum Mexiko
An den zehn Landtagen wird jeweils zumindest ein Dutzend Landausflüge angeboten – vom Dschungelspaziergang bis zum Helikopterrundflug; vom Strandausflug bis zur Raftingtour. Besonders reizvoll für Kulturinteressierte ist der Stopp auf der Mexiko vorgelagerten Insel Cozumel. Zum Strand von Cancún sind es nur gut zwei Stunden und zur größten archäologischen Maya-Stätte Chichén Itzá etwa eine Stunde mehr. Der Besuch eines der sieben Weltwunder der Neuzeit ist die lange Anreise wert. Wer diesen Landausflug erst last minute wählen will, läuft Gefahr, dass es keinen Platz mehr gibt. Im Winter herrscht hier Hochsaison: Bis zu 40 Schiffe pro Woche legen in Cozumel an.

Abhängen im Piratennest

(Noch) ruhig ist das Leben in Puerto Limón, der Hafenstadt im neuen Traumziel vieler Europäer in Mittelamerika, Costa Rica. Von hier aus werden Touren per Boot und Seilbahn in den Regenwald angeboten. Verwunschen offeriert sich Cox Hole, das "Piratennest" auf Roatán vor Honduras, eine hügelige Insel mit Palmen und Mangrovenhainen. Die einzige holprige Straße führt binnen 20 Minuten zur West Bay: Ein malerischer Sandstrand und 27 Grad Meerestemperatur bieten mitten im Jänner die perfekten Ingredienzien für einen traumhaften karibischen Strandtag.

Pass bleibt an Bord

Die Rückkehr aufs Schiff zu Sonnenunteruntergang ist so gechillt wie der Landgang am Morgen: Keine Warteschlange, keine lästige Passkontrolle, nur ein kurzer Security-Check nach dem Einlesen der Bordkarte.

Nicht allen ist an jedem der zehn Landtage nach Abenteuer und Ausflug. Auch wir bleiben den einen und anderen Tag an Bord. Und teilen mit ein paar Hundert anderen Passagieren das luxuriöse Gefühl, wir hätten das Riesenschiff einen Tag lang fast ganz für uns alleine.

Anreise Mit der AUA nach Frankfurt, München oder Köln und mit Condor nach La Romana/Dom. Republik oder nach Montego Bay/Jamaika.

Mein Schiff Die Karibik-Tour wird heuer erstmals mit der brandneuen Mein Schiff 6 angeboten. Die Mein Schiff 4 ist künftig vor allem im Mittelmeer und zwischen den Kanaren unterwegs.

Mit dem Traumschiff-Kapitän in der Karibik
Grafik
Route 1 "Mittelamerika ab/bis Dominikanische Republik" vom 24. November bis 8. Dezember 2017 ab/bis La Romana mit Premium Alles Inklusive

– In einer Außenkabine bei Doppelbelegung ab 2498 € pro Person, inkl. Flug ab 3678 € pro Person – In einer Balkonkabine bei Doppelbelegung ab 2638 € pro Person, inkl. Flug ab 3818 € pro Person. Reiseverlauf (siehe Karte).

Route 2 "Mittelamerika ab/bis Jamaika" vom 16. Februar bis 2. März 2018 ab/bis Montego Bay mit Premium Alles Inklusive.– In einer Innenkabine bei Doppelbelegung ab 2198 € pro Person, inkl. Flug ab 3378 € pro Person

– In einer Junior Suite Balkon bei Doppelbelegung ab 3998 € pro Person, inkl. Flug ab 5178 € pro Person. Reiseverlauf: Montego BayCozumelBelize CityRoatánPuerto Limón – Colón – Santo Domingo – La Romana – Ochos Rios – Montego Bay

Auskunft www.tuicruises.com

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