Neues Unesco-Weltnaturerbe in den Alpen?

Neues Unesco-Weltnaturerbe in den Alpen?
Nur in den Karnischen Alpen finden sich fossilreiche Gesteinsschichten aus 250 Millionen Jahren so nahe beisammen.

Die Karnischen Alpen sollen zum Unesco-Weltnaturerbe werden. Nirgendwo sonst auf der Welt könne man Fossilien aus unterschiedlichen Erdzeitaltern, 500 bis 250 Millionen Jahre alt, in unmittelbarer Nähe finden, sagte Kärntens Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne) am Montag vor Journalisten in Klagenfurt. Gemeinsam mit Tirol und Italien bemühe man sich um diese auch touristisch relevante Auszeichnung.

Neues Unesco-Weltnaturerbe in den Alpen?

Geologe und Paläontologe Hans Schönlaub vom Geopark Karnische Alpen ist an dem Projekt federführend beteiligt. Auch er hob die besondere Bedeutung des Gebirgszugs an der österreichisch-italienischen Grenze hervor. In anderen Gebieten finde man vielleicht eine fossilreiche Periode, in den Karnischen Alpen finde man solche fossilreichen Gesteinsformationen, die eine Zeitspanne vom mittleren Ordovizium über das Silur, Devon, Karbon, Perm bis in die mittlere Trias umfassen.

"Generationen von Erdwissenschaftlern haben hier gearbeitet", so Schönlaub. Es gebe mehr als tausend auch internationale wissenschaftliche Publikationen. In der Wissenschaft seien die Karnischen Alpen bereits ein Fixpunkt, nun sollen sie es auch für die Bevölkerung und Besucher werden. In der Kellerwand etwa sehe man deutlich die einzelnen Schichten von Kalkablagerungen, die einmal einen Meeresboden gebildet hatten. Man finde versteinerte Korallen, Trilobiten, Kopffüßler, Schnecken, Muscheln, Brachiopoden, Stachelhäuter, Graptolithen und viele Gruppen von Mikrofossilien.

Neues Unesco-Weltnaturerbe in den Alpen?

Eine Machbarkeitsstudie wurde bereits 2016 gemacht. Demnach ist die "außergewöhnliche, universelle Bedeutung", die von der Unesco gefordert wird, gegeben. Das Konfliktpotenzial etwa mit Grundbesitzern sei außerdem gering, weil sich das land- und forstwirtschaftliche Interesse an Felspartien in Grenzen halte. Insgesamt wurden 25 Areale, zwischen 25 und 200 Quadratmeter groß, gefunden, die geologisch von besonderer Bedeutung sind. Bei zumindest 15 von ihnen soll Einvernehmen mit den Grundeigentümern hergestellt werden. Noch heuer sollen diese durch die Bezirkshauptmannschaft den Schutztitel "Naturdenkmal" erhalten. Ein Wanderweg könnte dann für die Besucher die Plätze verbinden, so Holub.

Vor einigen Wochen wurde das Projekt nach Wien gemeldet, von wo aus es an die Unesco-Botschaft in Paris weitergeleitet und auf einer Liste hinterlegt wird. Frühestens 2020 kann dann Österreich die Karnischen Alpen als Weltnaturerbe vorschlagen. Die Entscheidung liegt dann beim Welterbe-Komitee der Unesco. Bisher hat Österreich mit dem Nationalpark Kalkalpen ein einziges Unesco-Weltnaturerbe. Auf der Liste mit den Kandidaten für eine Welterbe-Auszeichnung, von denen Österreich jährlich zwei nominieren darf, stehen aktuell zwölf Stätten.

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