Im "Allerheiligsten" des Fußballs

Im "Allerheiligsten" des Fußballs
Fanreise nach Manchester & Liverpool – mit Besuch der Spielerkabinen und Match-Ticket.

Die Tür öffnet sich, ein Raunen geht durch die Reisegruppe. Das Besondere ist, dass hier in diesem kleinen Raum nichts besonders aussieht. Ins Auge sticht lediglich eine rote Holzbank. „Auf dieser Bank sind schon in den 60er-Jahren die Spieler des FC Liverpool gesessen, um sich ihr Dress anzuziehen und dem Trainer zuzuhören“, erzählt der Guide der Stadiontour stolz. „Wir haben nichts verändert, nur der rote Lack auf dem Holz ist neu.“

Im "Allerheiligsten" des Fußballs
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Die Fußballfans aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt fotografieren zuerst die Holzbank, um sich dann auf dem Platz ihres Lieblingsspielers mit den eigens dafür aufgehängten Trikots selbst ablichten zu lassen. Es ist ein vom österreichischen Veranstalter „Weiss Touristik“ perfekt organisierter Besuch im Herzen eines legendären Fußball-Bauwerks: In der engen Spielerkabine des FC Liverpool an der Anfield Road.
Im "Allerheiligsten" des Fußballs
Szenenwechsel: Der riesige, modern eingerichtete Raum ist mit blauem Neonlicht erleuchtet. Über jedem (für die jeweilige Größe des Spielers eingestellten) Luxussitz ist ein Safe mit persönlichem Zahlencode eingebaut. Das ist also die 2002 errichtete Kabine von Manchester City, finanziert von den neuen Klub-Besitzern aus Abu Dhabi.

Und dem Betrachter wird klar, warum sich jeden Tag Hunderte Menschen durch diese leeren Stadien führen lassen. Eine Reise ins Mutterland des Fußballs bietet stets auch eine einzigartige Kombination aus Tradition, Finanzkraft und Erfolg.

Am eindrucksvollsten gelingt diese Kombination Manchester United, dem englischen Rekordmeister und Dominator des vergangenen Jahrzehnts in der besten Fußball-Liga der Welt. 500.000 Menschen wohnen in der Stadt, die früher für die gnadenloseste Ausformung des Kapitalismus stand. 2,5 Millionen sind im Großraum beheimatet, der dort endet, wo eine halbe Autostunde entfernt Liverpool beginnt. Und scheinbar jeder einzelne davon hat eine überzeugte Antwort parat auf die Frage „United oder City?“

Manchester United und Lokalrivale City verbindet nicht viel. Gemeinsam sind sie aber unglaublich stark: Eine Milliarde Euro Wirtschaftsleistung bringen die beiden Klubs der Stadt. Pro Jahr – oder pro Saison, wie die vielen Fußball-Touristen sagen würden.

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The Manchester United team and retiring manager Alex Ferguson leave on a double decker bus during the soccer team's English Premier League victory parade outside Old Trafford stadium in Manchester May 13, 2013. Manchester United football team celebrate their Premier League victory with a bus-top parade from Old Trafford to Albert Square in Manchester City Centre on Monday. REUTERS/Darren Staples (BRITAIN - Tags: SPORT SOCCER)
Welche Bedeutung United in dieser Stadt hat, zeigt allein die Tatsache, dass die Museen gratis Eintritt anbieten – nur Manchester United nicht. 18 Pfund (21,50 €) werden von 1000 Fans pro Tag ohne Murren für die Kombination aus Stadiontour und Museumsbesuch bezahlt. Es ist eine Tour der Emotionen im Stadion Old Trafford, das auch „Theatre of Dreams“ genannt wird. Männer, die aussehen, als könnte sie im Fußball nichts mehr überraschen, müssen schlucken, als der Guide vom Flugzeugabsturz in München erzählt: Ein großer Teil der legendären Mannschaft von 1958 starb. Die auffallend vielen Frauen staunen über die schier endlose Trophäen-Parade.

Mittendrin im Stadion

Zu einer echten Fußball-Reise gehört natürlich auch ein Match-Besuch. Wie in Österreich einfach eine Karte kaufen und rein ins Stadion – nein, das geht in England nicht. Die Spiele der Großklubs sind stets ausverkauft. Und wer nicht nur einmal über den Reiseveranstalter ein Ticket ergattern will, sondern alle Heimspiele in der edlen Loge von Manchester United besuchen möchte, müsste dafür 70.000 Pfund pro Saison überweisen. Die legendäre Stimmung lässt sich auf einem der 76.000 engen Sesseln aber ohnehin besser aufsaugen, als hinter der Glaswand bei den VIPs.

Weil aber nicht nur zu United, sondern auch zu City und Liverpool immer mehr Interessenten vom Festland drängen, sollen die Stadien ausgebaut werden. Bei City zahlt der Scheich den Ausbau von 45.000 auf 61.000 Sitzplätze. Liverpool will ebenso viele Anhänger unterbringen – doch hinter der Tribüne, die ausgebaut werden soll, wurden zwei Hausbesitzer zu Hausbesetzern. Alle anderen Anrainer haben ihre angrenzenden Wohnungen verkauft. Die letzten beiden pokern noch um einen Preis, der den Traum von einer Villa im Stadtzentrum möglich macht.

Dort, im schöneren Teil der Beatles-Stadt findet sich das Museum der berühmtesten Band der Pop-Historie.

Doch selbst im Beatles-Museum ist ein Verweis auf ein Lied zu hören, das an der Anfield Road immer gesungen wird. Mit „You’ll Never Walk Alone“ wurde 1962 in Liverpool der erste Fußball-Choral überhaupt erfunden. Und die Botschaft stimmt auch nach über 50 Jahren: Die Vereine im Herzen Englands verfügen über so viel Anziehungskraft, dass sie nie alleine marschieren werden.

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