Ein paradiesisches Urlaubsland, das fast niemand kennt

Ein paradiesisches Urlaubsland, das fast niemand kennt
Eine einzigartige Tierwelt, menschenleere Strände, Essen in Haubenqualität, kaum Kriminalität und freundliche Einheimische.

Sind wir einmal ehrlich: Welcher Mensch kennt schon São Tomé und Príncipe? Oder wie es der Generalmanager des Hotels Omali ausdrückt: „Wir müssen uns nicht über das Image des Landes Gedanken machen, wir haben ja keines.“ Nicht einmal eine echte Tourismus-Homepage gibt es.

Im Internet sind auf Deutsch kaum Informationen abrufbar – kein Wunder, gerade einmal 400 deutschsprachige Touristen finden pro Jahr den Weg in das afrikanische Inselreich. Selbst eine Landkarte aufzutreiben ist vor Ort gar nicht so einfach. Wer sich dennoch auf dieses unbekannte Terrain begibt, wird belohnt werden: Menschenleere Traumstrände, ein Schnorchelparadies, stets freundliche Bewohner, kaum Kriminalität, eine tolle Tierwelt und dazu die wohl beste Schokolade der Welt.

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São Tomé: „Hier wächst alles"

Organisierte Reisen nach São und Príncipe sind möglich, aber rar gesät. Mit der Amtssprache Portugiesisch kommt man durchs Land, ansonsten reichen ein paar Brocken Spanisch oder Französisch, um mit den Einheimischen in Kontakt zu treten. Das zahlt sich aus, denn die Bewohner sind besonders freundlich.

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Hellgrün sind (großteils nicht erschlossene) Nationalparks

Offiziell liegt die Arbeitslosenquote zwar nur bei 15 Prozent, aber hinter vorgehaltener Hand ist von bis zu 65 Prozent die Rede. „Wir müssen nicht arbeiten, weil bei uns wächst ohnehin alles“, meint ein Einheimischer lächelnd. Die Lebenserwartung auf den beiden Inseln, die zusammen einen Staat bilden, beträgt 69 Jahre, in Afrika ein Spitzenwert. Man findet alles am Wegesrand – Bananen, Papayas, Kokosnüsse, Kakao. Sogar Baobap-Bäume, die sonst nur auf Madagaskar wachsen, gibt es. Dabei sind einige Teile des Landes bis heute noch unerforscht.

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Fackel-Ingwer

Beide Inseln sind ein kleines Paradies am Äquator, mitunter werden sie als Afrikas Galapagos-Inseln bezeichnet: Hunderte Pflanzenarten (etwa Ingwer-Arten) und 21 Tiere (vor allem Vögel wie etwa der Sao-Tomé-Zwergfischer) gibt es ausschließlich hier. Die Mangrovensümpfe im Süden der Hauptinsel São sind atemberaubend.

Dazu brüten gleich vier von sieben Schildkrötenarten an den Stränden – darunter die riesige Lederschildkröte, die eine Tonne schwer werden kann. An den südlichen Stränden sind in der Hauptzeit im Dezember bis zu 30 Tiere gleichzeitig zu sehen, berichten Einheimische. Im Fischerdorf Morro Peixe kann man außerdem ein kleines, aber feines Schildkrötenmuseum besuchen.

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Sao-Tomé-Zwergfischer

Auch Buckelwale geben sich ein Stelldichein. Riesige Fledermäuse und Flughunde flattern über die Köpfe der Besucher. Kleine Affen sind ebenfalls unterwegs. Sie werden allerdings von den Einheimischen gejagt und gegessen. Dafür wurden sie einst von den Portugiesen extra eingeführt. Das Land ist aber insgesamt eher arm, die meisten Straßen sind in schlechtem Zustand, ein Geländefahrzeug ist ratsam.

São Tomé wurde 1471 vom Seefahrer João de Santarém entdeckt. Die damals unbewohnten Inseln sind für den Anbau von Zuckerrohr, Kaffee und Kakao genutzt worden. Dafür wurden Sklaven aus Kap Verde, Angola und Mosambik herangekarrt – deshalb ist die lokale Bevölkerung bis heute multikulturell und in allen Hautschattierungen von braun bis schwarz zu finden. 1975 wurde die Kolonie unabhängig, die Portugiesen überließen die bis dahin weiter in sklavenähnlichen Zuständen gehaltene Bevölkerung einfach ihrem Schicksal.

Morbider Charme

Diese lebte fast 40 Jahre in Misswirtschaft und Korruption, das Land geriet weltweit fast in Vergessenheit. Die alten Kolonialbauten blieben ungenutzt und sind stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es ist ein morbider Charme, der nun von den Gebäuden ausgeht. Zur großen Freude der Fotografen. Noch heute fehlt das Geld um etwa Schiffswracks zu entfernen – das wiederum zur Freude der Taucher. Dennoch wird penibel auf Sauberkeit geachtet, viele leben vom Fischfang und den Früchten des Waldes.

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Verfallene Kolonial-Häuser

Doch seit einigen Jahren blüht das Land auf, verschiedene Staaten (von China bis zu den Niederlanden) und Privatpersonen pumpen Geld nach São Tomé. Der Tourismus beginnt plötzlich anzuziehen. Das Reise-Fachmagazin Lonely Planet nahm heuer erstmals São Tomé und Príncipe in die Liste der Top-10-Länder auf, die man kommendes Jahr besuchen muss.

Wandern und essen

Neben einem sternenklaren Himmel mit einem selten guten Blick auf die Milchstraße gibt es großartige Wandermöglichkeiten im Regenwald. Wie der Name sagt, sollte man auf den teils abenteuerlichen Touren für entsprechendes Wetter ausgerüstet sein. Notfalls dient ein Bananenblatt als Regenschirm. Ein ideales Wandergebiet ist rund um den Pico de São Tomé, der das letzte Überbleibsel eines längst erloschenen Vulkans ist. Angeblich war erst eine deutschsprachige Person am Gipfel.

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Bananenblatt als Regenschutz

Dem portugiesischen TV- und Sternekoch João Carlos Silva ist es zu verdanken, dass das kulinarische Angebot wächst und wächst, es gibt Lokale mit Haubenqualität. Auch die lokale Küche ist hervorragend, neben den Fischen sorgen vor allem die Gerichte mit Bananen und Affenbrotbaum-Frucht für Entzücken.

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João Carlos Silva

Speziell ist das „Chez Tete“ in der Hauptstadt (Avenida Marginal 12 Julho). Die Besitzerin, „Madame Tete“, hat einst damit begonnen im Hinterhof für ihre Bekannten zu kochen. Daraus wurde eines der besten Restaurants der Stadt, heute kocht sie noch immer in ihrem privaten Hof – allerdings in einem anderen, schöneren Haus. Wenn einmal der Strom ausfällt, was gelegentlich passiert, macht es auch nichts. Das ist eben Afrika.

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Fischerin in Morro Peixe

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Warum in Príncipe die Drachen den Luxus bringen

Purer Luxus mitten im Urwald. Bunte Eisvögel oder Graupapageien, die beim Baden  zuschauen. Frischer Kaffee aus eigener Produktion mit Kokosmilch. Dazu  menschenleere Traumstrände. Wenn man Fußspuren findet,  dann sind es die eigenen vom Vortag. Bacardi drehte hier seinen legendären Karibik-Werbespot. Alles ist auf sanften Tourismus getrimmt.

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Das Bom Bom

Das ist die  – großteils umgesetzte – Vision des Internet-Milliardärs Mark Shuttleworth. 70 Millionen Euro investierte der Südafrikaner auf Príncipe über seine Firma HBD. Das steht für „Here Be Dragons“, denn damit wurden auf Karten im Mittelalter jene Stellen bezeichnet, die unerforscht waren. Auf Príncipe sind bis heute 50 Prozent nicht erschlossener Nationalpark. Eines Tages möchte Shuttleworth, der viele Strände aufgekauft hat, alles der Bevölkerung als florierendes Unternehmen übergeben. Schon jetzt arbeiten zehn Prozent der Bewohner für ihn.

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Sundy Praia

Vor allem die Hotels Bom Bom (Traumbungalows neben einer Privatinsel) und das Roça Sundy (in einem altkolonialen Herrschaftssitz) locken die Gäste. Das superluxuriöse Sundy Paria hat vor rund eineinhalb Jahren eröffnet. Alle Häuser stehen sehr gut da, das Personal ist großartig, das Essen fantastisch, doch so ganz in Schwung sind die superluxuriösen Bereiche noch nicht gekommen. Das liegt vor allem an der etwas mühevollen Anreise mit de facto drei bis vier Flügen aus Europa.

Das Sundy Praia hatte  so Schwierigkeiten, Zimmer um  mehr als 1000 € pro Nacht zu verkaufen. Für den Gast ist das hervorragend, denn aktuell werden die Räume um durchschnittlich 680 € angeboten („Schnäppchen“ um 500 € sind möglich). Die anderen beiden Quartiere kosten um die 200 €. Es gibt auch erste  Angebote auf Airbnb. Über die hohen Zimmerpreise wird  ein Massenansturm verhindert. 2025 soll mit chinesischem Geld ein Hafen für Kreuzfahrtschiffe gebaut und in den kommenden Jahren erstmals nach Öl gebohrt werden – dann wird vieles anders.

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Eine Tonne schwere Schildkröte

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Infos zu São Tomé und Príncipe

Anreise Nach São Tomé und Príncipe fliegt die portugiesische Fluglinie Tap (www.flytap.com) – von Lissabon drei Mal die Woche via Accra (Ghana) – oder die lokale Fluglinie STP Airways (www.stpairways.st) direkt. Zwischen der Hauptinsel und Príncipe fliegen STP und Africa’s Connection mit Propellermaschinen.

Beste Reisezeit Die Trockenzeit dauert von Juni bis September. Prinzipiell ist   mit Regen   immer zu rechnen – es ist nur die Frage, ob es mehr oder weniger ist. Viel Regen ist im Oktober/November und von März bis Mai zu erwarten. Allerdings regnet es im Norden von São Tomé weit seltener als im Süden. Das Meer ist so warm, dass man im Starkregen baden kann. Für Tierbeobachter ist die Schildkröten-Saison (von Oktober bis April, am besten im Dezember) und die Wal-Saison (August bis Oktober) wichtig.

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Santo Antonio

Sicherheit Das Außenministerium in Wien legt die Sicherheitslage mit der niedrigsten Stufe eins fest, die Kriminalität ist extrem niedrig. Es gibt  ein gefährliches Tier (schwarze Kobra), das aber selbst Einheimische kaum zu Gesicht bekommen.

Pauschal  São Tomé und Príncipe ist kein Billigland, Pauschalpakete bieten  Weltweitwandern, Wikinger- Reisen oder Reisen mit Sinnen an.

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Gesundheit Keine Pflichtimpfungen. Der Staat hat die Malaria auf der Insel Príncipe für ausgerottet erklärt, in São Tomé werden die Mücken von chinesischen Firmen mit Sprühmitteln intensiv bekämpft, das Tropeninstitut in Wien stuft das Land aber dennoch weiterhin als „Hochrisikogebiet“ ein.

Geld und Reise Es gibt keine Bankomaten, an denen man mit internationalen Karten Geld abheben kann. Kreditkarten akzeptieren nur Hotels. Deshalb muss genügend Bargeld mitgenommen werden. Fast überall kann mit Euro gezahlt werden, meist gibt es das Wechselgeld in  Dobras (25 Dobra etwa ein Euro). Manche kleineren Orte werden erst jetzt an das Stromnetz angeschlossen. Es gibt wenige Landkarten. Gesprochen wird vor allem portugiesisch, etwas spanisch, französisch und in den Hotels englisch. Aufgrund der Sicherheitslage sind Individualreisen ohne weiteres möglich, die Organisation aber eher etwas für Fortgeschrittene.

 

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