Chile: Auf der Suche nach dem anderen Universum

Fjorde, Regenwälder, Berglegenden. Chiles Landschaften sind mythisch-magischer Raum. Dazu gehört die trockenste Wüste der Welt, die mehr Einblick in das Universum gewährt, als sonst irgendein Ort.

Es sieht aus, als wären Außerirdische auf dem Mars gelandet. Vier große Teleskope mit modernster Technologie stehen einsam auf dem Paranal, einem Berg auf 2.600 Metern Höhe in der Atacama-Wüste. Der Sand und die Steine wechseln zwischen hell- und dunkelbraun, es wachsen weder Grashalme noch Sträucher noch Bäume. Die Atacama im Norden Chiles ist die trockenste Wüste der Erde, sie ist zehn Mal trockener als die Sahara. Die Luftfeuchtigkeit liegt lediglich zwischen einem und fünf Prozent. Es sieht nicht nur wie auf dem Mars aus, tatsächlich werden hier auch jene Geräte getestet, die diesen Planeten erforschen sollen, bevor sie auf die 56 Millionen Kilometer lange Reise geschickt werden.

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epa03504793 A photograph made available 11 December 2012 shows a guanaco at the Condor viewpoint in the Torres del Paine National Park, Chile, 30 November 2012. Almost a year after forest fires destroyed more than 17,000 hectares of the park, General Director of Chile's National Forest Corporation (CONAF), Educardo Katz, is reported to have said that over the past year, man has learned to leave nature to work and that is what is being done. EPA/FRANCISCO NEGRONI
„Unsere Teleskope brauchen Höhe und Trockenheit“, erklärt der belgische Astronom Henri Boffin. Hier auf dem Paranal sei die Lage einzigartig. Der kalte Humboldt-Strom des zwölf Kilometer nahen Pazifik verhindere das Aufsteigen der Wolken und damit Regen. Dieses Phänomen heißt Camanchaca. Auf der anderen Seite halten die Anden Schlechtwetter ab. Somit gibt es mehr als 300 klare Nächte pro Jahr, und die Astronomen können mit den Teleskopen ihre Augen ins Universum richten.

Die ESO (European Southern Oberservatory – Europäische Südsternwarte), der Österreich 2009 beigetreten ist, betreibt auf dem Paranal das Very Large Telescope (VLT). Es ist das Flaggschiff der europäischen Astronomie. Das VLT ist das fortschrittlichste optische Instrument der Welt und besteht aus vier Hauptteleskopen, die jeweils über einen Spiegeldurchmesser von 8,2 Metern verfügen. Dazu kommen noch vier auf Schienen bewegliche Hilfsteleskope. Jedes Hauptteleskop kann bei einer Belichtungszeit von einer Stunde Bilder von Himmelsobjekten dreißigster Größenklassen aufnehmen. Das sind Objekte, die vier Milliarden Mal schwächer leuchten als alles, was das menschliche Auge ohne Hilfsmittel gerade noch sehen kann.

Zu welch neuen Erkenntissen hat das VLT geführt? „Wir wissen nun, dass wir fast nichts wissen“, gesteht Boffin, der am VLT arbeitet. Das Wissen, das es vor 20 Jahren gab, sei heute völlig veraltet. „Wir kennen nur vier Prozent des Universums. 73 Prozent sind dunkle Energie und 23 Prozent dunkle Materie.“ Was dunkle Energie und dunkle Materie seien, wisse man nicht.

Mit dem VLT konnten Astronomen auch das Alter des ältesten Sterns bestimmen, den man in unserer Milchstraße kennt. Er ist vor 13,2 Milliarden Jahren während der frühesten Phase der Sternentstehung im Universum entstanden.

Boffin: „Aufgrund des Teleskops konnten wir feststellen, dass sich das Wachstum des Universums beschleunigt. Wir dachten früher, dass die Ausbreitung aufhören müsste, da die Gravitation die Galaxien zusammenbringt. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Es gibt eine weitere Kraft, die gegen die Gravitation wirkt und für die Ausbreitung des Universums sorgt. Wir kennen sie nicht, wissen aber, dass sie da ist.“

Die Frage, die die Menschen bewegt, ist die nach Leben in dem schier unendlichen Universum. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es Leben gibt, ist größer geworden“, meint Boffin. Nicht in der Form grüner Marsmännchen, sondern zum Beispiel in Form von Bakterien.

Forschungen zufolge wird der Sonne in vier bis fünf Milliarden Jahren ihre Energie ausgehen. Bevor sie stirbt, wird sie einen Teil ihrer Materie ausstoßen. Manche Forscher glauben, dass durch diesen Ausstoß die Erde zerstörtwird. Boffin ist sich hier nicht so sicher. Denn alles hänge davon ab, ob die Erde in der Lage sein werde, sich von der Sonne wegzubewegen oder nicht. Denn wenn die Sonne Masse verliere, werde auch ihre Gravitation schwächer. „Es gibt den Ausweg, dass sich die Erde von der Sonne wegbewegt. Es wird aber in jedem Fall schon vorher auf der Erde heißer werden und die Hitze bedroht das Leben. Der Planet an sich könnte weiter existieren.“

Das größte Auge auf den Himmel

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Artists impression of the European Extremely Large Telescope (E-ELT). The E-ELT will be the largest optical/infrared telescope in the world — the worlds biggest eye on the sky.
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Artists impression of the European Extremely Large Telescope (E-ELT) in its enclosure on Cerro Armazones, a 3060-metre mountaintop in Chiles Atacama Desert. The 39.3-metre E-ELT will be the largest optical/infrared telescope in the world — the worlds
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Artists impression of the European Extremely Large Telescope (E-ELT) at night whilst observations are in progress. The 39.3-metre E-ELT will be the largest optical/infrared telescope in the world — the worlds biggest eye on the sky. Operations are pl
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Birds eye view of the elaborate 3-dimensional model of the European Extremely Large Telescope developed to determine expected performance during observing conditions. With a 40-metre-class diameter primary mirror, the present baseline, its total rotating
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A full-sized mock-up of the E-ELT primary mirror built by participants at ESOs Open House Day 2011.
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Several test segments of the giant primary mirror of the E-ELT are currently undergoing testing close to ESO’s headquarters in Garching, Germany. This picture shows an engineer adjusting the complex support mechanisms that control the shape and posit
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On 26 April 2010, the ESO Council selected Cerro Armazones as the site for the planned 40-metre-class European Extremely Large Telescope. Cerro Armazones is an isolated mountain at 3060 metres altitude in the central part of Chiles Atacama Desert, some 13
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Artists impression of the European Extremely Large Telescope (E-ELT) on Cerro Armazones, a 3060-metre mountaintop in Chiles Atacama Desert. The E-ELT will be the largest optical/infrared telescope in the world — the worlds biggest eye on the sky.
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View of Cerro Armazones in the Chilean desert, near ESOs Paranal Observatory, site of the Very Large Telescope (VLT). Cerro Armazones was chosen as the site for the planned European Extremely Large Telescope (E-ELT), which, with its 40-metre-class diamete
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The E-ELT here seen in a scale comparison with one of the VLT domes.
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E-ELT and VLT sizes compared with the St.Stephans cathedral.
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Section view of the E-ELT dome. This dome design, presented in November 2008 at the Baseline Reference Design version 3, is the result for a detailed design study and was realised together with ESOs industrial partners. The dome is about 80 m high and has
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Artists impression of the four laser stars that the European Extremely Large Telescope will use.
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June 2009 version of the design of the 40-metre-class European Extremely Large Telescope (E-ELT) in its enclosure, currently being planned by ESO (artist’s impression). On the right side of the supporting structure of the telescope the instrument pla
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A new architectural concept drawing of ESO’s planned European Extremely Large Telescope (E-ELT) shows the telescope at work, with its dome open and its record-setting 40-metre-class primary mirror pointed to the sky. In this illustration, clouds floa

Je besser die Teleskope, umso mehr und bessere Erkenntnisse können die Astronomen gewinnen. 25 Kilometer vom Paranal entfernt wird auf dem Amazonas auf 2.500 Höhe nun ein neues, noch nie dagewesenes Teleskop errichtet. Das European Extremely Large Teleskope (E-ELT). Die Kosten werden auf rund 1,1 Milliarden Euro geschätzt. Mit einem Spiegel von rund 40 Metern Durchmesser wird es das weltweit größte Teleskop für sichtbares und infrarotes Licht sein. Es kann 15-mal mehr Licht sammeln als die größten heute in Betrieb befindlichen Teleskope. Es wird 15 mal schärfere Abbildungen liefern als das Weltraumteleskop Hubble. In zehn Jahren soll es in Betrieb gehen.

Während das VLT und das E-ELT auf Hitze ausstrahlende Sterne und Nebel angewiesen sind, kann ALMA das kalte Universum erforschen.

ALMA - Riesenteleskop auf 5.000 Metern

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Auf der Hochebene Chajnantor bei San Piedro in der Atacama-Wüste errichtet die ESO gemeinsam mit den USA, Kanada, Japan und Taiwan das Atacama Large Millimeter Array, Kurz ALMA genannt. Insgesamt 66 Teleskope befinden sich auf einer Höhe von 5.050 Metern. Sie sollen das Licht einiger der kältesten Objekte im Universum auffangen. Die ersten Teleskope sind bereits seit 2011 in Betrieb. Offiziell wird ALMA Anfang März eröffnet.

„Die Gesellschaft stellt sich seit Jahren Fragen à la „Wie hat alles begonnen, oder gibt es irgendwo noch Leben oder sogar intelligentes Leben?“ Die Astronomie hat die Werkzeuge dafür, um Antworten zu finden“, sagt der belgische Astronom Henri Boffin. Die ESO geht noch weiter: „Astronomie steckt den Rahmen für zukünftige Expeditionen ins All und langfristig für eine mögliche Besiedlung des Weltalls durch die Menschheit ab. Heutige astronomische Beobachtungen leisten Vorarbeit für die Aufgaben künftiger Generationen.“

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