Bären-Peepshow an der "Letzten Grenze"
Last Frontier“, letzte Grenze: Alaska nennt sich heute noch so, wie es die ersten amerikanischen Siedler taten. Der 49. Staat der USA ist aber alles andere als „das Letzte“, sondern ein Land der Superlative: Alaska ist der nördlichste, westlichste und größte Bundesstaat und hat den größten zusammenhängenden Gletscher der Erde, so groß wie Österreich. In s Staatsgebiet würde Deutschland vier Mal hineinpassen!
Bester Lachs
Nicht zu vergessen: Ich habe hier den bisher besten Lachs meines Lebens gegessen. Fangfrisch. Mehr rot als rosa. Nicht so blass wie daheim aus dem Kühlregal. Und auf eine Weise zubereitet, die den schlechten Ruf der amerikanischen Küche Lügen straft. Der Lachs Burger – ein Gedicht!
Ausgangspunkt meiner Alaska-Entdeckung ist das gemütliche Städtchen Fairbanks, wo ich im Juni bei erstaunlichen 29 Grad ins Schwitzen gekommen bin. Wer denkt schon an T-Shirts im „Tiefkühlfach Amerikas“! Und dass man um Mitternacht bei strahlendem Sonnenschein am idyllischen Chena River sitzend jedes Gefühl für (Jahres-)Zeit verliert? Zum Glück hat selbst das kleinste Zimmer lichtdichte Vorhänge.
Apropos günstig: Billig ist Alaska nicht. Wenn Sie nicht mindestens 4000 € locker lassen können, dann werden Ihnen die schönsten Naturerlebnisse verborgen bleiben. Denn um mit Bären, Walen und Gletschern auf Tuchfühlung gehen zu können, muss man in Wasser- und andere Kleinflugzeuge, Ausflugsschiffe oder wenigstens einen Tourbus steigen, und diese Ausflüge kosten Geld.
Mein erster mit etwa 146 € recht günstiger Ausflug führt mich vom McKinley Chalet Resort, etwa fünf Autostunden von Fairbanks entfernt, in den Denali Nationalpark mit der bizarren Dauerfrost-Landschaft (Tundra) aus Schnee, Gletscher, Wiesen, Flüssen und dem Blick auf den Mount McKinley.
Safari im Schulbus
Als Alternative bleiben Shuttlebus und Wanderungen von Station zu Station, für den Privatverkehr ist die einzige Straße im Park gesperrt.
Wer macht den Elch?
Grau in grau ist es später auch in der Erdöl- und Hafenstadt Valdez, die durch die Tankerkatastrophe von 1989 traurige Berühmtheit erlangte. Von hier aus führt die Trans-Alaska-Pipeline quer durch den ganzen Staat. Der schmucklose Ort schleppt jedoch das Leid einer ganz anderen Tragödie mit sich herum: Ein Karfreitagsbeben zerstörte 1964 ganz Valdez, und die Bürger sind heute noch stolz auf ihre Politiker, die ihren Ort Haus für Haus an einer anderen, sichereren Stelle neu aufbauten. Das städtische Museum zeigt das in epischer Breite – mit Film, Exponaten und Fotos.
Wale, Robben, Gletscher
Aber der wahre Grund, warum Alaska-Besucher unbedingt nach Valdez kommen sollten, ist der Prinz Williams Sound. Eine Tageskreuzfahrt durch diese Bucht im Golf von Alaska bietet, egal bei welchem Wetter, Foto- und Videomotive am laufenden Band: Wale, Delfine, Seelöwen, Robben, Lachsfischer – und die mächtigen Gletscher, die bis ins Meer ragen. Plötzlich brechen riesige Eismassen mit lautem Getöse ab und stürzen ins Meer. Mutige und Wetterfeste wohnen diesem fast minütlich wiederkehrenden Naturereignis von Kajaks aus bei.
Ich will von Kapitänin Amanda wissen, warum sie ihren Job, täglich Touristen hierher zu karren, augenscheinlich immer noch liebt. „Es ist das Eis“, sagt sie mit leuchtenden Augen. „Das Eis hier sieht jeden Tag anders aus. An einem Tag wie heute ist es ganz besonders blau. “
Sweet Homer
Mein persönliches Alaska-Highlight ist der entzückende Ort Homer. Nicht, weil er so heißt wie der Ober-Simpson aus der Satire-Comic-Serie. Sondern weil Homer mit seinen bunten Häuschen und Villen am Meer mit Blick auf die Gletscherwelt so eine beschauliche Ruhe ausstrahlt. Und weil ich hier den Grizzlybären begegnet bin.
Homer ist mir auch deshalb in so angenehmer Erinnerung, weil ich wunderbare Menschen kennengelernt habe. Das herzliche Sänger- und Ehepaar Jo Ann und Monte zum Beispiel. Ihnen verdanke ich die Begegnung mit einem Tier, das ich seit dem Alaska-Trip mit mir herumschleppe: den Ohrwurm „Song of Alaska“.
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