In Äthiopien trifft die Vergangenheit auf die Zukunft
Den ersten Eindruck von Äthiopien vermittelt die junge Frau im bunten Kleid, die in der Ankunftshalle des Flughafens von Addis Abeba Kaffee röstet und ausschenkt. Auf einem großen Metallteller erhitzt sie die frisch gewaschenen Bohnen, stampft sie, gießt heißes Wasser auf und serviert in kleinen Porzellantassen den Kaffee, auf den die Menschen hier so stolz sind. Reiseleiter Getnet Mulugeta erklärt die Zeremonie: "Wenn ein Äthiopier dir einen Kaffee anbietet, kannst du nicht ablehnen."
Auf dem Tanasee bei Bahir Dar gibt es beides: Im größten Gewässer des Landes – sieben Mal so groß wie der Bodensee – liegen 20 mittelalterliche Klosterinseln, die man mit dem Motorboot erreicht, dann geht es zu Fuß durch den Dschungel weiter zu der traditionellen runden Kirche. In ihrer Mitte hat jede einen verschlossenen Raum, in dem eine Kopie der biblischen Bundeslade steht. Das Original bekam der Sohn der schönen Königin von Saba geschenkt, als er zum ersten Mal seinen Vater König Salomon in Israel besuchte, besagt eine der vielen äthiopische Erzählungen.
Auf den Feldern
Einen Eindruck vom Alltag bekommt man unterwegs, denn entlang der Straßen spielt sich das Leben ab. Die Menschen hier sind meist Bauern und leben von ihrem Gemüse und ihren Tieren, wie früher in Europa pflügen sie ihre Felder mit Ochs und Joch. Die Hütten wirken für europäische Augen ärmlich, vor allem wenn der Regen die Straßen schlammig macht, aber Getnet sieht das anders: "Den Menschen in dieser Gegend geht es nicht schlecht, sie ernten zwei bis drei Mal im Jahr und empfinden sich nicht als arm. Eine Generation früher herrschte hier noch Hunger, jetzt nicht mehr."
Vor ihren kleinen Häusern kochen die Frauen, sie waschen oder sie unterhalten sich mit den Nachbarinnen. Ihre Einkäufe machen sie am Markt, auf dem die Standlerinnen Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln, Mangos oder Karotten anbieten. Und die bunten Plastikschlapfen, die alle Kinder tragen: "Die kommen nicht aus China, sondern aus unseren vielen neuen Fabriken", betont Getnet. Auch der wachsende Tourismus zeigt Wirkung: "Bei den Sehenswürdigkeiten entstehen Jobs", sagt er und zeigt auf neu gebaute Häuser beim Tor zum Sämen-Nationalpark, der von Österreich unterstützt wird.
UNESCO-Welterbe
Ethiopian Airlines fliegt vier Mal pro Woche (ab 10. Dezember fünf Mal) in sechs Stunden direkt von Wien nach Addis Abeba (ab 412 €).
Ein Visum kann bei der Botschaft, direkt am Flughafen in Addis Abeba oder neuerdings elektronisch unter www.evisa.gov.et beantragt werden und kostet 50 US-Dollar (vor Ort in bar). Der Reisepass muss noch sechs Monate gültig sein.
Es entstehen derzeit zahlreiche neue Hotels, bisher ist das Angebot eher durchschnittlich. Internationalen Luxus bietet das Hotel Radisson Blue in Addis Abeba; (teures) köstliches Mittagsbuffet mit lokalen Spezialitäten. Über der Stadt Gonder thront das „Hotel Goha“. In Lalibela ist das „Panoramic View“ eine moderne und saubere Übernachtungsmöglichkeit mit einem angenehmen Garten.
Essen und TrinkenÄthiopier essen viel Gemüse, Fleisch oft als Ragout mit Zwiebeln. Typischerweise nehmen sie das Essen mit der Hand in einem Stück weichen Fladen, Injera. Er ist aus Taffmehl gemacht und schmeckt säuerlich. Lokale Speisen und Weine auf hohem Niveau bieten „The Four Sisters“
in Gonder. Einen beeindruckenden Ausblick sowie gutes Essen gibt es im „Old Abyssinia“ in Lalibela. Im Galerie-Restaurant „Makush“ in Addis Abeba erleben Besucher das moderne städtische Leben und bekommen zur Abwechslung italienische Küche.
Von November bis Mai; im Juli und August ist Regenzeit. Aufgrund der Höhenlage (über 1800 Meter) kühlt es am Abend ab.
ReisemöglichkeitenDie meisten Touristen kommen mit Reisegruppen oder mit einer lokal organisierten Privatreise. Individualreisen sind möglich, aber aufwendig.
Mietwagen zum Selbstfahren gibt es nicht, nur mit Chauffeur.
Grand Holidays Ethiopia (von National Geographic ausgezeichnet):
www.reisen-nach-äthiopien.de
Grand Holidays Ethiopian arbeitet mit österreichischen Veranstaltern wie Raiffeisen, Ruefa, Intertravel und Optimundus zusammen. Beispiel: zehntägige Rundreise um 2595 € (pro Person im Doppelzimmer).
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