Würde auch nur ein bisschen davon wahr

Würde auch nur ein bisschen davon wahr
Wie heimische Politiker die Bürger im neuen Jahr erfreuen könnten.

Es ist die Zeit der guten Vorsätze: nicht mehr rauchen, mehr bewegen, weniger stressen lassen. Auch Politiker sollten sich für 2012 nicht nur etwas vornehmen; sie sollten es auch tun:

SPÖ-Kanzler Werner Faymann sieht ein, dass nicht der Boulevard über sein Wohl oder Wehe entscheidet; dazu gibt es Wahlen – und (s)eine Partei. Deren Spitzen wird bewusst, dass der ORF , für den die Bürger zahlen, nicht ihnen gehört. Und Faymann beteuert nicht nur, ein glühender Europäer zu sein, er ist fortan einer.

ÖVP-Vizekanzler Michael Spindelegger sieht ein, dass es in diesem Land nicht nur "Leistungsträger" gibt – und dass sich Millionäre bessere Anwälte leisten können, als es die Schwarzen sind.

Faymann und Spindelegger regieren, statt gegen die jeweils andere Partei zu intrigieren –, weil davon nur der rechte Oppositionsrecke etwas hat.

Finanzministerin Maria Fekter spricht nicht, bevor sie denkt –, sie macht es umgekehrt.

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner sagt weiterhin, was Sache ist –, auch wenn das seinem Parteichef nicht gefällt: etwa dass der Staatshaushalt ohne neue Steuern nicht zu sanieren ist.

Verteidigungsminister Norbert Darabos bekriegt nicht Generäle, er plant generalstabsmäßig eine Heeresreform.

Minister Nikolaus Berlakovich investiert so viel Energie in Umweltpolitik wie in die Eigenwerbung.

Außenamtsstaatssekretär Wolfgang Waldner arbeitet daran, dass Ende kommenden Jahres nicht nur Außenminister Spindelegger weiß, wer er ist und was er tut.

Mutanfall

Nachdem wir uns anscheinend eingebildet haben, dass 2011 das "Jahr der Bildung" war, bilden Rot und Schwarz 2012 eine Reformachse. Und Spindelegger macht, was kein ÖVP-Obmann vor ihm gewagt hat: Er trotzt den beharrenden ÖVP-Lehrervertretern.

Der im November als Beamtengewerkschaftsboss wiedergewählte Fritz Neugebauer (67) schließt aus, in fünf Jahren erneut zu kandidieren.

Grün-Mandatar Peter Pilz nutzt den Untersuchungsausschuss zu den Korruptionsaffären zur Aufklärung, nicht zur Pflege der eigenen Eitelkeit.

BZÖ-Abgeordnete wie Gerald Grosz verwechseln das Hohe Haus nicht mehr mit einem Bierzelt.

BZÖ-Chef Josef Bucher erkennt, dass aus den Stadlers und Westenthalers seiner Partei keine Wirtschaftsliberalen zu formen sind.

FPÖ-Frontmann Heinz-Christian Strache macht einen konstruktiven Vorschlag.

Der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf tritt ab, weil er merkt, dass er mit seiner Gesinnung in diesem Staatsamt untragbar ist.

Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl fürchtet nicht, dass Stillstand auch das Wort des Jahres 2012 wird.

Und: Kein Politiker muss wegen Korruptionsvorwürfen zurücktreten.

All das klingt unrealistisch? Ist es auch. Würde aber nur ein bisschen davon wahr, hätten wir ein gutes Jahr.

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